Sauber in der Krise: Ist ein Wunder zu erwarten? (10:07 Min.)

In der Formel-1-Saison 2017 ist Sauber bisher ziemlich deutlich der alleinige Halter der roten Laterne. Zur sportlichen Misere musste sich Hinwil gesellte sich einige umstrittene politische Entscheidungen, welche letztendlich zu allerlei Umstrukturierungen innerhalb des Teams führten. So schnell, dass Pascal Wehrlein und Marcus Ericsson schon in der zweiten Saisonhälfte das Mittelfeld ins Auge fassen können, werden diese aber wohl nicht fruchten.

Dank den fünf WM-Zählern von Wehrlein steht Sauber zur Saisonhalbzeit 2017 zumindest punktetechnisch deutlich besser da, als noch im vergangenen Jahr. In der Konstrukteurs-WM rangiert der Traditionsrennstall damit aber trotzdem nur auf dem zehnten und letzten Rang. In der Vergangenheit hätte diese Position zumindest noch den Sieg über Manor bedeutet. Da der einstige Rivalen im Winter seine Pforten schließen musste, ist Sauber nun mehr oder weniger außer Konkurrenz am Ende des Feldes.

Der Bolide des Jahrgangs 2017 hatte es von vornherein schwer. Mit Ferrari-Aggregaten aus 2016 sowie dem von finanziellen Engpässen bestimmten Entwicklungsprozess war der C36 schon bei den Testfahrten das Schlusslicht. Die ohnehin schon Trüben Erfolgsaussichten wurden in den ersten Rennen des Jahres dann noch dadurch gehemmt, dass Pascal Wehrlein aufgrund einer beim Race of Champions erlittenen Verletzung nicht antreten konnte.

Lange Zeit schwieg sich das Team über den genauen Gesundheitszustand seines Fahrers aus, was allerhand Spekulationen und damit einhergehende Unruhe mit sich brachte. Kurz nachdem der Mercedes-Junior in Bahrain sein Comeback gab, fuhr er in Barcelona mit Platz acht die ersten WM-Punkte für Sauber ein. Mit dem Voranschreiten der Saison fiel Sauber jedoch immer weiter zurück. Bis auf einen weiteren Punkt beim Chaos-Rennen von Baku gab es keine weiteren zählbaren Resultate.

Updates kamen bisweilen nur in Raten. Für den Auftakt nach der Sommerpause in Spa-Francorchamps ist ein neuer Unterboden geplant, der den Anschluss an Haas &. Co wiederherstellen soll. Neben den Defiziten auf technischer Seite machte Sauber in der ersten Saisonhälfte aber vor allem mit Kompetenzgerangel und daraus resultierenden personellen Veränderungen auf sich aufmerksam.

Bei Sauber wurde 2017 einiges über den Haufen geworfen, Foto: Sutton
Bei Sauber wurde 2017 einiges über den Haufen geworfen, Foto: Sutton

Honda und Monisha Kaltenborn ohne Zukunft mit Sauber

Im April hatte Sauber zunächst eine Kooperation mit Honda bekanntgegeben. Als zweites Team neben McLaren wollten die Schweizer ab der Saison 2018 mit den japanischen Power Units antreten, welche trotz hohem Risiko wohl lukrativer erschienen als veraltete Ferrari-Motoren. Knapp zwei Monate später folgte mit der Trennung von Teamchefin Monisha Kaltenborn ein regelrechter Erdrutsch.

"Unterschiedliche Sichtweisen führten zu einer sofortigen Beendigung der Zusammenarbeit in beidseitigem Einvernehmen", gab Teameigner Longbow Finance SA als Grund für die Trennung an. Ziemlich genau einen Monat später platzte dann auch der Deal mit Honda. Stattdessen wird die seit 1997 bestehende Partnerschaft mit Ferrari fortgeführt und sogar noch intensiviert. Die Scuderia plant nicht nur aktuelle Motoren zu liefern, sondern auch einen ihrer vielversprechenden Youngster bei Sauber in die Lehre zu schicken.

Die größte Veränderung, die zumindest organisatorisch in der zweiten Jahreshälfte einen Effekt haben kann, ist der neue Teamchef. Seit Ungarn sitzt Ex-Renault-Mann Frederic Vasseur bei Sauber am Kommandostand. Der Franzose gilt trotz wenig Formel-1-Erfahrung als äußerst versiert und soll das Team als Teamchef, CEO und Managing Director in Personalunion wieder in ruhige Fahrwasser führen.