Eine gewisse Aufregung wollte Pierre Gasly im Vorfeld seines ersten Rennens in der Formel 1 nicht abstreiten. Dass es dann aber gleich so kompliziert wird, hätte der Franzose wohl nicht gedacht. Nicht die Pace an sich bereitete dem Toro-Rosso-Piloten in Malaysia Probleme. Nach einem guten Qualifying, das er nur knapp hinter Carlos Sainz beendete, landete er im Rennen ohne sichtbare Zwischenfälle auf Rang 14.

Doch in seinem Cockpit entwickelte sich das Rennen zu einer harten Probe. "Es war ein physisch hartes Rennen, denn mein Trinksystem hat nicht richtig funktioniert. Das Wasser ist über mein ganzes Gesicht gelaufen, aber nicht in meinen Mund!", erklärte Gasly. In der Hitze von Malaysia war das natürlich mehr als nur suboptimal, ist die regelmäßige Zufuhr von Flüssigkeit besonders dort essenziell.

Insgesamt zog er nach seinem ersten Rennen aber ein positives Fazit. "Es ist ein Tag, den ich nie vergessen werde. Es war definitiv eine tolle Erfahrung, es lief sogar besser als erwartet", sagte der 21-Jährige. Dass auch abseits der Trinkproblematik noch lange nicht alles perfekt war, wollte Gasly aber gar nicht verheimlichen.

"Ich muss das Reifen-Management noch besser lernen, da hatte ich gegen Rennende Probleme. Auch die Situationen mit den blauen Flaggen verliefen nicht perfekt. Aber das kommt mit der Zeit, da bin ich sicher", so Gasly. Auch im Cockpit selbst stehen noch Verbesserungen an. Der Sitz passte im Rennen nicht, Gasly zog sich durch zu viel Bewegung innerhalb der Sitzschale leichte Rückenschmerzen zu.

Zweimal Suzuka oder doch Austin?

Im Vorfeld des Malaysia GP erhielt der GP2-Sieger von 2016 die Nachricht, dass er zumindest in Malaysia und Japan den bis dahin wenig überzeugenden Daniil Kvyat ersetzen wird. Eine Chance, die sich der Red-Bull-Junior auch durch zuletzt starke Leistungen in der japanischen Super Formula verdient hatte.

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Dort holte Gasly aus den letzten drei Rennen zwei Siege und einen zweiten Platz. In der Gesamtwertung liegt er nur einen halben Punkt hinter dem Führenden Hiroaki Ishiura. Die Titelchancen sind also noch intakt, die letzten beiden Rennen steigen in drei Wochen in Suzuka. Doch ob Gasly dann überhaupt die Chance erhält, seine nächste große Trophäe einzusacken, steht noch nicht fest.

Das Finalwochenende der Super Formula fällt mit dem Formel-1-Rennen in Austin zusammen. Sollte sich Gasly auch beim kommenden Japan GP - der passenderwiese auch in Suzuka ausgetragen wird - gut anstellen, wäre Red Bull wohl keinesfalls abgeneigt, den Franzosen auch noch weiter bei Toro Rosso zu testen.

Gasly würde sich darüber freuen, ganz kalt ließe ihn der Verzicht auf den Titelkampf in der Super Formula aber nicht. "Titel sind immer wichtig. Vor allem, nach der GP2 auch die Super Formula zu gewinnen, wäre toll. Aber wenn ich in Austin fahren kann, wäre das unglaublich", stellt er klar. Zumal es ihm einen Erfahrungsvorteil und damit einen wichtigen Trumpf für 2018 verschaffen würde. "Es kann eine sehr nützliche Erfahrung sein. Ich fühle mich jede Runde besser im Auto, habe mehr Selbstvertrauen. Wenn ich beim Team bleiben kann, wäre das nützlich für die Zukunft", merkt er an.

Pierre Gasly konnte gut mit Carlos Sainz mithalten, Foto: Sutton
Pierre Gasly konnte gut mit Carlos Sainz mithalten, Foto: Sutton

Super Formula als perfekte Schule

Ganz gleich, ob Gasly die Super Formula gewinnen wird oder nicht. Sein Überbrückungsjahr in Japan will er keinesfalls missen. Aus technischer Sicht fiele der Sprung nun kleiner aus, als wenn er direkt aus der GP2 in die Formel 1 aufgestiegen wäre, erklärt Gasly. "Der Kurvenspeed ist anders, der Downforce ist viel höher als in der GP2. Hier [in der Formel 1; Anm. d. Red.] sind die Autos Biester, sehr schnell in den Highspeed-Kurven. Daher war es sinnvoll für mich, Super Formula zu fahren", stellt er klar.

Denselben Weg ging im vergangenen Jahr auch Stoffel Vandoorne, der dann in die Formel 1 kam. Ob Gasly dem Belgier folgt, steht noch nicht fest. Die Tatsache, dass er aber Einblicke in die japanische Kultur gewonnen hat und in Japan für ein Team mit Honda-Motor unterwegs ist, kann für Toro Rosso nur vorteilhaft sein. Die Italiener treten ab 2018 bekanntermaßen mit Honda-Aggregaten an.

"Ich habe einiges gelernt über ihre Arbeitsweise, ihre Philosophie. Das ist anders als bei uns Europäern", hält Gasly fest. Auch an den kulturellen Unterschieden scheiterte schlussendlich die Zusammenarbeit zwischen McLaren und Honda, deren Kommunikation nie perfekt funktionierte. Ob Gasly es besser gelingen würde, zwischen Team und Hersteller zu vermitteln, als es Vandoorne möglich war, bliebe abzuwarten.

Sollte Toro Rosso sich für Gasly als Stammpiloten 2018 entscheiden, bekommen sie trotz dessen dann erst 22 Jahren einen gereiften Fahrer. "Ich bin erwachsen geworden", so Gasly."Ich habe viel über Respekt gelernt, auch über Höflichkeit gegenüber Menschen. In Europa sind wir sehr egoistisch. Dort ist es das Gegenteil, sie denken auch an andere und wie sie deren Leben verbessern können. Da bin ich auf jeden Fall gereift", erklärt er.