F1 Silly Season: Das Fahrer-Karussell für 2018 (21:51 Min.)

Mit der Sommerpause kommt meistens auch die Silly Season der Formel 1 so richtig ins Rollen. Doch aktuell ruht der Fahrermarkt in der Königsklasse noch etwas. Dabei laufen die Verträge einiger Fahrer aus, auch bei Ferrari und Mercedes könnte sich für ambitionierte Piloten vielleicht eine Chance ergeben. Motorsport-Magazin.com blickt auf den Fahrermarkt, der im obigen Video noch ausführlicher diskutiert wird.

Mercedes

Bei den Silberpfeilen geht Lewis Hamilton 2018 in sein (vorerst?) letztes Vertragsjahr. Der Brite ist das Aushängeschild des Teams, seit 2013 fährt er für den deutschen Automobilhersteller. Zuletzt beteuerte Hamilton seine Zuneigung zum Team, wie es nach 2018 weitergeht, ist jedoch noch offen.

Sein derzeitiger Teamkollege Valtteri Bottas hat noch keinen neuen Vertrag unterschrieben, doch zeigten sich die Verantwortlichen stets zufrieden mit dem Rosberg-Nachfolger. Lässt sich Bottas nichts mehr zu Schulden kommen, wird er wohl auch 2018 im Silberpfeil sitzen. Alternativ wäre auch Pascal Wehrlein als Mercedes-Junior eine Option, doch ob der derzeitige Sauber-Pilot tatsächlich eine Beförderung erhält, nachdem ihm im Vorjahr noch die Erfahrung fehlte, ist mehr als fraglich.

Valtteri Bottas hat noch nicht für 2018 unterschrieben, Foto: LAT Images
Valtteri Bottas hat noch nicht für 2018 unterschrieben, Foto: LAT Images

Ferrari

Offiziell sogar noch keinen Fahrer unter Vertrag hat Ferrari. Sowohl der Kontrakt von Sebastian Vettel, als auch jener von Kimi Räikkönen läuft am Saisonende aus. Doch Ferrari-Präsident Sergio Marchionne äußerte bereits seinen Willen, mit beiden zu verlängern. Im Poker mit Vettel kann man nun endlich das bieten, was die beiden Jahre zuvor nicht möglich war: die Chance auf den Titel. Dank der derzeit äußerst positiven Situation in der WM wird Vettel wenig Gründe sehen, die Scuderia zu verlassen, zumal er seinem Vorbild Michael Schumacher nacheifern und Weltmeister in Rot werden will.

Dennoch gab es in diesem Jahr Gerüchte, Vettel habe sogar bereits einen Vorvertrag mit Mercedes abgeschlossen. Dies wurde von allen Seiten dementiert, vor allem Niki Lauda sprach Klartext. Schwer vorstellbar, dass Mercedes erneut zwei Alphatiere im Team haben will, nachdem der Kampf zwischen Nico Rosberg und Lewis Hamilton an den Nerven aller Beteiligter gezehrt hatte.

Und was ist mit Kimi Räikkönen? Der Finne wird vor allem von Vettel selbst enorm geschätzt, mehrfach sprach sich der viermalige Weltmeister für eine Fortsetzung der Zusammenarbeit aus. Kein Wunder, kann er sich der Unterstützung des mittlerweile 37-Jährigen gewiss sein, siehe Ungarn zuletzt. Doch es kam auch immer wieder zu Differenzen, vorrangig mit Teamchef Maurizio Arrivabene. Dieser kritisierte mehrfach öffentlich die Leistungen Räikkönens, um später dann ebenso medienwirksam ein Loblied zu singen.

Vieles spricht dafür, dass Räikkönen ein weiteres Jahr bleibt, zumal es an verlässlichen Alternativen fehlt. Die eigenen Junioren sind noch nicht bereit für ein Top-Cockpit, der im vergangenen Jahr gehandelte Romain Grosjean bleibt bei Haas. Sergio Perez wäre wohl ein Fahrer aus der Kategorie Überraschungstransfer. Seine bisherige Bilanz bei einem Topteam - 2013 bei McLaren - ist aber überschaubar.

