Als Fernando Alonso beim Belgien GP in Spa binnen weniger Runden von Rang sieben auf Platz elf durchgereicht wurde und sich dabei kaum wehren konnte, konnte man erneut einen Anflug von Wut vernehmen. "Das ist peinlich!", raunzte er in den Funk. Das Rennen beendete er mal wieder nicht, in seinen bislang elf Saisonrennen sah er achtmal die Zielflagge nicht. Alonso könnte McLaren nach Saisonende verlassen, doch wie lange will sich das Team aus Woking diese Situation überhaupt noch antun?

Die Suche nach Alternativen läuft, doch sind diese nur schwerlich zu finden. Mit Renault gab es Gespräche, wie deren Managing Director Cyril Abiteboul in Belgien zugab. "Ich kann bestätigen, dass es Gespräche mit McLaren gegeben hat", sagte der Franzose. Doch die aktuellen Regularien untersagen es einem Hersteller, mehr als drei Teams zu beliefern - zumindest, solange vier Hersteller an Bord sind. Renault beliefert neben dem eigenen Werksteam auch die beiden Red-Bull-Teams.

Renault schließt viertes Kundenteam nahezu aus

Um diesen Passus zu umgehen, führt McLaren im Hintergrund Gespräche mit dem Motorsportweltverband FIA. "Wir sprechen mit der FIA über viele verschiedene Themen, da sie der Dachverband des Sports ist. Die Diskussionen, die wir mit ihnen in Bezug auf die Power Units geführt haben, behalte ich aber für mich und wir schauen, was passiert", so McLaren-Boss Zak Brown geheimnisvoll.

Cyril Abiteboul sieht drei Teams als Maximum für Renault, Foto: Sutton
Cyril Abiteboul sieht drei Teams als Maximum für Renault, Foto: Sutton

Doch selbst wenn dies klappt, schließt Abiteboul eine Ausdehnung des Kundenstammes eigentlich aus. "Man kann nicht annehmen, mehr als drei Teams beliefern zu können, ohne die Qualität der Serviceleistung zu senken", stellt er klar. Bedeutet: Wenn McLaren tatsächlich Renault-Motoren haben will, müssten die Franzosen einen derzeitigen Kunden abgeben. Und da führte die Spur zuletzt zu Toro Rosso, die mit Honda Gespräche geführt haben sollen. Ein klassischer Tausch zwischen McLaren und dem Juniorteam von Red Bull also.

Doch anders als zwischen McLaren und Renault scheint es in diesem Fall keine Verhandlungen gegeben zu haben, zumindest, wenn man Honda-F1-Boss Yusuke Hasegawa Glauben schenkt. Dieser bestreitet jegliche Gespräche.

Für Honda entscheidet sich in den kommenden Monaten möglicherweise die Zukunft in der Formel 1. Mit Sauber bestand für 2018 schon ein Vertrag, dieser aber wurde wieder aufgelöst. Wie es heißt, soll die Konstruktion des Getriebes der offizielle Grund sein. Geht McLaren tatsächlich und nimmt Toro Rosso nicht ihren Platz ein, war es das für die Japaner.

Red Bull will Klarheit

Red-Bull-Teamchef Christian Horner würde es begrüßen, die Thematik bald zu einem Ende zu bringen. Zwar will er sich nicht in die Angelegenheiten Toro Rossos einmischen, doch weiß er, dass gewisse Synergieeffekte zwischen den Teams bestehen, die auch durch den Motorenpartner beeinflusst werden. "Es hat keinen großen Effekt auf Red Bull Racing, welchen Motor Toro Rosso fährt", stellt Horner aber klar.

Gibt es bald unterschiedliche Motoren für die beiden Red-Bull-Teams?, Foto: Sutton
Gibt es bald unterschiedliche Motoren für die beiden Red-Bull-Teams?, Foto: Sutton

"Der einzige Effekt wären die Synergien wie das Getriebe und solche Sachen. Wir müssen recht schnell wissen - am besten innerhalb der kommenden paar Wochen - wie das Szenario aussieht", drängt Horner dennoch auf eine Entscheidung. Dass Toro Rosso nicht zwingend denselben Motor wie das Schwesterteam fahren muss, bewies man zuletzt im vergangenen Jahr, als die Italiener Vorjahresmotoren von Ferrari erhielten.

Um den ganzen Vorgang zu beschleunigen, leistet McLaren offenbar Vermittlungsarbeit zwischen Honda und Toro Rosso. "Wir würden eine Zusammenarbeit zwischen Honda und Toro Rosso unterstützen", sagte Brown. Um ein Scheitern wie mit Sauber zu verhindern, schließt er sogar eine Unterstützung für die Konkurrenz nicht aus. "Christian [Horner] hat uns gefragt, ob wir bereit wären, beim Getriebe zu helfen", sagte Brown, ohne dies auszuschließen.

Und was sagt Renault? Wären sie überhaupt mit einem solchen Deal einverstanden? Zumindest zeigte sich Abiteboul aufgeschlossen gegenüber einer Änderung. "Wir schätzen die Partnerschaft mit Red Bull. Es ist eine langfristige Partnerschaft, die wir gerne bis 2020 fortführen würden. Aber wenn es etwas zu erledigen gibt - warum nicht? Aktuell aber ist es noch sehr ruhig und wir treiben gewiss nicht aktiv etwas voran", so Abiteboul.