„Dieses Mal muss die FIA ein Heineken gehabt haben.“ Fernando Alonso sorgt auch beim Italien GP - Titelsponsor des 13. Saisonlaufs der Formel-1-Saison 2017 ist eben jene Brauerei - in Monza wieder für beste Unterhaltung. Allem voran mit diesem markigen Spruch in seiner Interview-Runde nach Rennende, aber auch schon zuvor via Boxenfunk. Was war passiert?

Kurz gesagt: Jolyon Palmer war passiert. In der Anfangsphase des Italien GP duellierte sich Alonso mit dem Renault-Piloten um den zwölften Platz als Palmer im Rad-an-Rad-Duell mit dem McLaren-Fahrer die zweite Schikane abkürzte, die Position allerdings nicht wieder herschenkte. Vielleicht, weil es Alonso war? Alonso, der in Spa Palmer von der Strecke gedrückt, keine Strafe kassiert hatte?

Es scheint so. Zumindest fühlte sich der Brite auch in Monza wieder vom Spanier abgedrängt. "Ich war vor der Kurve vorne, er hat super spät gebremst und mich von der Strecke gezwungen", schildert der Renault-Pilot seine Sicht der Dinge. Er müsse diese Position zurückgeben, funkte dagen Alonso sofort aufgeregt an sein Team. Tatsächlich leitete die FIA eine Untersuchung ein, Palmer kassierte eine Zeitstrafe von fünf Sekunden, on top einen Strafpunkt auf die Superlizenz.

Vom Kommandostand darüber informiert hielt Alonso dieses Strafmaß für nichts als einen schlechten Witz. Komplett lächerlich, viel zu lasch sei die Sanktion gegen den Briten, so Alonso. „Als wir an der Schikane angekommen sind waren wir Seite an Seite. Wir haben spät gebremst und ich habe es geschafft, die Schikane zu bekommen. Aber er hat es nicht. Er hat sie ausgelassen und ist vorne geblieben“, schildert der Spanier später die Szene.

Alonso sauer wegen Mini-Strafe: Keine Auslegungssache

„Normalerweise ist das etwas, das in den Regeln sehr klar ist. Wenn zwei Autos Seite an Seite sind und wenn einer die Schikane verpasst und der andere sie bekommt, ist es Schwarz und Weiß, dann muss er die Position zurückgeben. Da ist eine Auslegung gar nicht möglich, das ist nicht nur meine Interpretation“, poltert Alonso. Dann der Satz mit Kult-Potential: „Dieses Mal muss die FIA da ein Heineken gehabt haben!“

Wie genervt Alonso von dem Strafmaß war, hatte er jedoch schon zuvor - noch im Rennen - mehr als deutlich gemacht. Lange nach dem Vorfall mit Palmer wunderte sich Alonso plötzlich, wo der Renault-Pilot denn abgeblieben sei, hakte bei McLaren nach: „Wo ist Palmer?“ Die Antwort: Palmer sei ausgefallen. Alonso darauf: „Karma!“ Der Brite dagegen zeigt sich von allem Alonso-Ärger unbeeindruckt. "Es kümmert mich nicht", meint Palmer.

Alonso: Palmer hat zu McLaren-Getriebeproblem geführt

Doch eigentlich sei die ganze Nummer mit Karma-Palmer auch für Alonso ohnehin halb so wild gewesen, lenkt der Spanier später selbst noch ein. „Es spielt eigentlich keine Rolle wenn du um P16 und P17 kämpfst“, sagt Alonso. „Aber ich denke, dass die Zuschauer etwas Normales sehen wollen, keine Party.“ Und dennoch: Die Strafe sei zu lasch gewesen, wiederholt Alonso. Immerhin habe Palmer sein Rennen zerstört. „Du verlierst da zehn Sekunden und die Probleme, die wir mit dem Getriebe hatten, kamen von der Hitze, weil wir Jolyon drei oder vier Runden vor uns hatten“, berichtet Alonso, kurz vor Schluss ausgefallen. „Wenn Handspiel eine Strafe ist, dann sollte es immer eine Strafe sein. Wir haben 1,5 Sekunden pro Runde verloren. Daher war es ein kompliziertes Rennen.“

Zu Alonsos Monza-Ausfall indes kam es offiziell jedoch nicht einmal wegen eines Getriebeschadens. Man habe das Getriebe plötzlich schlicht nicht mehr überwachen können und habe Alonso das Auto deshalb aus Sicherheitsgründen abstellen lassen, ließ McLaren wissen. Tatsächlich wird das Team die aussichtslose Rennsituation jedoch wohl nur genutzt haben, um in Singapur das Getriebe straffrei wechseln zu dürfen. Für Alonso dennoch eine bittere Pille. „Einige unserer Anteilseigner waren heute hier und leider konnten wir da kein gutes Ergebnis abliefern. Das ganze Team war hier und hoffentlich können wir es nächstes Mal besser machen“, sagt der Spanier.

Nächster Doppel-Ausfall für McLaren - aber: Hoffnung Singapur

Beim kommenden F1-GP in Singapur sollte McLaren dazu tatsächlich eine recht gute Gelegenheit erhalten, wird das Team auf dem engen Kurs in Asien doch weit weniger unter der schwachen Honda-Power zu leiden haben. Noch dazu hatte McLaren in Monza wie schon in Silverstone vor dem aussichtsreicheren Ungarn GP bei beiden Boliden Motoren-Strafen in Kauf genommen, um sich für Singapur besser aufzustellen. Im Fall Stoffel Vandoornes versagte im Rennen allerdings erneut ein neues Aggregat der aktuellsten Spezifikation - der nächste Doppel-Ausfall für die Truppe aus Woking?