Red Bull war in Monza zum Auftakt auffällig langsam unterwegs. So auffällig, dass etwas hinter dem Programm der beiden Fahrer Max Verstappen und Daniel Ricciardo stecken musste. Ein Blick auf die Rundenzeiten nach den beiden Trainings zeigte den Plan dahinter deutlich auf: Red Bull konzentrierte sich fast ausschließlich auf die Vorbereitung zum Rennen am Sonntag. Longsruns standen auf dem Programm - und kaum etwas anderes.

"Im 2. Training bin ich nur eine einzige Runde mit wenig Sprit an Bord gefahren", bestätigte Ricciardo ohne Umschweife. "Danach haben wir uns gar nicht erst drauf fokussiert, das Auto neu zu balancieren. Es ging direkt weiter mit Runden, auf denen wir viel Benzin im Tank hatten." Üblicherweise teilen die Teams ihr Programm am Freitag in Qualifying- und Rennvorbereitung auf. Red Bull sparte sich Ersteres fast komplett.

Strafen-Flut bei Red Bull

Der Hintergrund ist klar: Ricciardo und Verstappen treten beim Italien Grand Prix mit neuen Motoren an. Da beide Fahrer ihr Kontingent zu einem Teil übertreten haben, kassieren sie Platzstrafen für den Rennsonntag. Verstappen erhält 15 Strafplätze für Verbrennungsmotor und MGU-H Nummer fünf, Ricciardo sogar 20 Plätze für Verbrennungsmotor und Turbolader Nummer fünf sowie die sechste MGU-H. Hinzu kommen weitere 5 Plätze wegen eines Getriebewechsels.

Selbst im Falle einer Pole Position würden die Red Bull das Rennen aus den letzten Reihen aufnehmen. Ricciardo deutete sogar an, dass sich das Team das Qualifying unter Umständen schenken könnte, um die Autos zu schonen. "Wenn es regnet, fahren wir das gesamte Quali", sagte der Australier. "Vielleicht haben wir dann eine Chance auf die Pole. Selbst, wenn wir nicht da oben stehen bleiben würden - für den kurzen Moment des Ruhmes würden wir es machen."

Longruns lassen hoffen

In der Realität wird es Red Bull am Samstagmittag aber ruhig angehen lassen und sich dem Schicksal der Motoren-Strafen ergeben. Mit einem extrem auf das Rennen abgestimmten Setup wollen Verstappen und Ricciardo am Sonntag zur Aufholjagd blasen. "Hoffentlich können wir das Rennen genießen und einige Autos überholen", suchte Pechvogel Verstappen nach positiven Aspekten.

Die Longrun-Leistungen von Red Bull wirkten auf den ersten Blick nicht einmal schlecht. Bei einem Lauf über zehn Runden am Stück gelangen ihm 1:25er-Rundenzeiten im mittleren Bereich. Verstappen gelangen ähnliche Zeiten, wenn auch im Schnitt etwas langsamer. Mercedes und Ferrari wirkten insgesamt überlegen, aber nicht so arg, wie es die Trainings-Zeiten vermuten ließen.

Übersicht der bereits genutzten PU-Komponenten

Fett = am/über dem Limit

ICETCMGU-HMGU-KESCE
Mercedes
Lewis Hamilton444322
Valtteri Bottas444322
Red Bull
Daniel Ricciardo556322
Max Verstappen545233
Ferrari
Sebastian Vettel343333
Kimi Räikkönen343333

Red Bull im Training abgeschlagen

Im 1. Training fehlten Ricciardo rund 1,2 Sekunden zu Spitzenreiter Lewis Hamilton. Nachmittags war Verstappen als Fünfter ziemlich genau eine Sekunde langsamer als der Führende Valtteri Bottas. "Mit unseren Rennsimulationen bin ich zufrieden", fasste Ricciardo zusammen. "Ich denke, unter diesen Umständen sind wir wettbewerbsfähig. Wir machen noch ein paar kleinere Änderungen, aber insgesamt ist es okay."

Auf dem Highspeed-Kurs von Monza erwartet Red Bull mit seinem Renault-Motor ohnehin keine Sensationen. Mit extrem flachem Flügel sollte es zumindest reichen, die meisten Mittelfeld-Teams hinter sich zu lassen. Da bot es sich an, die Power Units an beiden Autos zu wechseln, um für den Rest der Saison besser aufgestellt zu sein.

Vor allem beim nächsten Grand Prix in Singapur rechnet sich die Mannschaft von Teamchef Christian Horner einiges aus. "Das Rennen wird besser für uns", bestätigte Verstappen. "Deshalb wollten wir nicht riskieren, dort eine Strafe zu bekommen."