Sebastian Vettels Vertragsverlängerung bei Ferrari scheint nur noch Formsache zu sein, Foto: Sutton
Sebastian Vettels Vertragsverlängerung bei Ferrari scheint nur noch Formsache zu sein, Foto: Sutton

Red Bull

Red Bull betrachtet das Treiben auf dem Fahrermarkt zurückgelehnt und entspannt. Denn die Situation ist simpel: Daniel Ricciardo und Max Verstappen haben bestehende Verträge für das kommende Jahr und würden mit Abwanderungsgedanken bei den Bossen wohl auf taube Ohren stoßen. Auch wenn die Saison 2017 sportlich gerade für Verstappen nicht so verläuft, wie er es sich selbst erhofft hatte, gehört das österreichische Team zu den Top-Adressen in der Formel 1 - sowohl sportlich, als auch finanziell.

Verstappen und Ricciardo fahren auch 2018 für Red Bull, Foto: Sutton
Verstappen und Ricciardo fahren auch 2018 für Red Bull, Foto: Sutton

Force India

Das derzeit beste Mittelfeldteam, Force India, hat für 2018 derzeit ein freies Cockpit zu vergeben. Esteban Ocon hat einen mehrjährigen Vertrag unterschrieben und ist gesetzt, als Mercedes-Junior sitzt er nochmals fester im Sattel. Und seine bisherigen Leistungen geben keinen Anlass, an dieser Situation etwas zu ändern.

Sergio Perez wurde bereits für 2017 mit anderen Teams in Verbindung gebracht, nach wochenlangen Verhandlungen und der Einigung mit seinen Sponsoren blieb er aber bei Force India. Nun könnte dasselbe Spiel wieder von vorne losgehen. Doch sportlich reizvollere Adressen gibt es nicht viele. Einzig Renault wäre wohl eine Überlegung wert, die Franzosen wollen 2018 den nächsten Schritt auf ihrem Weg zum Titelkampf gehen. Und die Fahrerpaarung Hülkenberg/Perez ist ja durchaus für Erfolge bekannt.

Sollte Perez gehen, wäre Pascal Wehrlein möglicherweise auch ein Kandidat für den zweiten Platz bei Force India. Bei Sauber ist seine Situation kompliziert (siehe unten), zusammen mit Ocon wüsste Mercedes beide Junioren in einem Team, was die Vergleiche einfacher gestalten würde. Bei Manor hat es bereits funktioniert.

Esteban Ocon geht auch 2018 für Force India an den Start, Foto: Sutton
Esteban Ocon geht auch 2018 für Force India an den Start, Foto: Sutton

Williams

Zwei freie Plätze bietet Williams für die kommende Saison. Felipe Massa wurde ja bekanntlich noch einmal reaktiviert, nachdem Valtteri Bottas zu Mercedes ging. Eigentlich war der Brasilianer schon in Formel-1-Rente. Und Youngster Lance Stroll wurde zunächst auch mit einem Ein-Jahres-Vertrag ausgestattet. Bei Stroll ist eine Vertragsverlängerung jedoch wahrscheinlich, da sein Vater Lawrence Anteilseigner des Williams-Teams ist und entsprechend finanzielle Mittel zur Verfügung stellt. Und sportlich wusste der junge Kanadier zuletzt auch mehr zu überzeugen.

Das zweite freie Cockpit ist ein großes Fragezeichen. Ob Massa noch einmal die Motivation findet, um zu verlängern, ist fraglich. Doch gerade mit seiner Erfahrung könnte er dem Team noch wertvolle Dienste liefern. Ein Nachfolge-Kandidat wäre Paul Di Resta. Der Schotte ersetzte Massa bereits in Ungarn und machte seine Sache ordentlich, zudem verfügt über die Erfahrung aus 58 Rennen für Force India. Als Simulatorfahrer kennt er das Williams-Team bereits bestens, in der DTM hätte er auf lange Sicht aufgrund des Mercedes-Ausstiegs ohnehin keine Perspektive mehr. Möglich aber auch, dass Williams einen ganz anderen Fahrer aus dem Hut zaubert.

