Eigentlich sollten Charles Leclerc und Kimi Räikkönen beim letzten Test der Formel-1-Saison 2017 für Ferrari fahren. Während Leclerc am Dienstag noch seinen ersten offiziellen Test mit Ferrari fuhr, wurde bei der Scuderia das Testprogramm für den zweiten und letzten Tag überarbeitet. So griff am Mittwochmorgen kurzfristig Sebastian Vettel ins Lenkrad des SF70H.

Nach 2:20 Stunden und 45 Runden war der Testeinsatz für den WM-Führenden allerdings wieder beendet. Dann gab Vettel den Ferrari an Kimi Räikkönen ab, der allerdings nicht gleich um 11:20 Uhr rausfahren konnte, sondern die Umbauarbeiten abwarten musste.

Mit 1:17,124 fuhr Vettel bis zu seinem persönlichen Testende die klar schnellste Zeit. Zu seiner Qualifying-Bestzeit vom Wochenende fehlten aber noch rund neun Zehntelsekunden.

Doch warum blieb Vettel für zwei Stunden Test noch in Ungarn? Der Deutsche absolvierte schon in Bahrain einen Testtag und hätte somit den zweiten Tag komplett Teamkollege Räikkönen überlassen müssen. Denn von den vier Testtagen während der Saison dürfen nur an zwei die Stammfahrer im Auto sitzen.

Vettel testet neuen Diffusor nicht

"Man kriegt nicht viele Testfahrten in der Saison, also versucht man so viel wie möglich zu bekommen", so Vettel nach seinem Kurzeinsatz. "Die Idee war es, ein Gefühl fürs Auto zu bekommen. Wir waren das ganze Wochenende im Auto, aber es ist der letzte Test in diesem Jahr und da ist es wichtig, einiges auszuprobieren und das Gefühl zu kriegen."

Was genau Vettel ausprobierte, wollte er allerdings nicht verraten. "In der Zeit kannst du natürlich nichts weltbewegende machen", so der Ferrari-Pilot. "Beim Test ist man normalerweise etwas mutiger mit dem, was man ausprobiert. Dabei war es wichtig, ein Gefühl zu bekommen - das Gefühl war sehr gut."

Der neue Diffusor ist im Mittelteil geschwungen, Foto: Sutton
Der neue Diffusor ist im Mittelteil geschwungen, Foto: Sutton

Während eines GP-Wochenendes sind die Möglichkeiten limitiert. Geht ein etwas extremerer Setup-Ansatz schief, verliert man wichtige Trainingszeit. Bei Testfahrten ist das weniger schlimm. Im Gegensatz zu Testfahrer Charles Leclerc war Vettel aber nicht mit dem neuen Unterboden unterwegs.

Der junge Monegasse testete am Dienstag einen neuen Diffusor. Der Mittelbereich des Diffusors wurde grundlegend geändert. Die Verkleidung des Getriebes ist nun nicht mehr eckig, sondern stark abgerundet. Die Wölbung um die Crash-Struktur herum ist nun deutlich kleiner.

Der alte Diffusor hatte am Mittelteil noch eine viereckige Aussparung, Foto: Sutton
Der alte Diffusor hatte am Mittelteil noch eine viereckige Aussparung, Foto: Sutton

Der neue Diffusor ist nur ein Puzzlestück. "Letztes Jahr hatten wir nicht das beste Auto und waren auch bei der Entwicklung nicht die besten", gesteht Vettel. "Aber in diesem Jahr ist es eine andere Geschichte und wir entwickeln weiter. Wir haben viele neue Teile gebracht, die auch schon von anderen kopiert wurden - das ist ein Kompliment."

Im Gegensatz zum Mercedes hat der Ferrari einen entscheidenden Vorteil: Er funktioniert auf allen Strecken, während Mercedes mit langsameren Kursen zu kämpfen hat. "Überall, wo wir waren, waren wir konkurrenzfähig. Hie und da war Mercedes konkurrenzfähiger, aber wir wissen nach so vielen Rennen, was unser Auto noch braucht. Es ist normal, dass es von Strecke zu Strecke Unterschiede gibt, auch aus Fahrer-Sicht", so Vettel. Der vierfache Weltmeister selbstbewusst: "Aber unser Anspruch ist es, auf allen Strecken die besten zu sein."