Top: Unverhofft kommt oft

Damit hatte nun wirklich keiner gerechnet, als Mercedes nach dem Qualifying von Singapur nur in Reihe drei stand. Aber Lewis Hamilton holte am Sonntag dank freundlicher Mithilfe der Konkurrenz den Sieg. Der Unfall vor Kurve eins eliminierte gleich drei der vier schnelleren Kontrahenten, Nummer vier Daniel Ricciardo fiel ohnehin hinter Hamilton zurück und vermochte ihn nicht mehr anzugreifen. Denn plötzlich war der Mercedes schneller als Red Bull.

"Wir kamen hier auf eine Strecke, die potentiell zu unseren schwächsten gehört, und wir verlassen sie mit so einem Sieg und sehr vielen Punkten - das ist ein äußerst glückliches Szenario für uns", sagte Hamilton nach dem Rennen. Der Gruß ging dabei sowohl an das Team, als auch an den Renn- und Wettergott. Denn nicht nur der Crash verhalf Hamilton nach vorne, auch die Bedingungen spielten Mercedes in die Karten. Die Anfangsphase des Rennens war verregnet.

"Aus irgendeinem Grund sind Ferrari und Red Bull viel stärker, wenn es wärmer ist und mehr Grip gibt. Aber dieser Regen war ein schöner Reset. Das hat den Grid-level reduziert glaube ich", erklärte Hamilton. Zudem fühle er sich unter nassen Bedingungen ohnehin sehr wohl. "Ich liebe es, im Regen Rennen zu fahren - und dann entfaltete sich alles gleich zu Beginn. Ich war sicher, dass ich etwas ausrichten konnte und dann sind alle verschwunden ...", blickte er auf den Start.

Top: Trio feiert Bestleistungen

Rennen in Singapur können durchaus chaotisch verlaufen. Das bewies die Vergangenheit, und so war es auch in diesem Jahr. Für gleich drei Fahrer steht der Singapur GP (vorläufig) als bestes Karriereergebnis in den Annalen. Nummer eins ist Carlos Sainz. Der Spanier kam dank der richtigen Entscheidung in puncto Startreifen und natürlich auch dank des Chaos' in Kurve eins bis auf Rang vier nach vorne und brachte diesen Platz auch nach Hause. Bislang hatte es für Sainz "nur" zu drei sechsten Plätzen gereicht.

Große Freude auch bei Jolyon Palmer. Der Renault-Pilot, der in dieser Saison noch nichts Zählbares auf dem Punktekonto vorzuweisen hatte, fuhr auf Rang sechs. Ausgerechnet zwei Tage nach der Bekanntgabe, dass er 2018 nicht mehr für Renault fahren wird. Dieser sechste Platz ist für Palmer ebenfalls mit großem Abstand das beste Ergebnis seiner Formel-1-Laufbahn. Vergangene Saison landete er in Malaysia auf Rang zehn.

Jolyon Palmer fuhr sein bestes Formel-1-Ergebnis ein, Foto: Renault
Jolyon Palmer fuhr sein bestes Formel-1-Ergebnis ein, Foto: Renault

Der dritte Fahrer in der Reihe war Stoffel Vandoorne. Auch der Belgier fand in Singapur den vorläufigen Höhepunkt seiner Karriere in der Königsklasse. Auf einer Strecke, auf der sich McLaren ohnehin gute Chancen ausrechnete, kam Vandoorne auf Rang sieben ins Ziel. Er bestätigte damit seinen Aufwärtstrend. Nach einem schwierigen Saisonstart kommt der 25-Jährige immer besser in Fahrt.

Top: Startcrash auch offiziell ein Rennunfall

Der Startcrash zwischen Sebastian Vettel, Kimi Räikkönen und Max Verstappen erhitzte die Gemüter. Während die deutschen Fans vor allem dem Niederländer die Schuld gaben, sahen die Experten eher Sebastian Vettel in der Verantwortung. Die Rennkommissare leiteten eine Untersuchung ein, hörten nach rennende alle Beteiligten an und kamen zum Ergebnis: Rennunfall. Keine Strafe gegen einen der Fahrer. Vettel war durch seinen Ausfall und den gleichzeitigen Sieg seines WM-Rivalen Hamilton ohnehin bestraft.

Top: Safety Car erst nach dem Start

Den Unfall selbst hätte es letztes Jahr vermutlich gar nicht gegeben. Zum Zeitpunkt des Starts regnete es recht heftig. Zudem kannte man die Strecke bei Regen nicht und die künstliche Beleuchtung trug ebenfalls ihren Teil zu besonderen Bedingungen bei. Die Rennleitung schickte schon für weniger das Safety Car am Start vorneweg.