Bleibt Felipe Massa noch ein weiteres Jahr in der Formel 1?, Foto: LAT Images
Bleibt Felipe Massa noch ein weiteres Jahr in der Formel 1?, Foto: LAT Images

Toro Rosso

Bleibt er oder geht er? Carlos Sainz sorgte mit deutlichen Worten in Spielberg für Aufsehen. Nein, ein viertes Jahr bei Toro Rosso käme für ihn nicht infrage, stellte er klar. Bei Red Bull reagierte man mit Verstimmung. Die Option für 2018 sei bereits gezogen, zudem erwarte man mehr Dankbarkeit, raunte es zurück. Nach einer offenkundigen internen Zurechtweisung ruderte Sainz inzwischen zurück: Er wolle auf jeden Fall Red-Bull-Stammpilot werden. Und dies ist wohl nur über Toro Rosso möglich. Aktuell also fährt Sainz auch 2018 für das B-Team der Bullen, wenngleich ein Wechsel zu Renault immer wieder im Raum stand.

Deutlich fraglicher ist da schon die Weiterbeschäftigung Daniil Kvyats. Der Russe konnte auch in dieser Saison nicht überzeugen, sein mentales Tief nach seiner Degradierung von Red Bull zu Toro Rosso scheint seine Leistungen nachhaltig torpediert zu haben. Doch Red Bull fehlen die Alternativen im eigenen Nachwuchs-Programm.

Weder Niko Kari, noch Richard Verschoor, noch Dan Ticktum oder Neil Verhagen werden für 2018 eine Superlizenz erhalten - entweder aus Alters- oder aus Leistungsgründen. Bliebe also nur noch Pierre Gasly. Der Franzose gewann 2016 zwar die GP2, wusste die Verantwortlichen bei Red Bull aber wohl nicht vollends zu überzeugen. Sonst hätte man ihn vergangene Saison bereits für den indisponierten Kvyat in den Toro Rosso setzen können. Aktuell fährt er in der Super Formula, um im Rennrhythmus zu bleiben. Dort belegt er nach vier Rennen aber nur Platz acht in der Gesamtwertung.

Carlos Sainz sorgte bei Red Bull für Verstimmung, Foto: Sutton
Carlos Sainz sorgte bei Red Bull für Verstimmung, Foto: Sutton

Renault

Nico Hülkenberg ist bei Renault klar gesetzt, kein Wunder, ist er aktuell quasi der einzige Fahrer bei Renault. Jolyon Palmer steht immer noch ohne Punkt da und wird wohl höchstens noch diese Saison zu Ende fahren - wenn überhaupt. Das Cockpit des Briten dürfte wohl eines der attraktivsten sein, das derzeit in der Verlosung ist. Renault will bis 2020 wieder um die WM kämpfen, finanziell sind die Ressourcen enorm. Auch infrastrukturell entwickelt sich einiges bei Renault.

Kandidaten für den Platz gibt es einige. Robert Kubica feierte ein viel beachtetes Comeback bei den Testfahrten in Ungarn, er scheint körperlich in der Lage zu sein, ein Formel-1-Auto über einen längeren Zeitraum auf hohem Niveau zu fahren. Sein Problem: Keinerlei Erfahrung mit den Power Units, eine Pause von dann mehr als sieben Jahren und eine dadurch fehlende Superlizenz.

Ein weiterer Kandidat ist Carlos Sainz, der nach Höherem strebt (siehe oben), aber dessen Ablöse wohl nicht billig wäre für Renault. Sergio Perez ist ein weiterer Name auf der Liste möglicher Piloten, der Mexikaner ist schnell, mit 27 im besten Alter und kennt seinen möglichen Teamkollegen Nico Hülkenberg bestens. Die Königslösung wäre wohl eine Rückkehr von Fernando Alonso, der sportlich noch einmal richtig angreifen will. Mit Renault verbindet Alonso die erfolgreichste Zeit seiner Karriere. Nur Außenseiterchancen hätte wohl Renaults derzeitiger dritter Fahrer, Sergey Sirotkin.

