Lange hielt sich das Gerücht hartnäckig in der Formel 1, jetzt ist es Gewissheit: Sauber und Honda verzichten auf die geplante Motorenpartnerschaft ab der Saison 2018. Das gaben beide Parteien am Rande des Ungarn Grand Prix bekannt. Mit welcher Power Unit der Schweizer Rennstall im kommenden Jahr antritt, soll in Bälde verkündet werden.

Geht es nach Sauber-Teamchef Frederic Vasseur, fällt die Entscheidung noch vor der Sommerpause. Das wäre allerdings kurz nach diesem Wochenende. "Je schneller, desto besser", sagte der Franzose am Donnerstagnachmittag im Fahrerlager von Ungarn. "Wir müssen mit dem Design des Autos nach vorne kommen. Deshalb müssen wir eine Entscheidung treffen. Am besten noch vor der Pause."

Vasseur hofft auf baldigen Deal

Eine Verlängerung mit Ferrari wäre denkbar. Aktuell ist Sauber mit einer Power Unit aus dem Vorjahr unterwegs. Die drei Motorenhersteller Mercedes, Renault und Ferrari beliefern aktuell jeweils drei Teams - zwei Kunden zusätzlich zum eigenen Werksteam. Nur Honda rüstet exklusiv McLaren aus. Mit Sauber wäre theoretisch ein zweiter Abnehmer hinzugekommen. "So viele Motorenlieferanten haben wir nicht im Fahrerlager", sagte Vasseur. "Wir können relativ bald einen Deal machen."

Eine Lösung wie in diesem Jahr mit einem Vorjahres-Motor von Ferrari, der nicht weiterentwickelt wird, soll es künftig nicht mehr geben. In Frage komme ausschließlich ein Motor, der sich auf dem aktuellen Stand befindet und entsprechend unter der Saison weiterentwickelt wird. Vasseur: "Das ist der Schlüssel. Wir befinden uns jetzt in einer schwierigen Lage. Du hast keine Updates während des Jahres, keine Updates beim Benzin, Flüssigkeiten und so weiter." Das gestalte es schwierig, die Motivation im Team aufrechtzuerhalten.

Kaltenborn weg - Honda weg

Den angedachten Motoren-Deal hatte Honda-Manager Masashi Yamamoto mit der ehemaligen Sauber-Chefin Monisha Kaltenborn ausgehandelt. Nachdem sie überraschend ihren Posten im Juni dieses Jahres geräumt hatte, gab es erste Spekulationen über einen Zwist zwischen den Japanern und den Schweizern.

Nach zahlreichen Gesprächen kamen nun beide Parteien zu dem Schluss, dass der Motoren-Deal wegen unterschiedlicher Auffassungen keinen Sinn mache. "Es ist sehr bedauerlich, dass wir die geplante Zusammenarbeit mit Honda zu diesem Zeitpunkt einstellen müssen", teilte Kaltenborns Nachfolger in einer Pressemitteilung am Donnerstagmittag mit.

Der neue Sauber-Teamchef weiter: "Diese Entscheidung wurde aus strategischen Gründen sowie mit den besten Absichten für die Zukunft des Sauber F1 Teams getroffen. Wir möchten uns bei Honda für die bisherige Zusammenarbeit bedanken und wünschen Ihnen alles Gute für deren Zukunft in der Formel 1" Wie genau diese Zukunft aussieht, ist jedoch unklar. Aktuell beliefert Honda nur McLaren mit Motoren - auch hier war eine Trennung in den vergangenen Monaten immer wieder ein großes Thema gewesen.

Vasseur: "Die Gespräche zwischen Honda und Sauber begannen vor acht Monaten. Auf beiden Seiten hat sich die Situation dramatisch verändert. Wir haben einen Punkt erreicht, an dem es besser war, die Diskussionen zu beenden." Sauber befinde sich in einer schwierigen Lage mit der eigenen Performance, da brauche das Team eine Referenz. "Und bei Honda wissen wir nicht genau, wie es mit McLaren weitergeht", sagte Vasseur. "Das ist eine knifflige Situation auch für uns."

Unterschiedliche Auffassungen

Die Auflösung des Vertrags mit Sauber erklärte Honda-Manager Yamamoto so: "Wir hatten eine gute Beziehung zu Sauber und uns darauf gefreut, 2018 gemeinsam in der Formel 1 zu starten. Nach Gesprächen in Folge des Wechsels im Management des Teams haben wir im beiderseitigen Einvernehmen beschlossen, das Projekt aufgrund von Differenzen in der zukünftigen Ausrichtung zu beenden."

Seit der Übernahme durch Longbow Finfance vor ziemlich genau einem Jahr herrscht weiter Chaos bei Sauber. Zwar war der Traditionsrennstall finanziell erst einmal gerettet, doch danach ging es stetig bergab. Das Team blieb zum Saisonstart hinter den Zielen zurück. Pascal Wehrlein gelang es immerhin in Barcelona und Baku, Punkte einzufahren. Teamkollege Marcus Ericsson ging bislang komplett leer aus.

Es wurde nicht besser, als wenige Tage vor dem Aserbaidschan Grand Prix überraschend die bisherige Chefin Monisha Kaltenborn das Unternehmen nach vielen Jahren verließ. Gerüchte entstanden, dass eine Ungleichbehandlung der Fahrer zu ihrem Rücktritt geführt habe. Dies wies der Sauber-Aufsichtsrat entschieden zurück. Nach einer Weile ohne echten Chef fand das Team Mitte Juli mit Fred Vasseur einen Nachfolger für Kaltenborn. Der Franzose steht nach der Auflösung des Honda-Deals nun vor seiner größten Aufgabe.

Dieser Artikel wurde am Donnerstag, 27. Juli 2017 aktualisiert