War am Ende alles gar nicht so dramatisch wie teilweise angenommen? Die Diskussion rund um den neuen Mercedes-Motor in Spa und die Möglichkeit, weiter mehr Öl verbrennen zu dürfen, beschäftigte die Formel 1 auch in Monza. Die Frage: Warum brachten die Silberpfeile überraschend in Belgien eine Ausbaustufe der Power Unit, während Ferrari verzichtete - und damit auch auf die Möglichkeit, weiterhin 1,2 Liter Öl auf 100 Kilometer Fahrt verbrauchen zu dürfen? Ab Monza gilt: Neue Motoren dürfen nur noch 0,9 Liter brauchen.

Ob das zusätzliche Öl tatsächlich einen Vorteil bringt, bleibt unklar. Es gab Gerüchte, dass sich Mercedes nicht an eine Vereinbarung mit Ferrari gehalten haben soll, bis Monza mit einem neuen Motor zu warten.

In Italien dementierte Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene: "Wir haben kein Problem. Ich möchte das nicht kommentierten. Mercedes hat früh einen Motor gebracht. Das hat im Verlauf der Saison auch Nachteile, weil es keine weiteren Entwicklungen geben wird."

Wolff: Komplett übertrieben

Natürlich kann Mercedes auch weiterhin an seiner Power Unit tüfteln. Bekommen Lewis Hamilton und Valtteri Bottas allerdings neue Aggregate, sind Motorenstrafen die Folge. Beide Fahrer sind beim Verbrennungsmotor, dem Turbolader und der MGU-H an der erlaubten Grenze angelangt. Während Mercedes vergangene Woche in Spa seinen vierten neuen Motor einsetzte, steht Ferrari noch bei drei Power Units.

Der neue Motor dürfte dann weniger Öl verbrauchen als bisher. Ist das wirklich ein entscheidender Vorteil für Mercedes? "Ich denke, da wurde komplett übertrieben", versicherte Silberpfeil-Teamchef Toto Wolff. "Es ist genau, wie Maurizio sagte: Wir haben ihn früh eingeführt, um Performance auf die Strecke zu bringen. Damit einher geht das Risiko, viele Rennen bis zum Jahresende damit zu bestreiten - mehr als unsere direkten Wettbewerber."

Übersicht der bereits genutzten PU-Komponenten

Fett = am/über dem Limit

ICETCMGU-HMGU-KESCE
Mercedes
Lewis Hamilton444322
Valtteri Bottas444322
Ferrari
Sebastian Vettel343333
Kimi Räikkönen343333

Wolff zählt eigene Nachteile auf

Wolff war darauf bedacht, die Nachteile der frühen Ausbaustufe direkt nach der Sommerpause aufzuzählen. Weiter sagte er: "Es fehlt die weitere Entwicklung. Je länger man mit der letzten Einführung des Motors wartet, desto mehr kannst du deinem Upgrade wahrscheinlich hinzufügen."

Zunächst wurde angenommen, dass Ferrari für das Heimspiel in Monza ebenfalls einen überarbeiteten Motor an die Strecke bringt. Dem war aber nicht so, das Team setzt weiter auf die Ausbaustufe von Silverstone. In England hatte Mercedes ebenfalls eine verbesserte Power Unit in seine beiden Autos gepflanzt.

Wolff versicherte, dass die Mercedes-Entscheidung nichts damit zu tun habe, dass der neue Motor genauso viel Öl verbrauchen darf wie seine Vorgänger. Einen möglichen Vorteil wies er von der Hand: "Wenn man die FIA fragt, dann ist es ziemlich interessant zu sehen, wie die Resultate ausfallen. Sie sind so ziemlich das Gleiche. Ich weiß nicht, wo diese Gerüchte herkamen. Das war nie ein Problem zwischen uns."

Ferrari hat einen Plan

Arrivabene argumentierte, dass die neue Regel zur Ölverbrennung keinen Einfluss auf den hauseigenen Motoren-Zyklus habe. "Das hat nichts damit zu tun", sagte er. "Wir haben einen Plan seit dem Beginn der Saison. Wir möchten unsere Power Unit zur richtigen Zeit und mit der richtigen Leistung bringen. Das ist die Antwort und das hat nichts mit dem Ölverbrauch zu tun."

Die Diskussion über mögliche Vorteile der Ölverbrennung dauert seit Monaten an. Durch ein FIA-Statement zu Beginn der Woche wurde sie weiter angeheizt. Der Motorsportweltverband stellte klar: "Wenn ein Motor (ICE-Einheit) am Monza-Wochenende oder danach eingeführt wird, muss der Ölverbrauch unter 0,9 Litern pro 100 Kilometer liegen, wann immer er benutzt wird. Wenn ein Motor (ICE-Einheit) am oder vor dem Spa-Wochenende eingeführt wurde, muss der Ölverbrauch unter 1,2 Litern pro 100 Kilometer liegen, wann immer er benutzt wird."