Nico Hülkenberg ist Renaults Speerspitze, Foto: Renault
Nico Hülkenberg ist Renaults Speerspitze, Foto: Renault

Haas

Bei Haas ist alles geklärt: Das derzeitige Fahrer-Duo Kevin Magnussen und Romain Grosjean bleibt auch 2018 bestehen. Das bestätigte das Team bereits vor einigen Wochen. Für ambitionierte Ferrari-Talente wie Charles Leclerc und Antonio Giovinazzi, die sich Hoffnungen auf einen Platz in der Formel 1 gemacht hatten, schloss sich damit eine Tür. Die woanders aber möglicherweise noch einmal aufgehen könnte…

Haas bleibt 2018 auf Fahrerseite unverändert, Foto: LAT Images
Haas bleibt 2018 auf Fahrerseite unverändert, Foto: LAT Images

Sauber

Die Rede ist natürlich vom Sauber-Rennstall. Dort kam es in den vergangenen Wochen zum großen Umbruch. Von Monisha Kaltenborn trennte man sich, Frederic Vasseur ist neuer Teamchef. Kurz darauf wurde dann auch der Motorendeal mit Honda aufgehoben, man bleibt nun doch bei Ferrari. Und die Partnerschaft soll wieder enger werden. Es gibt ab 2018 wieder neue Motoren statt Vorjahresaggregate, die Zusammenarbeit soll intensiver werden. Wodurch Ferrari die Chance bekommen dürfte, einen Nachwuchsfahrer ins Cockpit der Schweizer zu setzen.

Offiziell sind noch beide Sauber-Cockpits frei, doch dürfte Marcus Ericsson seinen Platz fast sicher haben, da er mit den Investoren des Teams vernetzt ist. Bleibt also noch ein Cockpit, das derzeit Pascal Wehrlein innehat. Doch es erscheint fraglich, ob der Mercedes-Junior dieses behält. Mit Charles Leclerc und Antonio Giovinazzi drängen zwei Ferrari-Junioren in die Formel 1, Giovinazzi fuhr bereits in Australien für den verletzten Wehrlein. Es sieht nicht gut aus für den Deutschen.

Die Zukunft von Pascal Wehrlein bei Sauber ist ungewiss, Foto: Sutton
Die Zukunft von Pascal Wehrlein bei Sauber ist ungewiss, Foto: Sutton

McLaren

Fernando Alonso ist neben Vettel wohl die heißeste Aktie, die aktuell noch ohne Vertrag für 2018 ist. Der Spanier hat die Nase voll von Ausfällen und Hinterherfahren, er sehnt sich nach Siegen und Titelkämpfen. "Ich bin sehr aufgeschlossen, was meine Zukunft bei McLaren betrifft. Natürlich sprechen wir miteinander, da es nicht nur mein Team ist, sondern wir auch noch zusammen die Formel 1 gewinnen wollen. Wir müssen konkurrenzfähig bleiben und sollten wir das sein, denke ich sicherlich darüber nach zu bleiben und mit McLaren zu gewinnen", formulierte er bei CNN seine Bedingung. Auch ein Abschied aus der Formel 1 sei denkbar, wenn die sportlichen Perspektiven nicht passen.

Sollte Alonso gehen, könnte McLaren auf einen Nachwuchsmann aus dem eigenen Stall setzen: Lando Norris. Der 17-Jährige gilt als absolutes Megatalent und fährt in seiner Rookie-Saison gerade um den Titel in der Formel-3-Europameisterschaft. Parallelen zu Max Verstappen werden offensichtlich. Da er in diesem Jahr noch 18 wird, wäre eine Superlizenz also möglich. Platziert er sich in der Formel 3 unter den ersten Drei, würde er auch die sportlichen Kriterien erfüllen. Bei seiner Testfahrt in Budapest beeindruckte Norris jedenfalls.

Fernando Alonso will im September über seine Zukunft entscheiden, Foto: Sutton
Fernando Alonso will im September über seine Zukunft entscheiden, Foto: Sutton

Max Verstappen machte es vor, dass auch ein Jahr Formel 3 genügen kann, um den Sprung in die Königsklasse zu schaffen. Ob Norris aber auch bereit wäre? Ebenfalls McLaren-Junior wäre Formel-2-Pilot Nobuharu Matsushita, der zuletzt das Sprintrennen in Budapest gewann. Externe Optionen sind dagegen rar gesät, zu unattraktiv scheint die sportliche Situation derzeit.

Stoffel Vandoorne dürfte seinen Platz wohl sicher haben. Zu große Stücke hält man bei McLaren weiterhin auf den Belgier, als kommender Weltmeister wird er gehandelt. Bislang konnte er in dieser Saison noch nicht überzeugen, wenngleich zuletzt ein Aufwärtstrend erkennbar war. Hält dieser an, sollte Vandoorne sicher sein.