Für die Formel-1-Saison 2018 sind offiziell noch sieben Plätze frei. Bei McLaren deutet nach der Trennung von Motorenpartner Honda jedoch vieles auf einen Verbleib von Fernando Alonso. Sogar einen Start bei den 24 Stunden von Le Mans 2018 würde man ihm gewähren, sollte sich sein Interesse in eine echte Absicht verwandeln. Williams, Sauber und Toro Rosso haben derzeit noch gar kein Cockpit besetzt. Motorsport-Magazin.com liefert den Überblick über die aktuellen Gerüchte und Optionen für die freien Plätze der kommenden Saison.

Williams: Kubicas Comeback oder Wehrleins letzte Chance?

Lance Stroll und Felipe Massa fahren aktuell für das Traditionsteam aus Grove. Beide könnten auch 2018 für Williams an den Start gehen, doch besonders bei Massa gibt es gehörige Fragezeichen. Der Brasilianer hatte sich ja eigentlich schon in den Ruhestand verabschiedet, nahm dann aber doch wieder den Platz des zu Mercedes abgewanderten Valtteri Bottas ein. Sportlich überzeugte er zu Saisonbeginn mit zwei sechsten Plätzen aus den ersten drei Rennen. Doch seither ist er Opfer seines schlechten Boliden. Williams hinkt den eigenen Erwartungen weit hinterher.

Doch auch teamintern musste sich Massa plötzlich gegen seinen Teamkollegen erwehren. Lance Stroll rappelte sich nach einem schwierigen Saisonstart enorm auf, fuhr in Baku gar auf das Podium und liegt in der Fahrer-WM nur drei Punkte hinter Massa. Da Strolls Vater Teameigner bei Williams ist und sein Sohn sportlich überzeugte, ist sein Platz für 2018 fast sicher. Doch wer wird sein Teamkollege? Neben Massa geistern einige Namen durch das Paddock.

Einer davon ist Jolyon Palmer. Bei Renault kürzlich entsorgt, sucht der Brite für kommende Saison ein neues Cockpit. Auch er verfügt über die finanziellen Mittel, die Williams gut gebrauchen kann. Sportlich aber konnte Palmer in dieser Saison nur wenig überzeugen - bis Singapur. Dort kam er auf einen starken sechsten Platz und feierte sein bestes Ergebnis bislang in der Formel 1 - wenn auch mit Rennglück. Dennoch: Kann Palmer sich auch in den letzten Rennen so gut präsentieren, könnte er für Williams eine Option werden.

Ebenfalls in der Verlosung ist Pascal Wehrlein. Force India ist mit der offiziellen Bestätigung der Weiterbeschäftigung von Esteban Ocon endgültig besetzt. Bei Sauber stehen die Chancen schlecht, eine weitere Saison dort zu fahren. Denn Ferrari will dort gerne mindestens einen Nachwuchsfahrer unterbringen. Und Marcus Ericsson hat - sofern er bei Sauber bleiben will - seinen Platz durch die Verbindung zu den Investoren sicher. Williams als Mercedes-Kunde wäre für den Mercedes-Junior Wehrlein also womöglich die letzte Chance.

Jolyon Palmer könnte bei Williams andocken, Foto: Sutton
Jolyon Palmer könnte bei Williams andocken, Foto: Sutton

Doch da könnte es ein Problem mit dem Hauptsponsor geben. Der Alkoholhersteller, der bei Williams prominent auf den Autos platziert ist, fordert wohl einen Fahrer, der mindestens 25 Jahre alt ist. Bei der Kombination Stroll/Wehrlein wäre das nicht gegeben. Für Wehrlein könnte sich bei Sauber aber doch noch eine Tür öffnen, wenn sich Marcus Ericsson nach einem anderen Team umsehen sollte. Der Schwede bestätigte zuletzt Verhandlungen seines Managements mit Williams. "Wir werden sehen, was in den kommenden Wochen passiert, aber es ist eine aufregende Zeit", sagte Ericsson.

Der vierte externe Kandidat für das Williams-Cockpit ist Robert Kubica. Der Pole gab bei den Testfahrten in Ungarn zuletzt ein vielbeachtetes Comeback für Renault. Seit 2010 ist er nach seinem schweren Rallye-Unfall kein Formel-1-Rennen mehr gefahren. Die Option Renault zerschlug sich durch deren Verpflichtung von Carlos Sainz. Kubica schien außen vor, bis kurz vor dem Singapur-Wochenende die Meldung kam, dass Nico Rosberg neuer Manager des Polen wird. Und Rosberg hat besondere Kontakte zum Williams-Team, für das er von 2006 bis 2009 unterwegs war. Kubicas Chancen dürften zumindest nicht kleiner geworden sein.

Toro Rosso: Abweichung von der Team-Philosophie?

Bei Toro Rosso scheint im Hinblick auf 2018 nahezu alles denkbar. Klar ist nur: Mit der aktuellen Cockpitbesetzung wird das Junior-Team von Red Bull nicht weitermachen. Carlos Sainz wird im Zuge eines hochkomplexen Deals für ein Jahr an Renault ausgeliehen, im Gegenzug kommt Toro Rosso aus dem Renault-Vertrag und wird künftig mit Honda-Motoren beliefert. Und die Japaner könnten ihrerseits versuchen, einem eigenen Junior ein Stammcockpit zu beschaffen.

