Was war der Grundstein für Verstappens Sieg?

Max Verstappen feierte in Malaysia den zweiten Sieg seiner Formel-1-Karriere. Und das unter trockenen Bedingungen, Red Bull hatte sich im Nassen eigentlich bessere Chancen ausgerechnet. Doch der Rennbeginn lief klar zugunsten der Bullen. Bereits in Runde vier setzte Verstappen einen gewagten Angriff. Doch das Risiko war einkalkuliert. "Natürlich wusste ich, dass Lewis aufgrund der WM mehr zu verlieren hatte. Daher habe ich vielleicht etwas mehr Risiko genommen. Aber es war auch meine einzige Chance", schilderte Verstappen.

Tatsächlich hatte Hamilton gerade zu Rennbeginn Probleme beim Aufladen seiner Batterie. Doch auch später konnte Verstappen problemlos davonziehen. Red Bull war schlicht schneller. "Schlussendlich hatte Max einfach die bessere Pace, ich hätte überall Probleme bekommen, auch wenn er mich nicht an diesem Punkt überholt hätte", gibt Hamilton zu. Somit war alles bereitet für Verstappens Sieg, einen Tag nach seinem 20. Geburtstag.

Mit welchen Problemen kämpfte Mercedes?

Mercedes machte beim Malaysia GP nach dem leichten Performance-Aufschwung im Qualifying da weiter, wo man am Freitag aufgehört hatte: Ferrari und Red Bull meilenweit hinterher zu fahren. Acht Zehntel auf Ferrari, fünf bis sechs auf Red Bull hätten am Wochenende gefehlt, so Lewis Hamilton. Doch woran lag es?

Genau weiß es Mercedes selbst nicht. Erneut sind die Fragzeichen groß - ähnlich wie in Monaco. "Sogar noch größer", urteilt Valtteri Bottas. Doch zumindest das grobe Thema scheint Mercedes zu kennen, 'nur' nicht die Lösung. "Nicht im Arbeitsfenster der Reifen zu sein, ist für uns die fundamentale Story des Jahres 2017", berichtet Toto Wolff.

Warum es im Qualifying kurzzeitig besser gewesen war? "Auf eine Runde ist er (Hamilton, Anm. d. Red.) eine echte Macht, hat das Maximum herausgeholt und von den kühleren Bedingungen profitiert", erklärt Wolff. "Wir müssen die Reifen verstehen. Warum sie manchmal im Fenster sind und manchmal nicht - und warum uns die Hitze Probleme macht", fordert der Motorsportchef.

Damit nicht genug: Lewis Hamilton hatte noch mehr Ärger. "Ich hatte einige Probleme am Anfang des Rennens, Probleme mit De-Rates und der Batterie-Aufladung", schildert der Zweite des Rennens. Doch selbst ohne diese sei es nur eine Frage der Zeit gewesen, bis Verstappen ihn geschnappt hätte, so Hamilton.

Malaysia 2017: F1-Diskussion über Vettel, Verstappen und Mercedes (15:08 Min.)

Wie sah Vettels Aufholjagd aus?

Vom letzten Startplatz aus ins Rennen gegangen, lieferte Sebastian Vettel die erwartete Show. Nach drei Runden lag Vettel bereits auf Platz 13, als seine Aufholjagd eine erste Delle bekam. Unerwartet lange steckte er hinter Fernando Alonso fest, erst in Runde acht kam er vorbei. In der Folge profitierte Vettel von seinen härteren Reifen, sein Stint dauerte länger als jene der Konkurrenz. Mit starken Rundenzeiten kam er auch virtuell immer weiter nach vorne.

Nach 24 Runden hatte er dann den Anschluss an Valtteri Bottas geschafft, einen Weg vorbei fand Vettel aber nicht. Also wurde das Strategie-Lexikon unter dem Begriff Undercut aufgeschlagen. Ferrari holte ihn an die Box, mit frischen Supersofts holte er auf seiner Outlap ausreichend Zeit auf Bottas auf, um den Silberpfeil-Piloten nach dessen Stopp eine Runde später zu überholen. Rang vier war damit eingetütet, es begann der Großangriff auf Daniel Ricciardo. Mit Riesenschritten holte er auf den Australier auf, doch als er wenige Runden vor dem Ende in dessen Heck klebte, brachen die Supersofts ein.

