Sebastian Vettel und Ferrari, allen voran Big Boss Sergio Marchionne, haben sich nach dem Debakel beim Heimrennen in Monza für den Singapur GP, den 14. Lauf der Formel-1-Saison 2017, viel vorgenommen: Auf der Angststrecke von Mercedes muss einfach der Konter im WM-Kampf gegen Lewis Hamilton gelingen.

Sebastian Vettel und Ferrari in Singapur von Red Bull vorgeführt

Doch nach dem Trainingsfreitag in Singapur sieht es für die Scuderia Ferrari alles andere als rosig aus: Nur P9 und P11 für Vettel und Teamkollege Kimi Räikkönen. Nicht Ferrari dominierte das Training, sondern Red Bull Racing. "Es kann natürlich noch viel passieren. Aber wir sind noch nicht da, wo wir sein wollen. Wir müssen da noch ein bisschen am Auto tüfteln. Heute war es noch nicht ideal, ein durchwachsener Tag", hadert Vettel nach dem enttäuschenden elften Platz mit mehr als zwei Sekunden Rückstand auf die Bestzeit von Red Bulls Daniel Ricciardo im zweiten Training.

Auch Teamkollege Kimi Räikkönen vermochte mit P9 kein Glanzlicht zu setzen. "Insgesamt war es ein schwieriger Tag. Nicht viele Dinge haben Sinn ergeben. Es gibt viel zu tun. Das ist nicht gerade genau das, wo wir zu starten erwartet haben, aber wir arbeiten weiter. Ich bin sicher, dass wir uns verbessern können. Es ist ja nicht das erste Mal und es ist nur Freitag", sagt der Iceman. "Wir brauchen noch Zeit. Es ist recht klar, dass wir beide heute nicht glücklich waren und uns verbessern müssen", ergänzt Vettel. "Aber ich bin sicher, dass wir genug Zeit haben, das anzusehen und eine Lösung finden." Doch woran haperte es genau bei Ferrari?

Vettel erklärt schwaches Ferrari-Training in Singapur

Ein wenig rätselt Vettel selbst. "Uns fehlt allgemein noch ein bisschen der Grip. Ich glaube, dass die Balance noch nicht ganz stimmt und dass wir uns dann vielleicht ein bisschen schwer tun mit den Reifen, den Grip rauszuholen, der dann doch da ist", schildert Vettel. Zu Beginn der Runde funktioniere es noch gut, doch mit zunehmender Rundendauer tue man sich immer schwerer.

Mitverantwortlich für die schwache Freitagsvorstellung jedoch auch: Experimentierfreude bei Ferrari. "Wir haben ein paar Sachen probiert. Vielleicht hat das eine oder andere nicht ganz so gut funktioniert", erklärt Vettel. Sorgen macht sich der Deutsche deshalb jedoch längst nicht. "Nein. Ich glaube, es ist im Auto drin. Wir müssen es nur herausholen", sagt Vettel.

Vettel-Unfall in Singapur kostet Qualifying-Sim

Bei diesem Versuch übertrieb es Vettel im zweiten Training an einem Punkt: Plötzlich fand sich der Ferrari-Pilot in der Leitplanke wieder, riss eine Werbebande herunter, konnte aber glücklicherweise noch weiterfahren. "Es natürlich nicht ganz ideal, dass ich die Runde nicht fertig gefahren bin und das Auto ein bisschen verloren habe. Wir hatten dann ein bisschen Schaden, konnten aber trotzdem weitermachen. Das war wichtig, um noch den Longrun mitzunehmen", berichtet Vettel.

Der Versuch mit wenig Benzin jedoch war verdorben - der zweite. Schuss Nummer eins hatte Verkehr in Form eines Saubers zerstört. Auch das erklärt zum Teil das extrem schlechte Abschneiden Ferraris im Zeitenklassement. Noch dazu fehle es noch ein Stück an Vertrauen - auf einem Straßenkurs immer besonders entscheidend. "Das kommt auf einer Strecke wie dieser hier dann vielleicht noch oben drauf und so fehlt dann auch noch ein bisschen Zeit", sagt Vettel. "Und auch deshalb bin ich zuversichtlich, dass uns morgen ein umso größerer Schritt gelingt."

Red Bull als Vettel-Puffer gegen Hamilton?

Angesichts von 2,25 Sekunden Rückstand auf die Spitze ist der auch mehr als nötig, will Vettel in Singapur eine ganz große Chance ergreifen. Weil Red Bull derart stark ist, könnte Vettel im Idealfall bei eigenem Sieg auf seiner Leibstrecke (4 Siege, Rekordsieger) nicht nur mit Teamkollege Kimi Räikkönen einen wertvollen Punkte-Puffer auf Lewis Hamilton erhalten. Sondern potentiell eben auch die Red Bull.

Sonderliche Beachtung schenkt Vettel diesem Traumszenario jedoch nicht: "Unsere Priorität ist, so schnell zu fahren wie WIR können. Dann sehen wir, wohin uns das führt. Und es ist auch nicht der erste Freitag, an dem sie (Red Bull, Anm. d. Red.) konkurrenzfähig waren. Ich weiß nicht, was sie heute getan haben. Wir werden sehen. Ich bin ziemlich sicher, dass es morgen eng wird. Wir eng genau sehen wir dann …"

Formel 1: Ferrari-Land in Singapur? (02:45 Min.)