McLaren liefert in Ungarn sein bestes Qualifying der Saison. Nach Monaco zum zweiten Mal in diesem Jahr ziehen beide McLaren-Piloten in das finale Q3 ein, am Ende qualifiziert sich Fernando Alonso als Achter, Stoffel Vandoorne als Neunter. In Monte Carlo waren es P9 und P10 gewesen.

Einzig in Spanien hatte Alonso den McLaren gar auf P7 gestellt, doch verpasste damals Vandoorne sogar den Einzug ins Q2. Noch dazu fallen die tatsächlichen Startpositionen in Ungarn jeweils noch einen Platz besser aus, da Nico Hülkenberg wegen eines Getriebewechsels an seinem Renault strafversetzt wird.

Entsprechend herrscht im McLaren-Lager nach der Qualifikation auf dem Hungaroring fast schon Jubelstimmung über den Titel als Best of the Rest hinter Ferrari, Mercedes und Red Bull. "Uns als Siebter und Achter einzureihen - effektiv der 'Best of the Rest' - unterstreicht die Pace unseres Pakets. Noch mehr stellt uns aber die konstante Pace über das ganze Wochenende hinweg zufrieden", sagt Renndirektor Eric Boullier. "Das war das beste Qualifying für McLaren-Honda in dieser Saison", bestätigt Hondas Yusuke Hasegawa.

"Die ersten drei Teams sind für den Rest außer Reichweite. Deshalb ist Platz sieben das Beste, was wir erreichen können", ergänzt Alonso. "Das war unser Ziel, das wir im Rennen hoffentlich bestätigen können. Dann ist es ein großartiges Wochenende", sagt der Spanier an seinem 36. Geburtstag.

Alonso am Geburtstag happy, aber nicht happy happy

Deshalb sei sein Ehrentag jetzt aber kein ganz besonders fröhlicher. "Es war gut. Ich bin happy. Aber für happy happy ist noch ein langer Weg zu gehen. Wir kämpfen noch nicht um Pole Positions. Aber es war bisher ein gutes Wochenende, wir waren immer in den Top-7 oder Top-8, fühlten uns konkurrenzfähig", sagt Alonso.

Genau das hatte McLaren angesichts des winkeligen Layouts des Hungarorings mit seinen seltenen und nur kurzen Geraden aber nur erwartet, nahm sogar beim Heimrennen in Silverstone freiwillig Strafversetzungen in Kauf, nur um in Ungarn nicht erneut von den Power Units böse überrascht zu werden. "Wir wussten ja schon bevor wir hier her gekommen sind, dass dies ein Kurs sein würde, auf dem wir konkurrenzfähig sein sollten", erinnert Alonso. "Das hier ist ein sehr langsamer Kurs, wir fühlen uns sehr konkurrenzfähig."

Alonso überzeugt: Können das im Rennen halten

Alonso weiter: "Und soweit haben wir dieses Wochenende diese Erwartungen bestätigt, soweit ist es positiv. Aber an einem Samstag gibt es keine Punkte. Wir müssen den Job morgen beenden und diese Positionen im Rennen bestätigen, sodass wir gute Punkte holen. Denn die braucht das Team gerade sehr."

In Sachen Pace sollte McLaren Alonso zufolge dazu auch absolut in der Lage sein, noch dazu sei Überholen in Ungarn eben schwer. Selbst mit Honda-Power könnte es auf den Geraden noch zur Verteidigung reichen. "Und die Reifen sind auch sehr stabil und bauen kaum ab. Also glaube ich, dass wir eine gute Chance haben, unsere Positionen zu halten wenn wir einen guten Start erwischen", sagt Alonso.

Immerhin fühle sich der McLaren in Ungarn so gut wie immer an - nur, dass in diesem Fall nicht wieder gleich alles durch den Nachteil auf der Gerade zerstört wird. "Das Auto fühlt sich eigentlich immer gut an. Aber dann überquerst du die Linie und bist mehr oder weniger konkurrenzfähig - das hängt von der Länge der Geraden ab und wie viel du da verlierst", schildert Alonso. In Ungarn sei das eben nur wenig.

Vandoorne immer besser in Fahrt: Lob von der Teamführung

Genauso sieht es Teamkollege Vandoorne. "Es ist gut, beide Autos ins Q3 bekommen zu haben. Mein Auto fühlte sich ziemlich stark an, richtig gut in den Kurven. Ob es da genauso gut ist wie Ferrari oder Mercedes, ist momentan schwer zu sagen. Aber das Wichtigste ist, dass wir uns wohl gefühlt haben. Heute haben wir das Maximum aus dem Paket gemacht und sahen schon das ganze Wochenende stark aus. Hoffentlich können wir dieses Momentum mitnehmen und das Wochenende auf einem Hoch beenden. Hoffentlich können wir uns aus allem raushalten und profitieren, sollte etwas passieren."

Dieses Wir war gerade zu Beginn der F1-Saison 2017 lange Zeit nicht oder nur selten der Fall gewesen. Während Alonso gerade samstags durchaus mal Glanzlichter zu setzen vermochte war Vandoorne hinter seinem Teamkollegen oftmals fast ähnlich krass abgeschlagen gewesen wie ein Jolyon Palmer oder Lance Stroll. Doch Stück für Stück robbt sich der Belgier heran an den spanischen Giganten in der anderen Garage.

Besonders gut spiegelt sich dieser Eindruck im Ungarn-Qualifying. Vandoorne folgte Alonso durch die drei Abschnitte wie ein Schatten: Alonso P8 im Q1, Vandoorne P9 (+0,084 Sek.). Alonso P8 im Q2, Vandoorne P9 (+0,081 Sek.). Alonso P8 im Q3, Vandoorne P9 (+0,345 Sek.). Erst ganz am Ende gelang es dem Spanier also zumindest einen etwas größeren Abstand zu erzwingen, jedoch noch immer deutlich kleiner als so oft zu Saisonbeginn gesehen.

"Beide Fahrer waren in jeder Session extrem eng zusammen, ich habe das Gefühl, dass wir jetzt wirklich als ein geschlossenes Team zusammenrücken", lobt Renndirekor Eric Boullier Vandoorne. "Jetzt freuen wir uns aber einfach auf einen intensiven Grand Prix morgen." Ebenfalls nicht geizig mit Lob geht Hondas Yusuke Hasegawa um: "Sie sind heute Nachmittag beide unglaublich gut gefahren, um den Spitzenleuten etwas näher zu kommen", schwärmt der Japaner.

Doch auch ein bisschen Eigenlob darf natürlich mal wieder nicht fehlen. "Das heutige Ergebnis liegt an unseren Fahrer, den Verbesserungen unserer PU und den Aero-Upgrades, die das Team gebracht hat", sagt Hasegawa. "Wir wissen, dass es noch eine Performance-Lücke gibt. Aber hoffentlich verleiht uns das hier jetzt einen Boost vor der Sommerpause".