Mercedes macht sich weiter in Ferraris Hinterhof breit. Die Silberpfeile schnappten sich auch im 2. Training in Monza die Bestzeit. Diesmal war Valtteri Bottas der Schnellste, nachdem Lewis Hamilton die Zeitenliste am Vormittag angeführt hatte. Sebastian Vettel konnte die Pace von Mercedes mitgehen, Kimi Räikkönen fehlten vier Zehntel. Komplett abgeschlagen waren die Red Bull mit mehr als einer Sekunde Rückstand auf Spitzenreiter Bottas.

Die Platzierungen: Valtteri Bottas schnappte Teamkollege Lewis Hamilton zur Mitte des 2. Trainings die Bestzeit vor der Nase weg, bevor sich die Teams auf ihre Longrun-Programme konzentrierten. Auf den Supersoft-Reifen brauchte Bottas 1:21.406 Minuten für seine schnellste Runde. Hamilton belegte den zweiten Platz mit einem Rückstand von 0,056 Sekunden.

"Im 1. Training gingen wir beim Setup zunächst in die falsche Richtung, aber wir konnten es im 2. Training herumreißen und das Auto fühlte sich viel besser an", fasste Bottas zusammen. "Insgesamt war es ein positiver Tag. Das Auto sieht stark aus."

Ferrari in Form von Sebastian Vettel gelang es, den Anschluss beim großen Heimspiel zu halten. Der WM-Führende fuhr unter den Augen von Papa Norbert seinen besten Run in 1:21.546 Minuten, damit hatte er 0,140 Sekunden Rückstand auf Bottas. Kimi Räikkönen konnte die Pace der Top-3 im Training nicht mitgehen und platzierte sich mit knapp vier Zehnteln Rückstand auf dem vierten Platz.

Vettel: "Das Auto war ein bisschen durchwachsen und zum Schluss war etwas viel Verkehr auf der Strecke. Das war nicht ganz ideal, um die Pace wirklich auszumachen. Aber ich erwarte keine großen Überraschungen. Ich denke, wir können uns noch ein bisschen verbessern und müssen noch ein bisschen am Auto arbeiten."

Hinter Mercedes und Ferrari eine klaffende Lücke: Max Verstappen fehlte als Fünftem eine Sekunde auf die Spitze. Red-Bull-Teamkollege Daniel Ricciardo hatte 1,3 Sekunden Rückstand auf die Silberpfeile. Es wird nicht besser werden für Red Bull: Beide Fahrer kassieren in Folge von Motorwechseln Strafversetzungen in der Startaufstellung am Sonntag.

"Mit viel Benzin fühlte es sich gut an", sagte Daniel Ricciardo. "Wir wollen immer noch schnell sein auf einer Runde, aber dieses Wochenende wollen wir auf den Longruns im Rennen am Sonntag schnell sein. Dadurch sind wir in einer besseren Position, das ist unsere Priorität. Das Podium ist nie außer Reichweite, aber von P5 oder P6 bin ich noch nie aufs Podest gefahren. Und jetzt starten wir von Platz 19 oder..."

Auffällig stark war McLaren unterwegs. Stoffel Vandoorne und Fernando Alonso fuhren auf die Plätze sieben und acht und bildeten erstmals den so genannten 'Best of the Rest'. Nico Hülkenberg ordnete sich auf Platz 12 ein, Pascal Wehrlein wurde Letzter mit seinem unterlegenen Sauber-Boliden.

Die Zwischenfälle: Lance Stroll sorgte für den ersten Aufreger am Nachmittag. Der Williams-Pilot drehte sich nach rund einer halben Stunde in der Ascari-Schikane, konnte die Fahrt aber fortsetzen. Knapp 30 Minuten vor Sessionende rollte Carlos Sainz mit schwer qualmendem Motor am Streckenrand aus. Der Toro-Rosso-Pilot kassiert am Sonntag zudem eine Startplatzstrafe, nachdem die fünfte MGU-H in seinem Auto zum Einsatz kommt. Teamkollege Daniil Kvyat wurde kurz vor Schluss mit Verdacht auf ein technisches Problem an die Box beordert.

Lewis Hamilton beschwerte sich abschließend während eines Longruns in der Schlussphase über einen zu heißen Sitz im Cockpit. Zwölf Minuten vor Schluss sorgte Kevin Magnussen für eine virtuelle Safety-Car-Phase. Der Haas-Pilot rollte mit einer defekten Radaufhängung hinten rechts in Ascari aus. Wenig später kam Kimi Räikkönen in der zweiten Lesmo-Kurve von der Strecke ab, konnte seinen Ferrari aber rechtzeitig einfangen und unter Kontrolle bringen.

Das Wetter: Nach dem leichten Nieselregen am Morgen, blieb es zum 2. Training trocken. Eine gewisse Regen-Wahrscheinlichkeit für den weiteren Verlauf des Wochenendes ist weiter gegeben. Am Nachmittag herrschten herrschten 26 Grad Luft- und 39 Grad Streckentemperatur auf dem teilweise überarbeiteten Asphalt.

Die Analyse: Im 1. Training erweckte es den Anschein, als sei Mercedes meilenweit vor Ferrari. Am Nachmittag relativierten die Italiener die Hackordnung. Vettel war in der Lage, die Pace der Silberpfeile zu halten. Es dürfte ähnlich wie in Spa wieder auf ein extrem enges Duell der beiden Rennställe hinauslaufen. Kann Mercedes, seit Spa mit neuem Motor unterwegs, erneut seinen Vorteil im Qualifying ausspielen?