Die Formel-1-Saison 2017 bleibt ein Pingpong-Spiel - auch für Valtteri Bottas. An einem Wochenende gilt der Mercedes-Neuzugang als Titelanwärter, am nächsten als chancenlos. Als Lewis Hamilton eine Durststrecke durchmachte, war Bottas zur Stelle und sammelte kräftig Punkte. Doch nach dem Rennen in Spa sieht die Angelegenheit wieder ganz anders aus. Der Finne kam nicht über Platz fünf hinaus, während Hamilton in einem 200. F1-Rennen zum Sieg fuhr.

Bottas hat in der Gesamtführung an Boden verloren, weil auch Spitzenreiter Sebastian Vettel als Zweiter wieder ordentlich punktete. Auf den Ferrari-Star hat Bottas 41 Punkte Rückstand, zu Teamkollege Hamilton sind es 34. Läuft es in Monza am kommenden Wochenende ähnlich, droht Bottas das Räikkönen-Schicksal: Er muss sich möglicherweise in den Dienst des Teams stellen und Favorit Hamilton unterstützen.

Lauda: Lewis ist der absolute Favorit

Vor allem Niki Lauda ließ durchblicken, dass sich Mercedes auf einen WM-Fahrer festgelegt hat. Nach dem Rennen in Spa sagte er am RTL-Mikro: "Ich weiß ganz genau, was wir machen werden und müssen. Das brauche ich aber nicht zu diskutieren, weil sich das Problem hier von selbst erledigt. Bottas war das ganze Wochenende nicht so stark, deshalb konnte er nicht so mitfahren. Jetzt kommen Rennen für Rennen. Ganz klar ist, dass Lewis der absolute Favorit ist für die Fahrer-WM mit sieben Punkten Rückstand. Da werden wir sicher nichts machen, wo er Punkte verliert."

Eine deutliche Ansage des Mercedes-Aufsichtsratsvorsitzenden. Ein Szenario wie in Ungarn vor der Sommerpause, als Hamilton den Podestplatz an Bottas zurückgab, würde es demnach wohl nicht mehr geben. In Budapest konnte Lauda mit der Entscheidung noch leben, rückblickend in Spa antwortete er auf die Frage, ob er damit glücklich gewesen sei: "Nein, um ehrlich zu sein, nein." Und weiter: "Hätte er die drei Punkte aus Budapest gehabt, was wäre dann? Dann wäre er nur vier Punkte hinten."

Wolff: Optionen offenhalten

Während Lauda ganz offen Hamilton zur teaminternen Nummer 1 im WM-Fight gegen Vettel machte, hielt sich Toto Wolff mehr zurück. "Darüber haben wir in den vergangenen Wochen viel nachgedacht und die Antwort lautet: Wir würden unsere Optionen gern offenhalten. Man kann nicht für alle Szenarien planen", sagte der Mercedes-Motorsportchef am Samstagabend in Spa.

Aber: Bedingungslos freies Fahren, solange beide Piloten zumindest theoretische Titelchancen haben, könnte ein Ende haben. Wolff nach dem zwölften von 20 Saisonrennen: "Ferrari befindet sich in der guten Situation, dass Sebastian in Sachen Punkten deutlich vorne ist. Und es ist klar, dass Kimi ihm den Rücken freihält. Das war nicht Teil unserer Philosophie in den vergangenen Jahren. Aber wir schauen uns alles in den Rennen an und was das für die Fahrer- und Konstrukteurs-WM bedeutet."

Bottas: Es ist noch zu früh

Bei Ferrari ist die Situation eindeutig: Die Italiener setzen seit einer ganzen Weile voll auf Vettel. Der vierfache Weltmeister, der seinen Vertrag bis 2020 verlängert hat, führt mit einem riesigen Vorsprung auf Kumpel Räikkönen. Beide Fahrer trennen inzwischen 98 Punkte, Kimi ist auf den sechsten Platz in der Gesamtwertung abgerutscht. Während Räikkönen sein Schicksal offenbar akzeptiert hat, sah sich Bottas zuletzt optimistisch in Sachen Weltmeisterschaft.

Nach Spa sagte er: "Die Jungs vor mir in der WM hatten noch keine Ausfälle. Hoffentlich auch weiter nicht, aber es kann passieren. So möchte ich aber nicht denken. Ich lasse solche negativen Dinge nicht in meinen Kopf. Natürlich verstehe ich, wenn das Team an einem Punkt auf die Weltmeisterschaft abzielt und sicherstellen möchte, dass zumindest einer der Jungs gewinnt. Aber dafür ist es noch ein bisschen früh. Wir müssen von Rennen zu Rennen schauen und jedes Mal gibt es eine neue Situation."