Also nur Platz vier, obwohl dieser Rang noch als Erfolg zu werten ist. Der Punkteverlust auf Lewis Hamilton betrug nur sechs Punkte. Doch Vettel haderte mit dem verpassten Podium. "Wenn man ganz hinten losfährt, ohne von etwas zu profitieren, ist es ganz okay. Aber wenn man so knapp am Podium ist, hätte ich schon gedacht, dass es reicht", so Vettel.

Warum war Bottas so langsam?

Während Lewis Hamilton zusätzlich zu klimatischen Bedingungen und Reifen mit der Technik kämpfte, hatte Teamkollege Valtteri Bottas ergänzend ein anderes Problem: sich selbst. Zumindest wenn es nach Toto Wolff geht, verschärfte der Finne die Mercedes-Probleme in Malaysia zusätzlich. "Der Fahrstil spielt da eine Rolle, Lewis konnte sich besser daran anpassen als Valtteri", erklärt Wolff.

Valtteri Bottas hatte Sebastian Vettel nichts entgegenzusetzen, Foto: LAT Images
Valtteri Bottas hatte Sebastian Vettel nichts entgegenzusetzen, Foto: LAT Images

Fast eine Minute verlor Bottas so auf Rennsieger Max Verstappen. "Ich habe alles versucht und alles gegeben, aber mir fehlte die Pace und ich rutschte viel herum.Ich hatte im ersten Stint recht viel Untersteuern und kämpfte mit der Balance. In diesem Rennen ging es darum, die Reifentemperaturen im Griff zu haben. Je mehr ich angriff, desto mehr überhitzten die Reifen und ich rutschte noch mehr. Also musste ich auf alles achten und deshalb war ich so langsam", schildert Bottas selbst.

Warum war Räikkönens Rennen schon vor dem Start zu Ende?

Technische Probleme gab es bei Ferrari in Malaysia eindeutig zu viele. Am Samstag konnte Sebastian Vettel die Qualifikation nicht bestreiten, Kimi Räikkönen erwischte es gar vor dem Rennen. Auf der Outlap zur Startaufstellung klagte der Finne über Leistungsverlust, das Team wies ihn an, dennoch auf seinen Startplatz zu fahren, wo man sich das Problem anschauen wollte.

Tatsächlich hantierten die Mechaniker am Boliden, ohne aber wirklich fündig zu werden. Das Auto wurde gestartet, das Problem bestand immer noch. Also brachte man Räikkönen von der Startaufstellung in die Garage, um irgendwie noch ein Wunder herbeizuführen. Doch jegliche Bemühungen blieben ohne Erfolg: Räikkönen konnte nicht starten. "Ich weiß nicht, warum wir an diesem Wochenende so viele Probleme hatten. Wir haben wichtige Punkte verloren. Das kam aus dem Nichts, jetzt müssen wir herausfinden, warum", so ein geknickter Iceman.

Für welche Aufreger sorgte Alonso?

Für Fernando Alonso war das Rennen in Malaysia ein ziemlicher Reinfall. Während sein Teamkollege Stoffel Vandoorne auf Rang sieben fuhr, blieb der Spanier als Elfter ohne Zähler. Dennoch war er in zwei Aufreger-Szenen verwickelt. Zuerst kam es zu einem Zwischenfall mit Kevin Magnussen. Der Däne, bekannt für schmutzige Manöver, drängte Alonso nach Kurve eins weit nach außen. Dieser revanchierte sich bei der Einfahrt zu Kurve zwei mit einem leichten Rempler.

Am Funk gab Alonso deutlich zum Besten, was er von Magnussen hält. "So ein Idiot, Hülkenberg hat recht!", raunte er, in Anspielung an den Disput Magnussens mit Nico Hülkenberg in Ungarn. Gegen Rennende dann mischte sich Alonso in den Zweikampf zwischen Daniel Ricciardo und Sebastian Vettel ein. Vettel, der Jagd auf den Australier machte, hing einige Kurven hinter dem zu überrundenden Alonso fest. Ricciardo hatte er zuvor bereitwilliger Platz gemacht.

