Vergangenes Jahr gab Felipe Massa im Rahmen des Grand Prix von Italien seinen Rücktritt aus der Königsklasse bekannt. Diese Saison ist seine Zukunft zu Beginn der zweiten Saisonhälfte nach wie vor offen. Massa wollte in der Formel 1 eigentlich nur weitermachen, solange er auch Aussicht auf Erfolg hat. Mit Williams läuft es seit einigen Rennen nicht mehr wirklich seinem Geschmack. Bei einem endgültigen Abschied aus der Königsklasse muss er sich allerdings nicht lange umschauen.

"Formel E. Aber ich weiß noch nicht, wann", kommt die Antwort Massas im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com wie aus der Pistole geschossen. Schon 2016 wurde gemunkelt, dass der Brasilianer wie schon zahlreiche ehemalige F1-Piloten in die aufstrebende Rennserie wechseln könnte. Massa testete sogar schon einen Formel-E-Boliden.

"Als ich mich dazu entschied, aus der Formel 1 zurückzutreten, sprach ich mit ein paar Teams aus der Formel E. Ich wollte einfach das Auto sehen und wissen, wie es sich fährt", erklärt er die Hintergründe seines Tests für Jaguar. Durch Nico Rosbergs Rücktritt und die Fortsetzung seiner Zusammenarbeit mit Williams zerschlugen sich die Formel-E-Pläne Massas jedoch.

Momentan arbeitet Massa aber noch daran, seine Laufbahn in der Königsklasse zu verlängern. "Wenn ich konkurrenzfähig sein kann und sehe, dass ich einen guten Job im Auto mache, motiviert mich das", so Massa, der damit dieselben Voraussetzungen anspricht, die ihn bereits 2017 zum Verbleib in der Formel 1 überzeugt hatten.

Derzeit wird sein Arbeitgeber den Ansprüchen des 36-Jährigen aber nicht unbedingt gerecht. In den letzten drei Rennen reichte es im Qualifying jeweils nicht für den Einzug ins Q3. Zwei Mal war sogar schon nach dem ersten Segment Schluss. "Ich muss alles analysieren und sehen, was meine Optionen für nächstes Jahr sind und ob sie mich glücklich machen", sagt Massa.

Massa: In der Formel 1 hinterherfahren ist nicht mein Anspruch

Ob er angesichts dessen auch Alternativen zu Williams in Erwägung zieht? "Natürlich. Du willst immer ein konkurrenzfähiges Auto fahren. Wenn du die Möglichkeiten hast, denkst du immer darüber nach. Es ist natürlich so, dass ich nicht in der F1 sein will, um hinten herumzufahren. Ich will einen anständigen Job, das ist Teil meiner Vorstellungen für die Zukunft."

Sollte ihm die Formel 1 diesen "anständigen Job" nicht mehr bieten, ist die Formel E für ihn offenbar die erste Wahl. Vor allem dank dem Engagement großer Hersteller wie BMW, Mercedes, Porsche und Audi. "Das ist natürlich fantastisch", so Massa, der aber auch den fahrerischen Wettbewerb schätzt: "Ich sehe eine große Zukunft für diese Kategorie. Besonders auch für Fahrer nach ihrer Zeit in der Formel 1."

Die fahrerische Herausforderung der Formel 1 sieht er in der innovativen Elektro-Rennserie jedoch nicht. "Das ist kein Vergleich. Es ist komplett anders. Aber ich denke, alles was nach der Formel 1 kommt bedeutet für mich Lernen. Ich muss mich dann an eine neue Rennserie gewöhnen, es ist wie ein Neustart. Aber das entscheide ich, wenn ich mit der Formel 1 aufhöre."

Williams vor Monza ohne Problemlösung

Für den Rest der Saison, die unter Umständen Massas Abschiedstournee in der Formel 1 sein könnte, sieht es allerdings nicht sonderlich rosig aus. Als Motorsport-Magazin.com Massa nach Weiterentwicklungen für seinen FW40 fragt, lacht dieser nur und schüttelt mit dem Kopf: "Wir hatten ein paar Updates dieses Jahr, die nicht funktioniert haben."

Obwohl das Qualifying sich für Williams zuletzt zum Stolperstein entwickelte, konnte Massa in den Rennen jeweils in die Top-10 fahren. "Es stimmt, dass wir in den Rennen normalerweise näher dran sind. Aber es ist auch so, dass Renault, Force India und Haas in Spa konkurrenzfähiger als wir waren - sogar im Rennen."

Dass es trotzdem mit WM-Punkten klappte, haben das Team vor allem ihm zu verdanken. "Mein Ergebnis in Spa war wie ein Sieg. Es war ein großartiges Rennen von mir und wir haben dadurch mehr erreicht, als mit dem Auto eigentlich im Rahmen des Möglichen war", ist sich Massa sicher. Neben fehlenden Updates tappen die Williams-Ingenieure laut ihm weiterhin im Dunkeln: "Im Moment haben wir zwar ein paar Ideen, aber ich kann nicht sagen, dass wir das Problem gelöst haben."