Grandiose Pleite für das Formel-1-Team von Mercedes in den ersten Trainings zum Malaysia GP in Sepang. Mehr als 1,4 Sekunden fehlen Lewis Hamilton und Valtteri Bottas auf die Rundenrekord-Bestzeit von Ferrari-Pilot Sebastian Vettel. Das reicht nur zu den Plätzen sechs und sieben im Klassement - auch beide Red Bull, sogar McLaren-Hondas Fernando Alonso sind schneller.

Mercedes schwach in Malaysia: Ferrari & Red Bull überrascht

"Wir dachten, Mercedes würde vorne liegen und wir etwas näher an Ferrari sein. Aber Mercedes hatte ein paar Probleme heute wie es aussieht", rätselt Red Bulls Daniel Ricciardo. "Ich habe ein paar von Lewis' Onboards gesehen und sie sahen danach aus, dass sie mit dem Auto gekämpft haben. Vielleicht fahren sie ja mit 80 Kilo Benzin!", scherzt der Australier.

Auch Sebastian Vettel ist die schwache Mercedes-Vorstellung nicht entgangen. "Es sah so aus, als hätten sie beide sowohl am Vormittag als auch Nachmittag zu kämpfen gehabt", sagt der Ferrari-Pilot. "Aber ich bin ziemlich sicher, dass es bei ihnen morgen wieder in Ordnung sein wird."

Toto Wolff: Mercedes hat fundamentalen Gremlin im Auto

Doch genau das ist Mercedes selbst kein Stück. Extreme Benzinladungen hätten jedenfalls keine Rolle beim schlechten Abschneiden am Freitag gespielt. Vielmehr ein noch ungelöstes Mysterium. "Da ist ein Gremlin im Auto, ein fundamentales Problem. Wir haben von Start weg heute Morgen gekämpft - im Nassen, im Trockenen, auf allen Reifen. Und sobald das Auto nicht mehr balanciert ist, rutscht es einfach überall, sodass du die Reifen überhitzt und gar nichts mehr geht", schildert ein angefressener Toto Wolff.

"Das Auto sah bei keinen Bedingungen stark aus, egal ob auf Intermediates oder im zweiten Training im Trockenen", bestätigt Andrew Shovlin, leitender Mercedes-Ingenieur an der Strecke. "Das Auto funktioniert nicht so gut wie sonst in diesem Jahr und die Fahrer beklagten sich beide über sehr wenig Grip und ein rutschendes Auto."

Hamilton & Bottas: Kiesbett statt Balance

Das äußerte sich auf der Strecke so offensichtlich es nur geht. Fast unmittelbar nacheinander warfen Lewis Hamilton und Valtteri Bottas den Mercedes W08 weg - ab ins Kiesbett. Nach 20 Minuten erwischte es zunächst den Finnen, der seinen Mercedes in Kurve elf verlor nachdem er auf den Kerb geraten war. Vier Minuten später zog Hamilton nach. Der Brite verlor in der schnellen Kurve acht das Heck, rutschte ebenfalls mit stehenden Reifen ins Kiesbett, der Reifensatz war ruiniert.

Das sagt Lewis Hamilton zum Problem-Freitag in Malaysia: "Das war ein sehr schwieriger Tag. Ich hatte heute mit dem Auto zu kämpfen. Das müssen wir uns ansehen und verstehen, wo wir bei der Balance den falschen Weg eingeschlagen haben. Wir hoffen, dass wir das über Nacht herausfinden und uns für morgen neu sortieren können."

Das sagt Valtteri Bottas zum Problem-Freitag in Malaysia: "Das waren zwei knifflige Trainings. Im zweiten Training hatte ich einen kleinen Ausritt, der uns Zeit gekostet hat. Dadurch haben wir einige Runden verloren. Uns fehlt es definitiv etwas an Performance. Es scheint so, als ob Ferrari und Red Bull hier sehr stark sind. Wir haben also noch Arbeit vor uns, wenn wir morgen in der ersten Reihe stehen wollen. Die Fahrzeugbalance fühlt sich nicht so schlecht an, es ist eine Frage des Grips. Heute Nacht müssen wir uns vor allem darauf konzentrieren, wie wir auf einer Runde das Maximum aus den Reifen herausholen können."

Welches Detail stimmt nicht an der Diva Mercedes W08?

Doch was ist die Ursache der massiven Mercedes-Probleme in Sepang? "Das sind komplexe Maschinen, sodass nur ein kleinstes Detail sein kann, welches das ganze Auto beeinträchtigt", vermutet Motorsportchef Wolff und fordert: "Wir müssen es finden!"

Die Verunsicherung spricht jedoch aus Wolff, hatte er angesichts des Streckenlayouts - und trotz gleich zwei verpassten Siegen in den beiden Vorjahren in Sepang - eigentlich einen ganz anderen Auftakt in Malaysia erwartet. "Diese Strecke ist ganz anders als Singapur, du kannst sie vielleicht mit Silverstone vergleichen, wo wir in den Highspeed-Abschnitten sehr gut waren", erinnert Wolff. "Hier aber nicht."

So bleibt als einzige Erklärung einmal mehr nur das Unwort des Mercedes-Jahres: Diva. "Es geht mit diesem Auto hoch und runter. Auf einigen Strecken scheinen wir herausragend gut zu performen. Aber dann gibt es diese anderen, auf denen uns ein echtes Verständnis fehlt, warum wir nicht performen", schildert Wolff.

Nur in einem Punkt ist man sich bei Mercedes sicher: Zumindest theoretisch sollte die Pace im W08 schlummern. Warum auch sollte das Potential plötzlich verloren gegangen sein? "Wir holen hier eindeutig nicht das Beste aus dem Paket heraus", bestätigt Shovlin. "Wir werden sehr hart daran arbeiten, um die heutigen Ereignisse zu analysieren und morgen stärker zurückzuschlagen. Für den Moment steht jedoch fest, dass wir viel Arbeit vor uns haben, wenn wir Ferrari und Red Bull an diesem Wochenende fordern wollen."