Der teaminterne Konkurrenzkampf bei Force India zwischen Sergio Perez und Esteban Ocon eskaliert immer weiter. In Spa krachte es gleich zweimal zwischen den beiden Pink Panthern, schlussendlich verlor das Team wertvolle Punkte. Während Perez aufgeben musste, blieb für Ocon nur der neunte Platz. Doch nicht nur das Punktekonto litt unter diesen Vorfällen, auch die Stimmung bewegt sich Richtung Frostbereich.

Perez nimmt ersten Vorfall auf seine Kappe

Der erste Vorfall ereignete sich direkt nach dem Start. Perez kam überhaupt nicht gut weg, was er aber auf seine Kappe nahm. "Das erste Mal war zu hundert Prozent mein Fehler, da muss ich mich entschuldigen. Ich habe den Start verschlafen und nicht realisiert, dass ich im falschen Modus war. Ich hatte dadurch 50 Prozent weniger Leistung. Als ich es bemerkt hatte, war es schon zu spät", erklärte Perez reumütig.

Die Konkurrenten flogen an ihm vorbei, nach La Source befanden sich dann alle Autos auf einem Haufen. Dazu zählte auch Esteban Ocon, den Perez nach eigenem Empfinden aber nicht sah. Perez zog nach rechts, es kam zur ersten Berührung, die jedoch noch folgenlos blieb. Beide konnten weiterfahren und richteten sich komfortabel in den Punkten ein. Dies aber änderte sich kurz nach Rennhalbzeit.

Perez kassierte für ein Überholmanöver mit anschließendem Verlassen der Strecke eine Fünf-Sekunden-Strafe, weshalb er seinen Boxenstopp vor Ocon absolvieren durfte, obwohl er auf der Strecke hinter ihm lag. Es gelang trotz der Strafe der Undercut, Perez kam an Ocon vorbei. Der Franzose beschwerte sich über Funk, wie das sein konnte. Ocon klebte in Perez' Heck, und in Runde 29 kam es dann zum folgenschweren Zwischenfall.

Wieder war es der leichte Rechtsknick nach La Source, Ocon kam besser aus der engen Spitzkehre und wollte sich neben Perez setzten. Ocons Frontflügel befand sich etwa auf Höhe des Hinterrads von Perez. Der Mexikaner zog nach rechts, Ocon konnte jedoch nicht weiter nach rechts ausweichen, weil er bereits an der Wand klebte. Es kam zur Kollision, der Frontflügel des Franzosen zerbarst am Hinterrad seines Teamkollegen. Perez' Reifen flog direkt in Fetzen, und das mitten in Eau Rouge!

Zum wiederholten Male gerieten Ocon und Perez aneinander, Foto: LAT Images
Zum wiederholten Male gerieten Ocon und Perez aneinander, Foto: LAT Images

Ocon verteilte jede Menge Trümmerteile auf der Strecke, die ein Safety Car zur Folge hatten. Beide schleppten sich noch zur Box und verloren dank der Neutralisation zumindest zeitlich nicht allzu viel. Doch die Emotionen kochten nach dem Rennen extrem hoch.

Ocon: Perez hat mein Leben riskiert

"Der zweite Vorfall war einfach zu viel. Worin lag der Sinn, das zu tun?", begann Ocon seine Schimpftirade. "Er hat mich bei 300 km/h in die Mauer gedrückt und dabei mein Leben riskiert. Und das ohne Grund! Noch dazu hat es dem Team jede Menge Punkte gekostet. Er sollte ein professioneller Rennfahrer sein, aber das hat er heute nicht gezeigt", schob der 20-Jährige seinem Teamkollegen auch für den zweiten Vorfall den schwarzen Peter zu.

Das wollte dieser aber nicht so stehen lassen. "Ich denke, beim zweiten Manöver war Esteban einfach zu optimistisch. Es gab keinen Raum und keinen Grund für diesen Kontakt. Jeder andere Fahrer hätte da auch seine Linie verteidigt", schildert Perez die zweite Aktion aus seiner Sicht und verweist auf die gesamte Kemmel-Gerade, die Ocon noch zur Verfügung gehabt habe, um ein Manöver zu setzen.

Doch mit dieser Ansicht steht Perez ziemlich alleine da. Auch Otmar Szafnauer, Geschäftsführer des Teams, sah die Verantwortung auch für Kollision Nummer zwei klar beim Mexikaner. "Das war 80:20 für Sergio", so Szafnauer im Interview mit Motorsport-Magazin.com. Und auch Toto Wolff, zu dessen Juniorenprogramm Ocon zählt, nimmt den Franzosen wenig überraschend in Schutz.

Auch bei Twitter unterstellte Ocon seinem Teamkollegen böse Absichten, Foto: Twitter/Screenshot
Auch bei Twitter unterstellte Ocon seinem Teamkollegen böse Absichten, Foto: Twitter/Screenshot

"Das war unverantwortlich und dämlich", stellte er unmissverständlich klar. "Und das sage ich nicht, weil Ocon unser Junge ist. Man fährt dem eigenen Teamkollegen nicht ins Auto und drückt ihn in die Boxenmauer. Und schon gar nicht zwei Mal", sagte Wolff bei RTL deutlich.

Für die weitere Zusammenarbeit der beiden Fahrer könnte es nun äußerst kompliziert werden. Es war bei weitem nicht der erste Vorfall zwischen den beiden Fahrern. In Kanada gerieten die beiden erstmals aneinander, als sie durch ihren gegenseitigen Disput auf der Strecke Sebastian Vettel zu einer besseren Platzierung verhalfen. In Baku knallte es im Rennen, in Ungarn gab es kurz nach dem Start einen Vorfall. Und nun Belgien. Der Tropfen, der auch bei den teamverantwortlichen das Fass zum Überlaufen gebracht hat.

"Wir werden mit ihnen reden, wie wir es immer tun. Wir werden es analysieren und dann Schritte als Team beschließen, damit das nicht noch einmal passiert", sagte Szafnauer zu Motorsport-Magazin.com. Nachfrage: Bedeutet dies das mögliche Ende der freien Fahrt? "Das könnte sehr gut sein", so der Geschäftsführer. Denn auch wenn Force India in der Konstrukteurs-WM noch ziemlich ungefährdet auf Rang vier liegt - jeder Punkt bedeutet Geld, das das Team dringend gebrauchen kann.