Zweiter Doppelsieg der Saison für Ferrari beim Ungarn GP, dem letzten F1-Rennen vor der vierwöchigen Sommerpause. Der Shutdown sorgt traditionell für ein Sommerloch, das die Medien gerne mit einem Thema füllen: Fahrermarkt, Silly Season. Doch bei Ferrari könnten die Gerüchte in diesem Jahr etwas dünner ausfallen. Denn: Präsident Sergio Marchionne höchstpersönlich nimmt vielen Spekulationen mit einer recht klaren Ansage in Ungarn einiges an Wind aus den Segeln.

Marchionne schwärmt: Vettel & Räikkönen großartig zusammen

Seine Botschaft dürfte die Fans von Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen als vielleicht beste Teamplayer der Königsklasse freuen. "Ich denke zum Thema Sebastian habe ich es schon öffentlich gesagt. Wenn er bleiben will, dann ist er mehr als willkommen", sagt Marchionne. "Und im Fall von Kimi sind wir auch ziemlich sicher. Wir wissen, dass er bleiben will." Kimis Chancen? "Vielleicht besser als 50 Prozent - wir werden sehen", berichtet Marchionne in seiner Medienrunde.

Im rein italienischen Fernsehen bekennt sich der Italo-Kanadier allerdings deutlich auch zu Räikkönen. "Sie sind großartig zusammen. Es ist schwierig, dieses Team jetzt zu verändern. Versuchen wir, sie für 2018 zu behalten", sagt Marchionne direkt nach Rennende Doch ob Champion Räikkönen überhaupt Lust hat auf ein weiteres Jahr Wasserträgerei? "Ich denke, dass sie bleiben wollen. Das Team wächst gut, ich will es nicht ruinieren", ergänzt Marchionne bei RAI Sport.

Räikkönen und der bittere Doppelsieg (04:40 Min.)

Räikkönen kryptisch: Ferrari weiß, was ich will

Der Finne selbst äußert sich wenig später in der Pressekonferenz. "Es ist nicht anders als in jedem Jahr. Es ist nicht wirklich meine Entscheidung. Das Team kennt meine bevorzugte Option und dann sehe ich, was geschieht", sagt Räikkönen seinen Standard-Satz der vergangen Wochen auf. Doch was meint Räikkönen mit "bevorzugte Option"? Konkret formuliert hat der Finne das bislang nicht. Allerdings ist durchaus anzunehmen, dass Räikkönen damit einen neuen Vertrag meint, versicherte der Finne in diesem Jahr doch mehrfach, das Rennfahren in der F1 noch immer in vollen Zügen zu genießen - Ärger um gewisse Rollenspiele im Team hin oder her.

Aus Ferrari-Sicht jedenfalls liegt eine Vertragsverlängerung angesichts der Loyalität Räikkönens und dessen Bereitwilligkeit, Vettel im WM-Kampf mit aller Kraft zu unterstützen, nur nahe. Nach Ungarn näher denn je? "Absolut nicht. Für Kimi hat sich heute nichts verändert", wiegelt Maurizio Arrivabene nach Räikkönens klarer Schützenhilfe für Vettel bei RAI ab. Was nicht daran liegt, dass Räikkönen seinen Job hätte besser machen können. "Es war großartige Performance von Kimi, der demonstriert hat, dass er nicht nur ein Champion ist, sondern auch ein echter Teamplayer", schwärmt der Ferrari-Teamchef . "Er hat seinen Teamkollegen verteidigt, wie es nur ein Wikinger kann".

Marchionne fordert Entscheidung: Beim Heimrennen in Monza?

Stattdessen sei die Achtung vor dem Ferrari-Weltmeister von 2007 seitens des Teams ohnehin stets auf höchstem Level gewesen. "Wir haben immer großen Respekt vor ihm gehabt. Niemand darf vergessen, dass er der letzte Ferrari-Weltmeister ist", versichert Arrivabene - trotz Nachzügler-Vorwürfe Marchionnes in Österreich. "Und heute hat er gezeigt, dass nur ein Champion wie er seinen Teamkollegen so verteidigen kann wie er es tat", stellt Arrivabene klar.

