McLaren Honda drehte rechtzeitig vor dem Qualifying für den Singapur GP richtig auf. Fernando Alonso und Stoffel Vandoorne mischten im letzten Training munter bei den Top-Teams mit. Im entscheidenden Moment gelang es McLaren jedoch nicht, für die große Überraschung zu sorgen. Die Enttäuschung hielt sich in Woking allerdings in Grenzen.

"Unser Ziel ist, hier mit beiden Autos Punkte zu holen. Mit dem Q3 haben wir die erste Hälfte unseres Jobs erledigt", zeigte sich Alonso nach Platz acht im Qualifying zufrieden. Nach dem Ergebnis im 3. Freien Training hatte er allerdings mehr erhofft: "Nach den Plätzen vier und fünf dachten wir kurz, wir könnten im Qualifying um die dritte Startreihe kämpfen, wenn ein paar der Top-Piloten Fehler machen."

Die Top-Teams taten McLaren diesen Gefallen nicht. Dass es aus eigener Kraft gelingen könnte, hatten die Piloten aber ohnehin nicht für möglich gehalten. "Ich denke, wir haben im FP3 alles zusammengebracht und die anderen hatten wohl nicht die perfekten Runs", erklärt Vandoorne, der sich als Neunter gleich hinter Alonso qualifizierte. Der einzige Wermutstropfen war letztendlich Nico Hülkenberg, der sich im Renault vor das McLaren-Duo mogelte.

"Nico hat uns heute auch geschlagen", erkennt Alonso neidlos an. Den siebten Platz, den sich Renaults One-Man-Show unter den Nagel riss, hatte er für ein realistisches Ziel gehalten. "Ich hatte aber keine perfekte Runde. Dazu haben uns ein paar Probleme davon abgehalten, die letzten paar Zehntel zu finden", erklärt der Spanier weiter.

Nach Monaco und Budapest ist Singapur die letzte Strecke im Kalender, auf der sich McLaren überdurchschnittlich gute Chancen auf ein Top-10-Resultat ausrechnet. Das Chassis des MCL32 konnte sich dort bisher auch gut in Szene setzen. Die vom Team gerne als Beweis angeführten GPS-Daten waren allerdings nicht so aussagekräftig wie in der Vergangenheit.

"Das GPS-Signal ist hier sehr schlecht, daher fällt es schwer den Vergleich zu ziehen. Aber ich würde sagen, wir befinden uns definitiv unter den ersten Vier", erklärt McLaren-Direktor Eric Boullier auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com.

Alonso: Hülkenberg ist der Gegner

Um sich den Status als vierte Kraft zu sichern, müssen die McLaren-Piloten am Sonntag nur noch an Hülkenberg vorbei. "Ich denke, wir schnappen ihn gleich am Start und danach wird es etwas einfacher", scherzt Alonso. In den letzten Rennen fiel es McLaren unheimlich schwer, sich im Renntrimm gegen die Konkurrenz aus dem Mittelfeld zu behaupten.

Auf dem Marina Bay Street Circuit erwartet Alonso nicht, durchgereicht zu werden. Die Startreihen hinter ihm hat er trotzdem auf dem Plan: "Wir müssen auf beides vorbereitet sein. Wir müssen Hülkenberg angreifen, aber auch gegen Sainz und die Force India verteidigen, die freie Reifenwahl haben. Das könnte später im Rennen eine Gefahr darstellen."

Beim Start rechnet Alonso nicht mit Gefahr von hinten, obwohl er auf der linken und vermeintlich dreckigeren Seite im Grid steht. "Ich habe mir meine Gedanken darüber gemacht, denn mein Teamkollege deckt mich von außen. Ich denke, ich bin sicher", erklärt der 36-Jährige. Vandoorne sieht das anders. "Pass bloß auf!", wirft der Belgier ein.

Alonsos Masterplan ist, die Position am Start mindestens zu halten. Damit sollte seiner Ansicht nach das Ziel eines Punkteresultats nur noch Formsache sein: "Es ist wie auf jedem Straßenkurs. Nach de ersten Kurve oder der ersten Runde sind die Positionen mehr oder weniger klar. Wir müssen uns also auf den Start konzentrieren und dann den Fokus beibehalten, denn es gibt hier keinen Raum für Fehler."

Sollte die Hülkenberg-Jagd am Start nicht erfolgreich verlaufen, glaubt Alonso an eine spätere Chance. "Bei den Boxenstopps gibt es die nächste Möglichkeit. Wir werden auf jeden Fall Druck machen", so der 36-Jährige. Einzig die fragwürdige Honda-Zuverlässigkeit könnte dem im Weg stehen: "Abgesehen von kleinen Problemen im Training war alles okay. Diese Zuverlässigkeit brauchen wir, um das Rennen zu beenden. Das ist eine Chance auf Punkte und die dürfen wir nicht verpassen."