Nach dem großen Aufschrei in Silverstone vergangenes Jahr wurden die Regeln jedoch für 2017 geändert. Das Safety Car soll nur noch für den Start eingesetzt sind, wenn tatsächlich eine Gefahr besteht, etwa durch Aquaplaning. Und danach soll dennoch ein stehender Start erfolgen. Die Rennleitung wandte diese Vorgabe sehr gut an und bescherte den Zuschauern reichlich Action schon zu Beginn.

Flop: Vettel riskiert zu viel

Ohnehin hätte es bei ein wenig mehr Besonnenheit gar nicht erst zu diesem Unfall kommen müssen. Genau diese aber ließ Vettel vermissen. Natürlich wollte er Verstappen abblocken und seine Führung verteidigen, das kann man ihm nicht vorwerfen. Daher bekam er auch keine Strafe, zumal er Räikkönen nicht sehen konnte.

Vettels Singapur-Crash: Wer trägt die Schuld? (03:38 Min.)

Aber so rabiat nach links zu lenken stellt immer ein Risiko dar. Im WM-Kampf bedarf es jedoch der richtigen Entscheidungen in den wichtigen Momenten. Vettel wusste, dass er in Singapur maximale Punkte einfahren muss, um sich in der WM-Wertung gut zu positionieren. Was er nicht brauchte, war ein Verstappen, der ihn überholt. Schlussendlich aber hat er sein ganzes Rennen verloren.

Flop: Alonso verpasst Mega-Chance

Es hätte der Tag des Fernando Alonso werden können. Im Zuge des Startunfalls bog der Spanier als Dritter in die erste Kurve ein, vor ihm lagen nur Hamilton und Vettel, Letzterer war wenig später jedoch raus. Doch weiter als Kurve eins ging es für den McLaren-Piloten nicht. Er wurde von Max Verstappen und Kimi Räikkönen abgeschossen, völlig unverschuldet nahm sein Bolide solch einen großen Schaden, dass er kurze Zeit später aufgeben musste. Statt ein Sensationsergebnis zu holen, stand also wieder nur ein Ausfall zu Buche.

"Jetzt waren wir auf dieser Strecke mal gut und dazu kam sogar noch der Regen. Das Podium war garantiert, vielleicht hätten wir sogar um den Sieg kämpfen können", sagte ein enttäuschter Alonso. "Die linke Seite des Autos war komplett zerstört. Es war fast schon ein Wunder, dass wir nach dem Schlag überhaupt weiterfahren konnten. Letztendlich war es sehr schade, dass wir aufgeben mussten, denn wir hatten für dieses Rennen große Hoffnungen", stellte er klar.

Flop: Red Bull ohne Flügel am Sonntag

Beide Ferraris raus, freie Fahrt also für Red Bull? Nicht so in diesem Rennen. Daniel Ricciardo hatte einen schlechten Start und fiel hinter Lewis Hamilton zurück. Doch statt ihn unter Druck zu setzen, verlor der Australier den Anschluss. Der Red Bull war plötzlich nicht mehr so stark wie noch am Freitag oder auch am Samstag. Der Regen spülte jeglichen Grip von der Strecke, ein Umstand, mit dem Red Bull nicht zurechtkam. Eine große Chance auf einen weiteren Saisonsieg wurde damit vergeben.

Flop: Technik lässt Hülkenberg im Stich

Nico Hülkenberg hätte - ähnlich wie Alonso - der große Gewinner des Rennens werden können. Und lange Zeit sah es für den Renault-Piloten auch mindestens nach Platz vier aus. Doch ein technisches Problem am Motor warf den Deutschen erst bis auf Rang zehn zurück, ehe er kurz darauf endgültig aufgeben musste. "Es war ein enttäuschendes Rennen, man investiert so viel Arbeit über das gesamte Wochenende und dann passiert so etwas. Das ist nicht schön, aber es ist ein technischer Sport und auch ein Teamsport", sagte Hülkenberg. Der Rekord mit den meisten Rennen ohne Podium, den er nun hält, dürfte dabei kein Trost sein.

Flop: Chaos auf Japanisch

Einen Flop gab es bereits lange vor dem Rennen. Im Zuge der Verkündung Hondas, 2018 mit Toro Rosso zusammenzuarbeiten, gab es am Freitag eine extra einberufene Pressekonferenz. Doch diese hinterließ bei den Journalistenkollegen mehr Fragezeichen als alles andere. Eine Übersetzerin war mit dabei, doch deren englische Aussprache war von der japanischen kaum zu unterscheiden. Franz Tost saß etwas verloren daneben und wird wohl an die Kommunikation gedacht haben, die seinem Team kommende Saison mit Sakura bevorsteht. Bereits McLaren ist daran beinahe verzweifelt. Betrachtet man die Pressekonferenz, weiß man auch, warum.

McLaren: Top-3-Risiken der Honda-Trennung & des Renault-Wechsels (04:05 Min.)