Entsprechend pocht jetzt auch der Big Boss auf schnelles Handeln. "Hoffentlich werden wir es bald erledigen", kommentiert Marchionne die gewünschten neuen Kontrakte für sein Fahrer-Duo. Für eine Bekanntgabe peile Ferrari das Scuderia-Heimrennen in Monza an. "Das ist, was ich gehört habe. Ich habe gehört, dass Maurizio das dort vorhat. Ich habe keinen genauen Zeitpunkt geplant, es ist noch früh genug. Das hier war das elfte Rennen von 20, also haben wir noch viele Rennen Zeit", berichtet Marchionne.

Räikkönen, Vettel, Bottas - was geschieht mit ihnen 2018?, Foto: Ferrari
Räikkönen, Vettel, Bottas - was geschieht mit ihnen 2018?, Foto: Ferrari

Vettel: Bottas' Sauna-Routinen & Bier-Vorlieben auch spannend

Ähnlich entspannt, nein extrem entspannt, sieht Sebastian Vettel die Zukunftsfrage. "Ich wüsste nicht, warum nicht. Aber sicher nicht dieses Wochenende, ich bin nicht in Eile", kommentiert Vettel schon am Samstag vor seinem 50. Rennen für Ferrari seinen Verbleib bei der Scuderia über die laufende Saison hinaus. Im Sommer sei dazu mehr als genug Zeit. "Und ein Blatt Papier kann schnell unterschrieben werden", sagt Vettel.

"Ich denke es ist einfach noch etwas Zeit, um über diese Dinge zu sprechen. Aber ich bin auch sehr interessiert, herauszufinden wie lang Valtteri es in der Sauna aushält und welche Biersorte er trinkt. Also warte ich auf eine Einladung", witzelt der Ferrari-Star dann in der Ungarn-PK nach seinem vierten Saisonsieg nach neuerlichen Nachfragen. Immerhin sitzen im Presseraum mit ihm, Räikkönen und Bottas gleich drei Fahrer, die noch ohne Kontrakt für 2018 dastehen.

Bottas: Kein Empfang in der Sauna

Und wie die Ferrari-Piloten geht auch der dritte Mann im Bunde tiefenentspannt in die Sommerpause. "Die erste Woche bin ich in der Sauna und trinke Bier. Aber das Problem ist, dass das Handy in der Sauna nicht so gut geht. Es funktioniert nicht, also könnte es etwas dauern", scherzt auch Bottas das Thema beiseite. Dann mit etwas mehr Ernst: "Die letzten Wochen waren ja ziemlich hektisch, es gab viele Rennen. Da ist es schwierig, ordentliche Gespräche zu führen. Es könnte Fortschritte geben während der Sommerpause. Die Zeit wird kommen. Aber wir haben keine Eile. Vor Spa müssen wir nichts erledigt haben. Erwartet in Spa also erstmal nichts."

Hamilton zu Ferrari, Herr Marchionne?

Einzig Teamkollege Lewis Hamilton steht für 2018 mit einem gültigen Vertrag da, was die beiden Top-Teams betrifft. Und das, obwohl sich in der Vergangenheit ausgerechnet um den Briten krude Wechselgerüchte rankten - ausgerechnet zu Ferrari! Nachdem zuletzt Hamilton selbst und auch Toto Wolff eifrig dementiert hatten, bringt nun jedoch Sergio Marchionne das Thema wieder auf die Agenda. "Seine Karriere mit Ferrari zu beenden wäre ein Privileg", sagt der Ferrari-Boss. "Aber bis jetzt sind wir mit Lewis nicht sehr weit gekommen."

Das klingt zumindest mal nach einer erfolgten Anfrage - der soll einfach nur Unruhe im Lager der Konkurrenz stiften. Doch bezieht sich Marchionne ohnehin nicht einmal auf die kommende Saison, sondern erst 2019 wenn auch Hamilton nicht mehr vertraglich gebunden sein wird. "Aber ich möchte gar nicht über die Zukunft sprechen. Denn wir haben zwei großartige Fahrer im Hause und wollen nicht über Alternativen sprechen", ergänzt Marchionne.