McLaren Honda und Fernando Alonso trauerten nach dem Start-Chaos von Singapur einer seltenen Chance nach. Der Regen lieferte für die Außenseiter zunächst die perfekte Bühne für eine große Überraschung. Alonso legte obendrein einen Start nach Maß hin, der ihn zu seinem Leidwesen geradewegs in die Kollision zwischen Sebastian Vettel, Max Verstappen und Kimi Räikkönen schickte. Dabei hatte er das große Ziel schon vor Augen.

"Wir hätten sogar in Führung gelegen, denn Hamilton war in Kurve 1 hinter", erklärte Alonso, nachdem er seinen McLaren vorzeitig abstellen musste. Ganz richtig lag der 36-Jährige damit allerdings nicht, denn Lewis Hamilton lag in der ersten Kurven-Kombination vor ihm. Bis auf den Mercedes-Piloten und Vettel hatte Alonso aber tatsächlich niemanden mehr im Schussfeld.

Dass ihn sein Raketenstart geradewegs an die Spitze katapultiert hätte, entsprach also der Wahrheit. Alonso hatte auf den ersten Metern alles richtig gemacht, entschied sich beim Anbremsen auf die erste Kurve für die Außenbahn und kassierte dabei Nico Hülkenberg und Daniel Ricciardo. "Mein Start war brillant. Das Auto kam super in die Gänge und ich konnte gleich einige Positionen gutmachen", so Alonso.

Beim Einlenken war er mit Verstappen auf gleicher Höhe und im Begriff, von diesem die dritte Position zu übernehmen. Der wiederum war nach der Kollision mit Vettel und Räikkönen angezählt. Räikkönen kam jedoch genau in diesem Moment völlig außer Kontrolle auf Turn 1 zugeschlittert und räumte Verstappen und Alonso in Bowling-Manier ab.

"Jetzt waren wir auf dieser Strecke mal gut und dazu kam sogar noch der Regen. Das Podium war garantiert, vielleicht hätten wir sogar um den Sieg kämpfen können", ließ Alonso seiner Enttäuschung freien Lauf. Sein McLaren wurde beim Kontakt mit Verstappen hinten links ausgehebelt und hob in der Folge ein gutes Stück vom Asphalt ab.

Alonso konnte zunächst weiterfahren. "Im Cockpit hast du keine Ahnung, wie groß der Schaden ist. Aber das Auto hat sich nicht mehr so gut angefühlt. Es hat sehr übersteuert. Ich fragte das Team nach dem Schaden, aber sie waren sich nicht sicher, weil die Telemetrie nicht mehr funktionierte", erklärte Alonso.

Alonsos McLaren bei Verstappen-Crash ohne Chance

Bei der härte des Aufpralls hätte es an ein Zauberei gegrenzt, wäre der MCL32 mit der Startnummer 14 noch voll intakt gewesen. Nachdem Alonso den Boliden in der Safety-Car-Phase um die Strecke getragen hatte, wurde er bei Wiederaufnahme des Renntempos umgehend nach hinten durchgereicht. In der achten Runde war für ihn Feierabend.

"Die linke Seite des Autos war komplett zerstört. Es war fast schon ein Wunder, dass wir nach dem Schlag überhaupt weiterfahren konnten. Letztendlich war es sehr schade, dass wir aufgeben mussten, denn wir hatten für dieses Rennen große Hoffnungen", so der zweimalige Weltmeister.

"Der Einschlag war erheblich. Das Chassis wurde dabei geöffnet, der Unterboden beschädigt und letztendlich hatte ein Auspuff ein Loch", erklärte McLaren-Racing-Director Eric Boullier. "Es war ein unglaublich enttäuschender Tag für Fernando. Er hatte unter den nassen Bedingungen einen exzellenten Start."

Singapur-Ausfall für McLaren doppelt schmerzhaft

In der Tat schien der pünktlich zum Start einsetzenden Regen zunächst wie ein Geschenk des Himmels. McLaren hatte sich aufgrund des Layouts des Marina Bay Street Circuit von vornherein bessere Chancen gegen die Konkurrenz ausgerechnet. Im Qualifying machten Alonso und Teamkollege Stoffel Vandoorne mit dem Einzug ins Q3 alles richtig.

"Wir hatten solch hohe Hoffnungen für dieses Rennen und unter nassen Bedingungen sind wir sogar noch stärker. Die Enttäuschung ist angesichts dessen einfach noch größer", haderte Alonso, der wie so oft eine tadellose Vorstellung ablieferte, im entscheidenden Moment jedoch wieder einmal vom Glück verlassen wurde.

"Wenn mal wieder der Motor gewechselt wird und wir wegen Strafen als Letzter starten, kommen meistens 20 Autos ins Ziel", fügte er an und versuchte danach, die Sache für sich abzuhaken: "Ich war einfach zur falschen Zeit am falschen Ort. In so einer Situation bist du nur noch Passagier. Da gibt es nichts, was du tun kannst"

Vandoorne rettet WM-Punkte, Alonso und McLaren versöhnlich

Am richtigen Ort war dafür Teamkollege Stoffel Vandoorne. Der Belgier blieb im turbulenten 14. Saisonrennen sauber und überquerte die Ziellinie als Siebter. "Das war ein ereignisreiches Rennen. Ich denke, Platz sieben war wirklich das beste, was ich heute rausholen konnte" so Vandoorne.

Der 25-Jährige überquerte die Ziellinie drei Sekunden hinter Jolyon Palmer, der laut seinem Team durchaus noch in Reichweite gewesen wäre. "Beim zweiten Boxenstopp gab es eine Verzögerung. Der Wagenheber hat vorne nicht richtig funktioniert, weshalb das linke Vorderrad nicht komplett angehoben wurde", erklärte Boullier.

"Obwohl wir ein Auto durch Fremdverschulden verloren haben, war es ein positiver Tag für das ganze Team. Dieses Resultat erinnert uns daran, dass wir hart an der Spitze kämpfen können, wann immer uns sich dazu auch nur die kleinste Gelegenheit bietet", fügte der Franzose an. Auch Alonso zeigte sich versöhnlich: "Trotz der Enttäuschung an diesem Abend war es ein gutes und spaßiges Wochenende."