Ganz kuriose Szene in der Auslaufrunde des Malaysia GP 2017: Ferrari-Pilot Sebastian Vettel und Williams-Rookie Lance Stroll kollidierten nach Rennende. In langsamer Fahrt wollte Vettel in Kurve fünf außen am Williams vorbei, doch dann kam es zur Kollision zwischen den beiden Formel-1-Piloten: Strolls rechtes Vorderrad verhakte sich mit dem linken Hinterrad von Vettel.

Vettels linke Hinterradaufhängung brach sofort, das Rad klappte über die Motorabdeckung nach oben. An eine Weiterfahrt war für den Ferrari-Fahrer nicht mehr zu denken, Vettel strandete in der Auslaufrunde.

Zurück an die Box kam Vettel dann auf dem Auto von Pascal Wehrlein. Der Sauber-Pilot blieb stehen und sammelte Vettel ein, der auf dem rechten Seitenkasten des Sauber dann die Runde beendete. Stroll hingegen kam in seinem Williams zurück an die Box.

"Ist das möglich?", schimpfte Vettel am Funk noch, bevor er aus dem Auto stieg. "Stroll schaut nicht, wohin er fährt! Er ist komplett in mein Auto reingefahren." Lance Stroll sah die Situation erwartungsgemäß anders. "Vettel ist mir einfach in die Seite gefahren", funkte der Kanadier.

Stewards: Vettel und Stroll nicht schuld

Für Vettel könnte die Szene noch böse Folgen haben. Die Rennstewards beurteilten die Szene zwar schon, sahen keinen der beiden Piloten eindeutig in der Schuld und sprachen folgerichtig keine Strafe aus, doch Vettel droht beim nächsten Rennen in Japan eine Technik-Strafe. Nachdem er schon in Malaysia wegen diverser Motorenprobleme vom Letzten Platz starten musste, könnte Vettels Getriebe bei der Kollision mit Stroll Schaden genommen haben.

Begründung der Stewards

Auf der Zufahrt zu Kurve fünf in der Ehrenrunde nach dem Rennen fuhr Auto 18 (Stroll) in der Mitte der Strecke. Auto 8 (Grosjean) kam von hinten auf der Innenseite von Auto 18. Zur gleichen Zeit hat Auto 5 (Vettel) Auto 18 außen überholt und dabei leicht zum Scheitelpunkt von Kurve fünf gelenkt. Gleichzeitig hat sich Auto 18 leicht vom Scheitelpunkt wegbewegt. Das resultierte in einem Kontakt zwischen dem linken Hinterrad von Auto 5 und dem rechten Vorderrad von Auto 18.
Die Stewards meinen, dass kein Fahrer zur Gänze oder überwiegend schuld an dem Zwischenfall war. Deshalb gibt es keine weitere Maßnahme.
Die Stewards geben ebenso zu Bedenken, dass auch wenn das Rennen schon zu Ende ist, alle Fahrer auch noch auf ihren Ehrenrunden zur Vorsicht aufgerufen sind.

Die Hinterräder sind über die Antriebswellen und das Differenzial direkt mit dem Getriebe verbunden. Getriebe müssen sechs aufeinanderfolgende Rennen halten. Kommt es zu einem vorzeitigen Wechsel, resultiert der in einer Strafversetzung in der Startaufstellung um fünf Plätze.

Formel-1-Legende Niki Lauda sieht die Schuld für den Zwischenfall klar bei Vettel, wie er bei RTL sagte: "Stroll war innen, neben ihm ist schon der Randstein. Sebastian wollte außen vorbeifahren, aber es ist ja kein Autorennen mehr, er hätte ihm Platz lassen können. Und warum überholt man nach dem Rennen überhaupt noch?"

Nach Studium weiterer TV-Bilder revidierte Lauda seine Meinung: "Vielleicht ist Stroll doch etwas rübergefahren, aber es bleibt dabei: Warum muss Vettel ihn überhaupt in der Auslaufrunde überholen?"

Vettel: Stroll wollte Gummi sammeln - wo ich war

Vettel selbst liefert die Erklärung: "Ich habe außen neben der Ideallinie Gummi mit den Reifen aufgesammelt. Ich weiß ehrlichgesagt nicht, was da los war. Lance hat wohl vergessen, nach vorne zu schauen. Er hat wahrscheinlich aufs Lenkrad geschaut, wollte dann auch Gummi sammeln und ist rübergezogen. Ich war aber schon da und er hat mich nicht gesehen."

"Jetzt ist alles kaputt gegangen, das ist viel Arbeit für die Mechaniker. Der hintere Teil ist ein Totalschaden", klagte Vettel. Eine Getriebestrafe fürchtet er aber nicht: "Ich weiß nicht, ob es kaputt ist. Ich glaube aber, wir finden einen Weg, es ist ja nicht meine Schuld, wenn sich jemand dazu entscheidet, Gummi zu sammeln und mir reinfährt.

Lance Stroll sieht die Schuld bei Sebastian Vettel: "Ich auf der Inlap auf meiner normalen Linie, habe Gummi aufgesammelt, Änderungen am Lenkrad vorgenommen, um mein Auto herunterzufahren. Dann kam Sebastian angeflogen und ist außen an mir vorbeigefahren, als würde das Rennen noch laufen."

Die Fahrt zurück auf dem Seitenkasten von Pascal Wehrleins Sauber schien die Rennleitung gar nicht zu interessieren. Zuletzt gab es solche Szenen beim Singapur GP 2013, als Fernando Alonso den gestrandeten Mark Webber mitnahm. Damals gab es eine riesen Diskussion, die FIA verwarnte beide Piloten, weil die Situation als gefährlich eingestuft wurde. Für Webber war es die dritte Verwarnung der Saison, weshlab er beim nächsten Rennen strafversetzt wurde.

Im Jahr 2017 reagierte die Rennleitung gelassener. "Das ist ja Kindergarten", meinte Vettel auf eine mögliche Strafe angesprochen. Allerdings war die Situation mit Webber und Alonso tatsächlich gefährlich, weil die Stelle, an der Alonso für Webber anhielt, schlecht einsehbar war. Zwei Piloten sahen den hinter einer Kurve stehenden Ferrari erst spät und mussten ausweichen. Wehrlein war ohnehin das letzte Formel-1-Auto auf der Strecke.