Es war der Fahrermarkt-Knüller vor dem Malaysia GP: Nein, Carlos Sainz wechselt nicht doch noch vorzeitig zu Renault. Dennoch war sein Team der Auslöser: Am Dienstag verkündete Toro Rosso, in Sepang Daniil Kvyat zugunsten des eigenen Nachwuchsfahrers Pierre Gasly zu degradieren.

Pierre Gasly: Schlafmangel wegen Aufregung

Die offizielle FIA-Pressekonferenz vor dem Formel-1-Wochenende bot für den Franzosen nun sofort die erste Gelegenheit, sich der versammelten Medien-Meute der F1 zu stellen. "Es fühlt sich großartig an. Ich bin von Tokio nach Malaysia gereist als ich am Montag erfahren habe, dass ich hier fahren würde. Ich habe dann versucht zu schlafen, aber das war echt schwer vor lauter Aufregung", schildert Gasly.

"Dieses Wochenende mein erstes F1-Rennen zu fahren, ist für mich ein wahr gewordener Traum. Ich habe die letzten Jahre hart gearbeitet, damit es passiert. Jetzt hat es sich bezahlt gemacht. Ich freue mich wirklich sehr", sagt Gasly.

Ebenfalls gleich mit dabei in der PK: Teamkollege Carlos Sainz. "Ich muss ihm gratulieren. Wenn ich mich an mein erstes F1-Rennen erinnere, dann war es ein ganz besonderes. Ein ganz besonderer Moment", sagt Sainz. "Er verdient es, hier zu sein. Red Bull würde niemanden ins Auto setzen, wenn sie nicht wüssten, dass sofort schnell sein kann und dem Team helfen kann. Ich weiß, dass er sehr schnell und ein großes Talent ist."

Carlos Sainz: Red Bull lässt Gasly nicht umsonst fahren

Das glaubt Gasly auch von sich selbst. Dass er etwas drauf haben muss, zeigt schon allein seine bisherige Karriere Statistik: Meister im Formel Renault 2.0 Eurocup 2013, Gesamtzweiter in der Formel Renault 3.5 2015, GP2-Champion 2016. "Und in Japan kämpfe ich gerade um den Titel mit noch einem zu fahrendem Rennen", ergänzt Gasly mit Blick auf sein starkes Debüt-Jahr in der Super Formula - derselben Rennserie, in der sich Stoffel Vandoorne nach dem dominantesten GP2-Titel überhaupt, im Jahr zuvor zwar auch gut geschlagen, aber doch deutlich schwerer getan hatte.

Doch für seine ersten Rennen in der Formel 1 dämpft der 21-Jährige dennoch die Erwartungen. "Die Pace wird schon kommen", sagt Gasly angesichts seiner bisherigen Erfolge zwar selbstbewusst. "Aber die Formel 1 ist noch brandneu für mich, es ist mein erster Grand Prix. Da habe ich kein echtes Ziel - nur, so schnell zu lernen wie möglich", ergänzt Gasly jedoch.

Sainz als perfekte Messlatte für Gasly

"Für den Moment muss ich von Session zu Session denken und auf Carlos schauen. Es ist eine tolle Gelegenheit für mich, an der Seite von Carlos zu fahren. Er ist eine gute Messlatte für mich, fährt gerade absolut auf Top-Niveau", sagt Gasly.

An mehr denke er zurzeit nicht - auch nicht an die Zukunft und das lockende Stammcockpit bei Toro Rosso für die Formel-1-Saison 2018. "Im Moment weiß ich noch nicht, was in den nächsten Wochen passieren wird. Deshalb liegt mein Fokus ganz auf diesem Wochenende. Alles andere schaue ich dann ein paar Wochen später an", sagt Gasly.

Dennoch weiß der Franzose genau, um die große Chance, die sich ihm da bietet, spürt den Druck, sich beweisen zu müssen, das Vertrauen Red Bulls und Toro Rossos nicht zu enttäuschen. "Ich bin sehr aufgeregt und natürlich will ich meine Sache gut machen. Ich habe oft von diesem Wochenende geträumt. Ich muss aber objektiv bleiben. Es sind noch sechs Rennen zu fahren, da wird es viel zu lernen geben und das muss ich so schnell wie möglich machen", sagt Gasly.

Gasly vor Stammcockpit bei Toro Rosso?

Noch sechs Rennen zu fahren? Moment. Ist Daniil Kvyats vollständiges Saisonaus also doch schon besiegelt? Eigentlich hieß es, Gasly solle zunächst einmal in Malaysia und Japan fahren, Kvyat in den USA zurückkommen während Gasly beim Saisonfinale der Super Formula weilt - Rest der F1-Saison ungewiss. Doch offenbar scheint der Franzose schon mehr zu wissen. Für Kvyat wäre das natürlich der Super-Flop.

Kein Mitleid mit Daniil Kvyat

Allein schon nach Saisonstart 2016 erneut von Red Bull degradiert worden zu sein, dürfte den ohnehin schon angezählten Russen hart getroffen haben. Das wissen auch Gasly und Sainz. "Klar tut es mir für ihn leid", sagt Gasly. "Aber so läuft es in diesem Sport leider. Er war ja auch mal in der gleichen Situation wie ich, dass er in die F1 wollte und den Platz von jemand anderem übernommen hat."

Ähnlich sieht es Carlos Sainz. "Mitten in der Saison kannst du da nicht wirklich betroffen sein, was auf der anderen Seite der Garage los ist. Ich fokussieren mich auf meinen Job und nicht darauf, was sonst wo los ist. Außerdem hatte ich einfach noch keine Gelegenheit, mit Dani zu sprechen, weil ich auf mein Wochenende fokussiert bin", sagt der Spanier, der mit Kvyat ohnehin nie das beste Verhältnis pflegte. Im bisherigen Saisonverlauf hatte es bereits einige kleine Wortgefechte und Zwist zwischen den Teamrivalen gegeben.

Doch sehen wir Kvyat nun noch einmal wieder? "Ich bin sicher, dass wir ihn an einem gewissen Punkt wieder im Grid sehen werden", meint Gasly. Damit könnte jedoch wieder nur der USA GP in Austin gemeint sein. Oder doch 2018? Immerhin braucht Gasly, sollte er das Stammcockpit erhalten, noch einen Teamkollegen. Den erfahrenen Kvyat zu behalten, wäre für Toro Rosso wohl oder übel die beste Wahl, bieten sich kaum Alternativen. Honda-Nachwuchs Nobuharu Matsushita fehlen sowohl Superlizenz-Punkte als auch Erfahrung.