Bei diesem könnte es sich namentlich um Nobuharu Matsushita handeln. Der 23-Jährige ist aktuell in der Formel 2 unterwegs und liegt dort auf Rang sechs der Gesamtwertung. Matsushita ist ebenso Teil des McLaren-Junior-Programmes, inwieweit er das nach der Trennung zwischen McLaren und Honda bleibt, ist unklar. Toro Rosso könnte nun für ihn die große Chance sein, in die Formel 1 aufzusteigen. Damit würden die Italiener jedoch von der eigenen Philosophie abweichen, ausschließlich auf Red-Bull-Junioren zu setzen. Der erste und letzte "externe" Neuzugang war Sebastien Bourdais im Jahr 2006.

Nobuaru Matsushita fährt aktuell in der Formel 2, Foto: LAT Images
Nobuaru Matsushita fährt aktuell in der Formel 2, Foto: LAT Images

Teamchef Franz Tost gab sich in Singapur nebulös bezüglich der Fahrerfrage für 2018. "Aktuell haben wir mit Daniil Kvyat und Carlos Sainz zwei erfolgreiche und konkurrenzfähige Fahrer, die für uns die Saison beenden werden. Red Bull wird dann entscheiden, wer für uns fährt, wir sind aber aufgeschlossen gegenüber Anfragen unserer Partner", sagte Tost.

Ebenjener Daniil Kvyat könnte auch 2018 weiterhin für Toro Rosso fahren, wenngleich er auch in dieser Saison meilenweit hinter Carlos Sainz liegt. Während der Spanier in Singapur auf Rang vier fuhr, setzte der Russe seinen Boliden in die Wand. Eine positive Entwicklung ist bei ihm nicht zu erkennen, 'Stagnation' beschreibt seine Performance wohl am besten. Schon vergangene Saison stand er kurz vor dem Aus, bekam von Red Bull aber dennoch das Vertrauen. Dieses könnte nun aufgebraucht sein.

Der logische Nachfolger in der Kette wäre eigentlich Pierre Gasly. Er ist Red-Bull-Junior, gewann 2016 die GP2 und fand sich zuletzt in der japanischen Super Formula immer besser zurecht. Zumindest seine letzten knapp zwei Jahre gleichen denen von Stoffel Vandoorne extrem. Und der Belgier ist inzwischen bei McLaren fast auf Augenhöhe mit Fernando Alonso unterwegs, was beweist: Der Umstieg kann funktionieren. Sollte Red Bull tatsächlich an Gaslys Fähigkeiten glauben, müsste er zwangsläufig eine Chance bekommen, egal ob neben Kvyat oder Matsushita. Alles andere wäre ein deutliches Signal in die für Gasly falsche Richtung.

Sauber: Ferraris U23-Team?

Ebenfalls vieles offen ist bei Sauber. Die Schweizer wollen 2018 wieder neu angreifen, man bekommt wieder die neuesten Ferrari-Motoren, zudem wird in zusätzliches Personal in Hinwil investiert. Fraglich aber ist noch, mit welchen Fahrern der Sprung zurück ins Mittelfeld gelingen soll. Sollte Marcus Ericsson sich doch gegen einen Abgang entscheiden (siehe Abschnitt Williams), dürfte der Schwede seinen Platz sicher haben. Er hat enge Verbindungen zu den Investoren von Longbow, weshalb er sich keine Sorgen um seinen Arbeitsplatz machen müsste.

Pascal Wehrlein steht vor einer ungewissen Zukunft, Foto: Sutton
Pascal Wehrlein steht vor einer ungewissen Zukunft, Foto: Sutton

Pascal Wehrlein dagegen muss sich sehr wohl Sorgen machen. Er hätte wohl nur noch eine kleine Chance, wenn Ericsson tatsächlich gehen sollte. Denn während es Mercedes dieses Jahr noch schaffte, seinen Junior bei Sauber unterzubringen, dürfte diese Option durch die engere Partnerschaft der Schweizer zu Ferrari dahin sein. Zumindest ein Cockpit wird aller Voraussicht nach definitiv an einen Ferrari-Junior gehen.

Und hier streiten sich vorrangig zwei Fahrer um die Chance ihres jungen Lebens. Der Monegasse Charles Leclerc führt die Formel 2 aktuell souverän an und steht kurz vor dem Titelgewinn. Er durfte bereits einige Freitagstrainings für das Haas-Team bestreiten und hat aktuell wohl knapp die Nase vorne gegenüber Antonio Giovinazzi.

Der Italiener ist mit seinen 23 Jahren vier Jahre älter als Leclerc. 2016 wurde er hinter Gasly Vizemeister der GP2, im Gegensatz zu Leclerc durfte Giovinazzi schon zwei Rennen in der Königsklasse bestreiten. In Australien und China ersetzte er den verletzten Pascal Wehrlein bei Sauber. Während er in Melbourne mit Platz 12 positiv überraschte, drehte er sich in China unter schwierigen Bedingungen von der Strecke. Er kennt das Team also zumindest schon etwas näher.

Da Giovinazzi die GP2/Formel 2 noch nicht gewonnen hat, könnte Ferrari ihn für die kommende Saison problemlos noch einmal dort unterbringen, denn nur Titelträger sind nicht mehr startberechtigt. Hier wäre Prema wohl die erste Anlaufstelle. Leclerc könnte mit einem Titelgewinn in dieser Causa wohl die größte Klarstellung schaffen. Die unwahrscheinlichste, aber auch eine mögliche Variante: Beide Junioren starten 2018 für Sauber.

Und wie seht ihr die Situation bei den drei Teams? Welche Fahrerpaarung würdet ihr euch für die kommende Saison jeweils wünschen? Schreibt uns eure Meinung in den Kommentaren!