Mercedes hat noch vor dem Formel-1-Rennwochenende in Singapur Nägel mit Köpfen gemacht und den F1-Vertrag mit Valtteri Bottas verlängert. Damit steht das Fahreraufgebot der drei Top-Teams Ferrari, Mercedes und Red Bull Racing für die Formel-1-Saison 2018 fest. Aber auch nur für die kommende Saison: Wie Landsmann Kimi Räikkönen bei der Scuderia erhielt auch Bottas 'nur' einen Jahresvertrag. Hintergrund: Für 2019 - wenn so einige Fahrerverträge auslaufen - halten sich die Silberpfeile somit alle Optionen offen.

Doch was hält Bottas selbst von seinem nächsten Jahresvertrag? Dass der Finne seinen ersten Mercedes-Vertrag für die laufende F1-Saison 2017 nach dem überraschenden Abschied von Weltmeister Nico Rosberg als Jahresvertrag erhalten hatte, war nichts als normal gewesen: Einen neuen Piloten will man schließlich erst einmal im Team erleben, bevor man ihn mit einem langfristigen Vertrag ausstattet - gerade wenn es sich um eines der absoluten Top-Cockpits in der Formel 1 handelt. "Natürlich hätte ich da allem zugestimmt, um das schnellste Auto zu fahren. Es musste schnell gehen", erinnert sich Bottas.

Bottas: Fast schon als Mercedes-Mechaniker beworben …

Doch auch jetzt, acht Monate später, fällt die Verlängerung nicht umfangreicher aus: wieder ein Jahresvertrag für den WM-Dritten. Für Bottas jedoch überhaupt kein Problem. "Ich bin wirklich happy, nächstes Jahr einen Job zu haben. Denn ich habe mich fast schon als Mechaniker bei Mercedes beworben. Also bin ich echt happy - ne, nur Spaß", scherzt Bottas in einem Youtube-Video der Silberpfeile."Ich weiß dass nicht jeder Fahrer die Gelegenheit bekommt, für so ein großes Team zu fahren. Also vielen Dank für die Unterstützung. Es wird cool, die neue Saison frisch zu beginnen und das Team bereits zu kennen."

Besonders groß sei die Erleichterung jedoch nicht gewesen, so Bottas in seiner Singapur-Medienrunde. "Natürlich ist es schön, zu wissen, wo man im nächsten Jahr fährt. Es ist ein gutes Gefühl, besser, als es nicht zu wissen und keine Ahnung zu haben. Aber es gab in dieser Saison ehrlich gesagt keinen Moment, in dem ich deswegen eine große Panik verspürt hätte. Die Saison begann ziemlich gut, wir haben zusammen einige gute Ergebnisse erzielt und ich habe zu keinem Zeitpunkt in diesem Jahr irgendwelche Zeichen vom Team bekommen, dass sie sich anderweitig umsehen würden. Deshalb ist es kein riesiger Unterschied vom Gefühl her, aber natürlich ist es positiv", sagt Bottas.

Bottas mit vollem Verständnis für Jahresvertrag

Bei der Vertragslaufzeit von erneut einer Saison zeigt Bottas volles Verständnis für Mercedes. "Ich verstehe natürlich immer die Sichtweise des Teams und es möchte sich ganz gewiss immer Optionen für die Zukunft offen halten", sagt er. "Ich verstehe das zu 100 Prozent, aber ich bin damit sehr happy. Es ist immer noch besser, als mein ursprünglicher Vertrag."

Noch dazu wisse er genau, wie er irgendwann an einen langfristigen Kontrakt bei Mercedes kommen könne. Bottas: "Es ist wie bislang auch in meiner F1-Karriere: Es liegt ganz an mir. Wenn ich Leistung zeige, wird es keine Probleme geben und wir können eine lange Zukunft zusammen haben. Ich glaube an mich und ich werde mich als Fahrer weiterentwickeln und besser werden. Wenn ich weiterhin 100 Prozent in jedem Rennen gebe und mich steigere, blicke ich der Zukunft zuversichtlich entgegen. Es liegt ganz an mir."

