Für Sauber läuft die aktuelle Saison schlimmer als je zuvor. Während Marcus Ericsson 2017 keinen einzigen Punkt einfahren konnte, steht Pascal Wehrlein deutlich besser da. Der Deutsche fuhr beim Großen Preis auf den starken achten Platz und im Chaos-Rennen in Baku holte er mit Rang zehn einen weiteren Zähler. Unter dem Strich sind das fünf Punkte in der Konstrukteursmeisterschaft, lediglich McLaren konnte man bislang hinter sich lassen. Doch ausgerechnet das Zugpferd Wehrlein scheint bei Sauber vor dem Aus.

Ohnehin liege der Fokus darauf, die Lücke zu Williams, Toro Rosso, Haas und Renault für 2018 zu schließen, um regelmäßig um Punkte mitkämpfen zu können. Den Grundstein für einen enormen Performance-Anstieg erhofft man sich in Hinwil vom Antrieb. Tritt man die aktuelle Saison noch mit der Vorjahres-Power-Unit von Ferrari an, wird Sauber 2018 mit dem aktuellen Antrieb der Scuderia ausgestattet. Am Rande des Italien Grand Prix erklärte Sauber-Teamchef Frederic Vasseur: "Wir müssen für nächstes Jahr zunächst die Lücke schließen und dann werden wir sehen, wie wir uns weiter verbessern können. Uns ist klar, dass es in der Gruppe vor uns sehr eng zugeht. Die Teams, die um die Positionen fünf bis acht kämpfen, liegen sehr eng beisammen."

Entsprechend schwarz sieht Wehrlein für die verbleibenden Rennen der aktuellen Saison. "Man wird den Effekt dieses Jahr nicht mehr sehen, weil sich das gesamte Team auf die Entwicklung des Autos für nächstes Jahr konzentriert", so der Deutsche am Donnerstag in Monza. Für dieses Jahr ist das Pulver bereits verschossen. "Unser Paket haben wir nun komplett. Auf der Aero-Seite erwarten wir auch keine Entwicklungen mehr."

Bitter für Wehrlein: Er ist an der Entwicklung eines Autos beteiligt, das er nächstes Jahr aller Voraussicht nach selbst nicht fahren wird. Anders formuliert: Er entwickelt an einem Auto, gegen das er in der kommenden Saison möglicherweise selbst antreten wird. "Es sind immer mehr Teams, die auf den Zug aufspringen. Bis Spa war es vielleicht noch die Hälfte und jetzt konzentrieren sich alle auf das neue Auto." Dabei hofft der Deutsche insgeheim, dass man dabei bestenfalls auch noch dieses Jahr profitieren könnte. "Auf mechanischer Seite gibt es noch einiges, das man fürs nächste Auto ausprobieren kann. Wir hoffen, dass das auch mit dem diesjährigen Auto funktioniert", so Wehrlein weiter.

Vasseur: Team sieht Licht am Ende des Tunnels

Da die Marschrichtung bei Sauber klar in Richtung 2018 zeigt, ist es für Neo-Teamchef Vasseur ein schwieriges Unterfangen, seine Belegschaft auch für dieses Jahr noch zu motivieren. "Wir wissen und wussten es auch schon seit Beginn der Saison, dass wir nicht da sind, wo wir sein sollten. Mit dem neuen Projekt für nächstes Jahr, auf das wir uns voll konzentrieren, ist es natürlich schwierig für den Verlauf der aktuellen Saison, Motivation zu finden", so der Teamchef. "Ich denke aber trotzdem, dass das Team motiviert ist. Sie haben vergangenes Wochenende in Spa einen tollen Job gemacht, haben gepusht, auch wenn wir einige Probleme hatten. Sie haben die Motivation, weil sie das Licht am Ende des Tunnels sehen und sie genau wissen, wofür sie arbeiten."

"Grundsätzlich bin ich glücklich mit der Arbeit an der Strecke und in der Fabrik", so Vasseur weiter. "Meine größte Wertschätzung für die Jungs, dass sie immer noch pushen, obwohl die Situation nicht einfach ist. Das ist eine gute Ausgangslage für kommendes Jahr." Um das Projekt 2018 erfolgreich abzuschließen, muss sich in Hinwil allerdings einiges ändern. "Wir müssen unsere Belegschaft aufstocken", so der Franzose gegenüber Motorsport-Magazin.com. "Wir wissen, dass wir noch zu klein sind und müssen uns insgesamt verstärken. Aber da sind wir derzeit schon dran."

Derzeit arbeiten für Sauber rund 300 Mitarbeiter, andere Teams, gegen die der Schweizer Rennstall kämpft, haben eine Belegschaft von 400 Mitarbeitern. "Es geht dabei nicht um blanke Zahlen", so Vasseur. "Dass wir in der Schweiz beheimatet sind, hat Vor- und Nachteile. Das Leben ist teurer." Doch wäre man beispielsweise in Großbritannien beheimatet, hätte man laut Vasseur keinen Vorteil. "Es ist dort einfacher für einen Mitarbeiter, das Team zu wechseln und sein Gehalt innerhalb kürzester Zeit zu erhöhen." Diese Art von Fluktuation befürchte er mit dem Standort Schweiz daher nicht.