2014 begann für die Formel 1 eine neue Zeitrechnung. Mit den 1,6 Liter 6-Zylindermotoren mit Turbolader und Hybridsystem wurde die neue Turbo-Ära eingeleitet. Dabei sorgte insbesondere Mercedes für viele Diskussionen, denn die Silberpfeile dominierten das Geschehen nach Belieben. Um die Titel in dieser Zeit kämpften nur Nico Rosberg und Lewis Hamilton.

In diesem Jahr ist alles anders. Ferrari überraschte bereits mit einem Sieg beim ersten Rennen in Melbourne - Aus eigener Kraft. Mittlerweile sammelte Mercedes zwar zwei Siege mehr als Ferrari, doch zur Sommerpause führt Sebastian Vettel in der Fahrer-WM. Bei den Konstrukteuren führt Mercedes mit gerade einmal 39 Zählern nach 11 von 20 Rennen.

Kampf um die Spitze statt nur zweite Kraft

"Wir waren bisher auf jeder Strecke konkurrenzfähig", brachte es Sebastian Vettel auf den Punkt. Dadurch gelang es dem vierfachen Weltmeister auch, bisher vier Rennen für sich zu entscheiden. Besonders auf engen und kurvenreichen Kursen wie in Monaco oder Budapest war das Auto der Scuderia stark. Mercedes hatte auf schnellen Kursen wie in Silverstone Vorteile.

"Es ist normal, dass es von Strecke zu Strecke einen Unterschied gibt", erklärte Vettel weiter. Auch Vorlieben der Fahrer spielen in einem engen Kampf um die Spitze eine Rolle. In den vergangenen drei Jahren war es jedoch beinahe egal, wie stark Sebastian Vettel oder Kimi Räikkönen auf einem bestimmten Kurs waren. Wenn sich die Silberpfeile keine Fehler erlaubten, war kein Sieg möglich.

SiegePolesSchn. RundenPunkteDefizit pro Rennen
Vergleich Saison 2017
Mercedes 686357-
Ferrari 4333183.55
Vergleich Saison 2016
Mercedes 19209765-
Ferrari 00439819.32
Vergleich Saison 2015
Mercedes 161813703-
Ferrari 31342814.47
Vergleich Saison 2014
Mercedes 161812701-
Ferrari 00121625.53

2017 hat Ferrari aber nicht nur zu Saisonbeginn ein gutes Auto gehabt, sondern hält auch im Entwicklungsrennen mit den Silberpfeilen mit. Nach einer Serie von Mercedes-Siegen konnte Ferrari in Ungarn trotz technischer Probleme durch einen Doppelsieg zeigen, dass das Team aus Brackley den Entwicklungskrieg noch nicht entschieden hat.

Mit dem vierten Sieg hat Ferrari in etwas mehr als der halben Saison bereits mehr Erfolge erzielen können, als in den vergangenen drei kompletten Jahren. Auch in der Qualifikation, wo Mercedes immer noch mal ein wenig stärker war, gelang es der Scuderia in diesem Jahr dreimal die optimale Startposition zu erringen. Zuvor gelang den Roten das nur ein einziges Mal seit 2014.

"Es ist Tatsache, dass wir in den letzten Jahren nicht das beste Auto hatten und auch nicht die Stärksten bei der Entwicklung waren", gab Sebastian Vettel in Ungarn zu. "Im Vergleich zu den letzten drei Jahren ist es in diesem Jahr eine ganz andere Geschichte." Zwischen 2014 und 2016 beendete Ferrari die Saison nie mit weniger als 297 WM-Zählern Rückstand. Selbst wenn die Verteilung der Positionen in diesem Jahr ähnlich bliebe, wären es keine 100.

Vettel ist zuversichtlich, dass der Kampf zwischen Ferrari und Mercedes spannend bleiben wird: "Wir haben ein gutes Verständnis, was das Auto braucht." Gute Zeichen sieht der Heppenheimer auch in dem Punkt, dass mehr Ideen als in den vergangenen Jahren von anderen Teams aufgegriffen werden. "Wir haben viele Teile gebracht und sehen viele Teile, die von uns kopiert wurden."

Dreikampf um den Fahrertitel

In der Fahrer-WM spiegelt sich die Ferrari-Stärke dahingehend wieder, dass sich nicht nur die Silberpfeil-Piloten um den Titel streiten dürfen. Stattdessen spielt Sebastian Vettel eine große Rolle. Mit dem Ungarn-Sieg baute der Deutsche seine Führung auf 14 Punkte gegenüber Lewis Hamilton aus. Aber auch Valtteri Bottas hat nur noch 19 weitere Punkte Rückstand auf den Spitzenreiter.

"Unsere Mission war es, an die Spitze zurück zu kommen und bisher hatten wir ein großartiges Jahr", so Vettel. "Das Team ist ein einer deutlich besseren Form in diesem Jahr und wenn die Ergebnisse passen, baut man ein Momentum auf. Ich bin zuversichtlich, dass wir auch weiterhin um Siege kämpfen können."

Die Titel-Durststrecke des Erfolgsverwöhnten Traditionsteams ist lang. Der letzte Titel der Scuderia liegt beinahe neun Jahre zurück. 2008 sicherte sich das Team aus Maranello zuletzt den Konstrukteurstitel. Der letzte Fahrertitel datiert sogar noch aus dem Jahr 2007 von Kimi Räikkönen. So lang musste die Scuderia zuletzt nach dem Konstrukteurstitel 1983 warten. Erst 1999 wurde das Team damals erlöst.