Eigentlich sollte es eine Traumehe werden: McLaren und Honda. Was 2015 mit großen Worten wie 'zukünftige Dominanz' angekündigt wurde, könnte schon nach drei Jahren und keinem einzigen Podium beendet sein. McLaren überlegt nun öffentlich, den Partner für die Saison 2018 zu wechseln - und sollte das geschehen, wird die Entscheidung sehr bald getroffen.

"Früh in diesem Monat", meint McLaren-Boss Zak Brown auf die Deadline angesprochen. Vor wenigen Wochen schloss die Teamführung noch kategorisch aus, dass McLaren mit einem anderen Motorenhersteller als Honda in die nächste Saison gehen wird, nun steht es Spitz auf Knopf um die gemeinsame Zukunft mit den Japanern.

"Wir haben in dieser Saison ein Top-Chassis, aber wir können die Ergebnisse nicht einfahren, weil uns die Leistung fehlt", so Brown. Drei Jahre lang leidet der britische Traditionsrennstall nun schon unter Honda, nun will McLaren handeln.

Doch wäre es so einfach, hätte McLaren wohl schon längst das Handtuch geschmissen. Ein Problem ist die Alternative: Ferrari und Mercedes wollen keine Motoren an einen potentiellen Konkurrenten liefern. Bliebe nur Renault für McLaren. Von der Konkurrenzfähigkeit des Renault-Motors sind nicht alle so überzeugt wie die FIA-Analysen - man frage nur bei Red Bull nach. "Alles, was wir jetzt machen, ist risikobehaftet", meint Brown nur.

Der US-Amerikaner träumt allerdings nicht: "Auch Williams, die wahrscheinlich ein schlechteres Chassis haben als wir, war in dieser Saison schon auf dem Podium. Ich sage ja nicht, dass wir gewinnen werden und ich sage auch nicht, dass wir jedes Wochenende auf dem Podium landen..."

Brown: Können uns Trennung finanziell leisten

Auf der anderen Seite gibt es kommerzielle Aspekte, die eine Trennung von Honda nahezu unmöglich machen. Honda stemmt einen großen Teil des Teambudgets, von Summen in dreistelliger Millionenhöhe wird gesprochen. Doch das soll bei der Entscheidung des Partners keine Rolle spielen, wie Brown Motorsport-Magazin.com erklärt: "Was wir uns nicht leisten können, ist es, nicht auf dem Podium zu stehen. Die Entscheidung wird rein performance-orientiert gefällt. Es ist aber eine große Entscheidung, die auch finanzielle Dinge mit sich zieht. Unsere Aktionäre stehen aber so hinter uns, dass wir eine sportliche Entscheidung treffen können und mit der wirtschaftlichen Seite klarkommen können."

Ob das Businessmodell dann noch aufgeht? Schließlich braucht McLaren aktuell nichts für die Motoren bezahlen, erhält Geld für das Sponsoring von Honda und braucht auch nicht das volle Salär von Star-Pilot Fernando Alonso zahlen. "Wenn der Erfolg auf der Strecke kommt, folgt der Erfolg auf geschäftlicher Seite", glaubt Marketing-Experte Brown.

Warum muss McLaren aber noch überlegen? Es geht dabei auch um Toro Rosso. Man sagt, eine Trennung mit Honda wäre nur möglich, wenn Honda einen anderen Partner findet. Der wäre Toro Rosso. Teamchef Franz Tost war zu diesem Thema leider nicht zu sprechen - dafür soll Tost mit den Japaner sprechen.

McLaren braucht Übergangslösung bis 2021

Außerdem besteht erneut ein Funke Hoffnung, dass Honda die Probleme endlich löst. Die gab es zwar auch in der Vergangenheit, inzwischen hat in Sakura aber ein Umdenken stattgefunden. Honda gibt nun mehr Ressourcen für das Formel-1-Projekt frei und lässt zudem Unterstützung von außen zu. Auch Renault holte sich einst Hilfe von Ingenieurdienstleistern wie Mario Illien. Der Schweizer Motorenpapst will nach eigenen Angaben aber nicht in das Honda-Projekt involviert sein.

Für McLaren wird es keine langfristige Entscheidung: Das aktuelle Motorenreglement läuft spätestens Ende 2020 aus, einige wollen ein neues Reglement schon ein Jahr früher. Es geht für den Rennstall um maximal drei Jahre - die bestmöglich überbrückt werden müssen. "2021 wird sich die ganze Landschaft in der Formel 1 wohl zum Positiven ändern, auf Motorenseite gibt es vielleicht unabhängige Hersteller - oder vielleicht bauen wir auch unsere eigenen Motoren", träumt Brown.