Die unmittelbar bevorstehende Trennung zwischen McLaren und Honda nimmt bislang ungeahnte Ausmaße an. Weil sich McLaren unbedingt von Honda trennen will, versuchte das Team einen anderen Partner für die Japaner zu finden: Toro Rosso. Der Hintergedanke dabei: Erhält Toro Rosso Honda-Motoren, hätte Renault Kapazitäten für McLaren frei.

Dieser Deal ist nichts Neues, schon beim Italien GP in Monza trafen sich McLaren-Verantwortliche mit Renault. Doch wie die Kollegen von Autosport berichten, soll Toro-Rosso-Pilot Carlos Sainz eine Schlüsselrolle in diesem Kuhhandel einnehmen.

Renault ist schon seit geraumer Zeit an den Diensten des Spaniers interessiert, auch Sainz selbst würde gerne von Toro Rosso zu Renault wechseln. Allerdings beharrte Red Bull bislang auf die Einhaltung seines Vertrages. Kostenlos hergeben kam für Red Bulls Motorsportberater Dr. Helmut Marko jedenfalls nicht in Frage, wie er gegenüber Motorsport-Magazin.com deutlich machte: "Vielleicht können Sie ihm ja entgegenkommen! Zahlen Sie das, was er uns gekostet hat!"

Doch nun muss Red Bull offenbar Renault entgegenkommen. Denn die Franzosen wollen nicht einfach hin- und hergeschobene werden, wie es die Kundenteams gerne hätten. Im Gegenzug für die Auflösung des Vertrages mit Toro Rosso zur nächsten Saison will Renault Sainz. Dann ist für Toro Rosso der Weg für Honda frei - und möglicherweise auch für Red Bull in fernerer Zukunft, sollte sich Honda im Toro-Rosso-Heck machen.

Sollte der Deal über die Bühne gehen, könnte Carlos Sainz Junior schon in Malaysia Teamkollege von Nico Hülkenberg sein. Jolyon Palmer, der noch immer ohne WM-Punkt in dieser Saison dasteht, müsste dann seinen Renault-Helm an den Nagel hängen. Für Sainz würde dann kurzfristig Red-Bull-Reservist Pierre Gasly einspringen.

Langfristig soll Honda den Japaner Nobuharu Matsushita im Cockpit sehen wollen. Matsushita fährt aktuell in der Formel 2 und belegt dort zwei Rennwochenenden vor Saisonende Rang sechs. Um die nötigen Superlizenz-Punkte zu erhalten, muss er allerdings Dritter in der Meisterschaft werden. Matsushita soll auch beim ursprünglichen Deal zwischen Sauber und Honda eine zentrale Rolle gespielt haben.

McLaren tritt mit Honda-Trennung Lawine los

Die Trennung zwischen McLaren und Honda könnte somit eine ganze Lawine lostreten. Finanziell würde der britische Traditionsrennstall darunter leider. Kostenlose Motoren entfallen genauso wie der größte Sponsor auf dem Boliden. Gleichzeitig müsste McLaren die kompletten Fahrergehälter wieder selbst übernehmen. "Wir werden eine sportliche, keine finanzielle Entscheidung treffen", sagte McLaren-Boss Zak Brown zu Motorsport-Magazin.com. "Was wir uns nicht leisten können, ist ein weiteres Jahr ohne Podium."

McLaren erhofft sich durch den Motorenwechsel eine bessere sportliche Perspektive und ist dafür bereit, tief in den Geldbeutel zu greifen. Toro Rosso hingegen geht das sportliche Risiko mit Honda für zahlreiche Millionen ein. Red Bull steht in der Warteschlange und Renault greift sich so ab, was man anders hätte bezahlen müssen: Carlos Sainz. Und der Spanier bekommt, was er wollte: Renault statt ein weiteres Jahr Toro Rosso.