Sebastian Vettel regte sich am Funk darüber auf, nach dem Rennen roch er Absicht beim Spanier aufgrund dessen Ferrari-Vergangenheit. "Ich glaube, die Leute wissen, dass er Ferrari nicht mag. Ich glaube, er hat sich dann dazu entschieden, Daniel ein bisschen zu helfen. Im Auto macht dich das sauer, weil du im Zweikampf bist. Einen lässt er dann vorbei und kommt direkt vor dir zurück. Aber was willst du machen?", fragte Vettel rhetorisch. Alonso spielte die Szene herunter. "Blue flags, blue flags, das hören wir doch häufiger von ihm", so Alonso in Richtung des Ferrari-Piloten.

Sebastian Vettel beklagte sich über Fernando Alonso, Foto: Sutton
Sebastian Vettel beklagte sich über Fernando Alonso, Foto: Sutton

Was passierte zwischen Ocon und Sainz?

In Runde 25 kam es zu einer Kollision zwischen Esteban Ocon und Carlos Sainz. Der Franzose befand sich nach einem frühen Plattfuß auf Mission Aufholjagd. Er wollte in Kurve eins außen am Spanier vorbei, um in Kurve zwei innen überholen zu können. Dabei touchierte Ocon mit seinem rechten Hinterrad jedoch das linke Vorderrad des Toro-Rosso-Piloten. Ocon wurde ausgehoben und drehte sich. Der Force India blieb jedoch ohne Beschädigung und nach einer kleinen Pirouette konnte der Youngster die Fahrt fortsetzen.

Ocon sah die Schuld für den Vorfall beim Spanier. "Ich weiß nicht, was er gemacht hat, aber er hat sich wohl verbremst und ist geradeaus in mich reingefahren. Dadurch hatte ich mich gedreht", gab Ocon seine Sicht der Dinge zum Besten.

Warum droht Vettel in Japan eine Strafe?

Kurioses gab es in der Auslaufrunde nach Rennende. Alle Fahrer fuhren langsam zurück zur Box, Lance Stroll dabei noch langsamer als Sebastian Vettel. Der Deutsche wollte in Kurve fünf außen vorbei, Stroll zog plötzlich nach rechts, krachte Vettel ins Auto, wobei dessen Bolide schwer beschädigt wurde. Das linke Hinterrad knickte weg und krachte ins Vettel Heck.

"Ich habe außen neben der Ideallinie Gummi mit den Reifen aufgesammelt", schilderte Vettel die Szene. "Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was da los war. Lance hat wohl vergessen, nach vorne zu schauen. Er hat wahrscheinlich aufs Lenkrad geschaut, wollte dann auch Gummi sammeln und ist rübergezogen. Ich war aber schon da und er hat mich nicht gesehen", glaubt er.

Wenngleich die Stewards keine Strafe aussprachen, könnte dieser Vorfall böse Folgen für Vettel haben. Denn der Schaden entstand an einer sehr empfindlichen Stelle des Autos, dort, wo auch das Getriebe sitzt. Sollte das Schaden genommen haben und in Japan getauscht werden müssen, muss Vettel beim kommenden Rennen fünf Plätze weiter hinten starten.

Warum war das Rennen für Sergio Perez besonders hart?

Der Malaysia GP zählt aus physischer Sicht zu den anstrengendsten Rennen des Jahres. Körperliche Fitness ist dafür zwingend notwendig. Sergio Perez ist nicht dafür bekannt, seine Konstitution zu vernachlässigen. Doch vor Krankheiten ist auch Perez nicht komplett geschützt. Perez litt an einer Magen-Darm-Infektion. "Es war wahrscheinlich das härteste Rennen meiner Karriere. An diesem Wochenende hatte ich stets das Gefühl, aufgeben zu müssen", schildert Perez. Sein Einsatz wurde am Ende mit Rang sechs und acht wertvollen Punkten belohnt.