Die Stimmung zwischen den beiden Force-India-Piloten Sergio Perez und Esteban Ocon war auch einige Stunden nach den Vorfällen in Spa noch nicht wieder entspannt. Nach der Kollision im Rennen, die böse hätte ausgehen können, twitterte der Franzose ein Video des Vorfalls und schrieb dazu: "Schadensbegrenzung heute, wir hatten eine gute Pace, bis Perez versucht hat, mich umzubringen - zweimal! Das hat er aber nicht geschafft, also ist es am Ende Platz neun geworden."

Zwar versah er die Nachricht mit einem augenzwinkernden Smiley, doch es ist anzunehmen, dass es in ihm immer noch brodelte. Direkt nach dem Rennen war er noch stocksauer und attackierte Perez scharf. "Er hat mich bei 300 km/h in die Mauer gedrückt und dabei mein Leben riskiert. Und das ohne Grund! Noch dazu hat es dem Team jede Menge Punkte gekostet. Er sollte ein professioneller Rennfahrer sein, aber das hat er heute nicht gezeigt", schoss der 20-jährige verbal scharf.

Perez enttäuscht von Ocons Aussagen

Warum überhaupt zweimal? Bereits kurz nach dem Rennstart kam es zu einer sehr ähnlichen Berührung, die Perez aber voll und ganz auf sich nahm. Am Start war er im falschen Motorenmodus unterwegs, die Fahrer zogen rechts und links an ihm vorbei. Perez konzentrierte sich dabei auf Hülkenberg links, zog nach rechts und übersah dabei Ocon.

Die Schuld an Vorfall Nummer zwei wollte Perez nicht auf sich nehmen. "Ich habe einfach meine Linie gehalten, da war kein Raum für zwei Autos. Da waren die Mauer und mein Auto. Es gab keinen Grund für den Kontakt, er hätte bis nach Eau Rouge warten können und dort einfach das Manöver setzen können", verteidigte sich Perez.

Die Aussagen Ocons, er habe versucht, ihn zu töten, kann Perez nicht nachvollziehen. "Ich war sehr enttäuscht, seine Aussagen zu lesen, dass ich ihn töten wollte oder so etwas. Ich bin nicht so ein Typ, ich mache keine blöden Kommentare", verpasste er Ocon noch einen Seitenhieb.

Perez weiter: "Ich bin Profi. Ich hätte in der Vergangenheit einige Dinge sagen können, aber ich bin nicht der Typ dafür. Ich will nach vorne schauen und werde in den kommenden acht Rennen meine beste Form jemals bislang zeigen, denn das Team verdient das", stellte er klar.

Szafnauer droht mit Rennsperre

Dies wird auch von beiden Fahrern nötig sein, um ihre Karriere nicht zu gefährden. Denn wie Force-India-Geschäftsführer Otmar Szafnauer gegenüber 'Autosport' erklärte, schließe man es nicht aus, bei wiederholten Vorfällen einen der Fahrer aus dem Verkehr zu ziehen. "Wenn das wieder passiert, müssen wir das in Betracht ziehen. Wir müssten darüber nachdenken, wen wir ins Auto setzen", schickte er eine letzte Warnung an seine Fahrer. "Ich bin sehr enttäuscht, dass sie es nicht geregelt bekommen und das Team nun den großen Bruder spielen muss. Das ist enttäuschend, aber das Team kommt an erster Stelle."

Inzwischen veröffentlichte Ocon ein weiteres Statement auf Twitter. Dort rudert er deutlich zurück. "In der Hitze des Moments und aufgrund der Gefährlichkeit der Situation war ich sehr verärgert. Aber wir schauen nun nach vorne, wir sind ein Team und ich akzeptiere die Entschuldigung meines Teamkollegen", sagt Ocon. "Ich bin dem Team Sahara Force India zu Erfolg verpflichtet und ich bin sicher, dass wir das als Team hinter uns lassen können, um ein noch höheres Level zu erreichen."