Bottas: Werde mir langfristige Mercedes-Zukunft verdienen

Das habe bereits bei der aktuellen Vertragsverlängerung durch seine guten Leistungen in der laufenden Saison gut funktioniert. "Ich bekam für ein Jahr diese Chance, um mir ein zweites Jahr zu erarbeiten. Das gibt mir Selbstvertrauen", sagt der zweimalige Saisonsieger. So viel Selbstvertrauen, dass Bottas jetzt erst recht so richtig in den WM-Kampf eingreifen will. "Ich bin nicht hier, um Dritter zu werden", schickt er seine Kampfansage Richtung Lewis Hamilton und Sebastian Vettel. "Ich will so lang es geht im Titelkampf dabei sein. Ich setze mir meine Ziele immer sehr hoch - Dritter gehört nicht dazu."

Doch um dieses Ziel nicht aus den Augen zu verlieren wird es für Bottas höchste Zeit zu liefern, Boden in der WM gut zu machen. Am besten gleich in Singapur. "Natürlich wäre es gut. Ich kenne den genauen Abstand nicht, aber er ist sicher schon recht groß", sagt Bottas. Aber nicht zu groß: "In der Theorie ist natürlich noch immer alles drin, in der Formel 1 mit sieben Rennen zu gehen sowieso. Aber ich muss auf jeden Fall anfangen vor Sebastian und Lewis anzukommen, wenn ich meine Hoffnungen auf den Titel lebendig halten möchte", weiß Bottas.

Bottas zum WM-Kampf: Dritter zu werden nicht mein Ziel

"Und das muss besser früher als später beginnen. Natürlich ist dieses Rennen da wichtig, denn das Saisonende rückt näher und näher. Ich will aber nicht zu viel daran denken. Ich will einfach auf der Höhe sein dieses Wochenende und Punkte aufholen. Das ist immer das Ziel", ergänzt der Finne. Zumindest mit Blick auf den Teamkollegen sollte Bottas dabei eines Mut machen: Monaco. In Monte Carlo wusste Hamilton nicht im Ansatz mit Bottas mitzuhalten.

Déjà vu auf dem nächsten Straßenkurs, in Singapur? Bottas zweifelt. Auf Straßenkursen sei es einfach noch wichtiger, sofort die richtige Balance zu finden und schnell auf Speed zu kommen, um sich an das Limit herantasten zu können. "Das kann dann einen großen Unterschied machen. Auch für das Vertrauen. Auf Straßenkursen kommt es sehr stark auf das Vertrauen ins Auto an", erklärt Bottas auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com. Das sei in Monaco bei Hamilton eben nicht ideal gelaufen. In Singapur könne das ganz anders, nämlich normal aussehen. "Ich bin sicher, dass Lewis so schnell wie immer sein wird."

Formel 1: Ferrari-Land in Singapur? (02:45 Min.)

Bottas: Mercedes in Singapur nicht chancenlos gegen Ferrari

Bleibt noch Sebastian Vettel. Ferrari übermächtig in Singapur? Bottas negiert. Mercedes gehe völlig offen an das Wochenende heran. "Wir kommen mit dem Wissen hierher, dass es nicht unser bester Kurs ist, eher einer der schwierigsten", fürchtet Bottas. "In Monaco und Budapest haben wir mit dem High-Downforce-Paket etwas mehr gekämpft. Trotzdem glauben wir, dass wir ein starkes Ergebnis haben können", sagt Bottas zu Motorsport-Magazin.com.

Grundvoraussetzung sei insbesondere ein starker Samstag. Bottas: "Wenn wir das Auto für das Qualifying hinbekommen bin ich sicher, dass wir auch ein gutes Rennen haben können. Wir müssen einfach versuchen, das Auto in die richtige Position zu bringen. Und es ist da ja nicht das einfachste Auto ... Aber wir gehen das Wochenende ganz neutral an, denken nicht, dass wir allzu weit von der Spitzen weg sein sollten."