Force-India-Geschäftsführer Otmar Szafnauer hat erneut eine Budgetobergrenze für Formel-1-Teams ins Spiel gebracht. Diese steht bereits seit Jahren auf der Agenda, um auch kleineren Teams eine Möglichkeit zu verschaffen, aus eigener Kraft gelegentlich um Siege mitzukämpfen und dem Sport mehr Abwechslung zu verschaffen. Während die Werksteams von Mercedes und Ferrari oder auch das gut finanzierte Red-Bull-Team Budgets von über 200 bis gar 300 Millionen Euro zur Verfügung haben, müssen Rennställe wie Force India oft mit der Hälfte zurechtkommen.

Nun hat Szafnauer eine konkrete Summe ins Spiel gebracht, die als Obergrenze gelten könnte. "Ich persönlich finde, wenn wir 150 Millionen Dollar nehmen, ist das viel Geld, um Rennsport zu betreiben und eine Größenordnung, die oberhalb aller anderen Rennserien liegt", sagte Szafnauer gegenüber 'ESPN'.

Keine Hauruck-Aktion

Gleichzeitig weiß er jedoch auch, dass diese Umsetzung nicht von heute auf morgen geschehen könnte und auch Probleme mit sich bringt. "Wir müssen pragmatisch sein. Nehmen wir mal an, wir haben ein Team, das 250 Millionen Dollar ausgibt und 1.000 Angestellte hat. Das ist beileibe nicht weithergeholt. Wenn man dann sagt, nächste Saison müsst ihr 100 Millionen weniger ausgeben, kostet das möglicherweise 300 bis 500 Arbeitsplätze. Das ist schwierig", weiß der Rumäne.

Besonders Force India versteht es seit Jahren, aus geringsten Mitteln enorm viel herauszuholen. Das Team steuert in dieser Saison zum zweiten Mal in Folge Rang vier in der Konstrukteurs-WM entgegen, weit vor Teams wie McLaren oder Williams. Im Zuge eines großen Sponsorendeals leuchten die Autos 2017 in grellem Pink, doch das Budget ist immer noch weit entfernt von dem, was benötigt wird, um Siege anzupeilen. Mit den neuen Besitzern der Formel 1 um Liberty Media, die sich klar für mehr sportliche Vielfalt ausgesprochen haben, könnte diese Lücke bald kleiner werden.

Szafnauer betont, dass die Auswirkungen einer Budgetgrenze seiner Ansicht nach die meisten Teams gar nicht betreffen würde. Es gehe nicht einmal um die Hälfte des Starterfeldes. "Die Hälfte von uns würde darunter liegen und weitermachen, wie bisher. Es geht nur um die andere Hälfte, die sich nach unten bewegen würde, um diese Zahl zu erreichen, vielleicht vier von zehn", rechnet er vor.

Force India hat sich bereits im vorderen Mittelfeld platziert, Foto: Sutton
Force India hat sich bereits im vorderen Mittelfeld platziert, Foto: Sutton

Abschreckung als Kontrollmechanismus

Großes Problem an Szafnauers Vorschlag: die Kontrolle einer möglichen Grenze. Hersteller könnten Ausgaben für das F1-Projekt auch durch andere Bereiche des Unternehmens deklarieren. Doch hier setzt der Force-India-Geschäftsführer auf spezielle Verfahren. "Es sollte Methoden und Mechanismen geben, um dem vorzubeugen. Das ist wie bei Staaten und Steuern", setzt er an.

"Es gibt einen großen Anreiz, keine Steuern zu zahlen, denn das bedeutet, dass man sein Geld behalten kann. Aber die Regierungen haben Mechanismen, um das zu überprüfen. Es gibt sicher genug Leute, die davonkommen und von denen man das nicht weiß. Aber irgendwann einmal muss jeder eine Geldstrafe zahlen. Wenn diese Strafe hoch genug ist, sobald man erwischt wird, kann man es glaube ich hinkriegen", glaubt Szafnauer.

Die größte Abschreckung sei für ihn jedoch die Tatsache, dass Teammitglieder von einem Team zu einem anderen wechseln und Informationen über etwaige Praktiken weitergeben könnten. "Sie sagen dann: 'Wisst ihr, was die machen? Sie umgehen die 150-Millionen-Grenze auf diesem und diesem Weg.' Whistleblowing ist die größte Abschreckung", ist Szafnauer überzeugt.