Das erwartete Formel-1-Beben beim Singapur GP ist tatsächlich eingetreten: Zwischen dem ersten und zweiten Training ließen McLaren, Honda, Toro Rosso und Renault in Form von Pressemitteilungen zur Motoren-Zukunft der F1 im Minutentakt offiziell die Bomben platzen.

Toro Rosso: Was geht 2018 mit McLaren-Laster Honda?

Ein Schauplatz: Toro Rosso. 2018 spannt das Juniorteam von Red Bull Racing mit Honda zusammen. Damit erfüllt sich der Rennstall einen von Teamchef Franz Tost & Co lang gehegten Traum: endlich Werksteam-Status. Doch wie vielversprechend ist die Zukunft mit Honda? Immerhin handelt es sich mit den Japanern um den mit Abstand schwächsten der vier Hersteller von Power Units in der Formel 1.

Nicht umsonst entschied sich McLaren, die als erhoffte Musterehe angekündigte Honda-Partnerschaft schon nach drei Jahren - viel früher als geplant - wieder zu beenden. Wegen Erfolgslosigkeit. Kein einziges Podium vermochte McLaren mit Honda einzufahren - und das nachdem das Duo bei seiner vorherigen Zusammenarbeit Ende Achtziger, Anfang Neunziger Jahre eine der dominantesten Epochen der gesamten F1-Geschichte hingelegt hatte.

Honda: Formel-1-Ausstieg stand nie zur Debatte

Doch damit ist es nun vorbei. Für Honda ist das Kapitel McLaren beendet. Aber nicht das Kapitel Formel 1. Das habe auch nie zur Debatte gestanden, lässt Honda wissen. Aller Rückschläge zum Trotz. "Es ist wahr, dass wir gerade eine harte Situation durchmachen und niemand war mit den jüngsten Ergebnissen zufrieden, besonders im Vorstand. Wir hatten etliche Diskussionen", berichtet Katsuhide Moriyama, Honda-Chefverantwortlicher für alles rund um Marken- und Kommunikationsbelange in Singapur. "Aber die F1 zu verlassen, war für uns niemals eine Option."

Denn: "Für Honda begann in der F1 alles mit dem Traum unseres Gründers, Soichiro Honda, wir haben eine Geschichte von mehr als 50 Jahren in der F1. Die F1 ist eine sehr wichtige Kultur und DNA unseres Unternehmens", schildert Moriyama. Deshalb könne es für Honda schlicht kein anderes Ziel geben, als die gegenwärtig harte Herausforderung zu überwinden. "Und wieder zurück dahin zu finden, mit den Spitzenleuten dieses Sports zu kämpfen", so Moriyama.

Honda will mit Toro Rosso die Top-3 entern

Das sagt der Japaner nicht nur so dahin, nicht als bloße Floskel. Im Gegenteil. Moriyama legt nach, wird ganz konkret und haut gleich mal wieder eine heftige Kampfansage raus: "Hondas Spirit ist, zurückzukommen und nächstes Jahr ist es unser Ziel, um die Top-3 an Spitze der Startaufstellung zu kämpfen!" Mit Toro Rosso wohlgemerkt, einem Team, seit jeher klar im Mittelfeld platziert und weit entfernt davon, an Podien nur zu denken - Sebastian Vettels Monza-Wunder vor fast exakt neun Jahren einmal ausgenommen.

"Es ist mir eine Freude, diese neue Partnerschaft mit Toro Rosso zu beginnen, einem Team mit einer sehr jugendlichen Energie und Geschichte, sich um die Stars der Zukunft zu kümmern", ergänzt Moriyama. Wer sich auch freut: ausgerechnet Fernando Alonso. "Ich bin auch stolz auf die Leute, die hier gearbeitet haben. Sie werden dem Sport erhalten bleiben, mit Toro Rosso. Es wird interessant, ihre Zukunft zu verfolgen", sagt der seit Jahren von Honda gebeutelte McLaren-Pilot.

Aber zurück zu den hohen Ambitionen Hondas. Der Top-3-Anspruch scheint bei allen Honda-Mannen fest verankert. "Obwohl wir nicht viel Zeit haben bis zum Start der nächsten Saison, spüre ich, dass wir eine gute Saison und Beziehung zwischen Honda und Toro Rosso haben werden", sagt auch Masashi Yamamoto, hauptverantwortlicher Manager der Motorsport-Abteilung Hondas. "Der Spirit von Toro Rosso ist derselbe wie der Spirit Hondas. Ich glaube, dass wir für nächstes Jahr ordentlich arbeiten können."

Tost, Marko, Gasly: Deshalb passen Honda und Toro Rosso so gut

Immerhin könne es mit kaum einem anderen Team besser harmonieren als mit Toro Rosso. So fahre Red Bulls Juniorpilot Pierre Gasly aktuell in der japanischen Super Formula. "So hatte ich viele Gelegenheiten, mit Dr. Marko zu sprechen", sagt Yamamoto. Außerdem habe Teamchef Franz Tost mal in Japan gewohnt und kenne das Land sehr gut. Die Vibes würden also ideal passen.

Wie ideal, macht auch Toro Rossos Teamchef deutlich. Die markige Top-3-Ansage jedenfalls treibt Tost nicht sofort die Schweißperlen auf die Stirn. Vielmehr freut sich der Österreicher über so viel Streben nach guten Ergebnissen - und will mitziehen. "Toro Rosso ist zwar nicht Ferrari oder Mercedes, wir haben eine ganz andere Infrastruktur. Aber ich kann euch versprechen, dass wir innerhalb unserer Möglichkeiten den bestmöglichen Job erledigen werden", sagt Tost.

Franz Tost: Toro Rosso wird für Honda Manpower nachlegen

"Wenn es nötig ist, dann werden wir vielleicht auch mehr Leute holen, sogar die Infrastruktur ausbauen, machen, was auch immer nötig ist, um den Erfolg zu haben, den sich Honda wünscht", ergänzt Tost. "Ich freue mich auf das nächste Jahr, denn ich denke, dass Honda und Toro Rosso eine erfolgreiche Saison haben werden."

Was den Teamchef da so sicher macht? "Vor vier Jahren habe ich die Honda-Fabrik besucht. Sie haben eine fantastische Infrastruktur und ich denke, dass sie in der Zwischenzeit schon viel über die neuen Power Units gelernt haben. Ich bin überzeugt, dass Honda seine Performance in den nächsten drei Jahren - und auch schon auf kurze Sicht - dramatisch verbessern wird."

Aber Top-3? Schon 2018? Nein, das geht Franz Tost selbst dann doch nicht über die Lippen. "Ich bin überzeugt, dass wir in eine Position sein werden, um erfolgreich im Mittelfeld zu kämpfen oder im vorderen Teil des Mittelfelds", sagt Tost. "Den Rest werden wir dann sehen."