Der Hungaroring war mit seinem sehr speziellen Layout seit jeher eine besondere Herausforderung im GP-Kalender - gerade was den Rennsonntag anbelangt. Mit den Boliden der Generation 2017 wird es für die Piloten gleich nochmal eine ganze Ecke anspruchsvoller. Bot die Rennstrecke nahe Ungarns Hauptstadt ohnehin schon wenig Platz zum Überholen, geht es ab dieser Saison noch enger zu.

Der in seiner heutigen Form 4,381 km lange Hungaroring wurde 1986 eröffnet und ist seitdem ununterbrochen ein fester Bestandteil des Rennkalenders. In der Saison 2017 gastiert die Formel 1 zum 32. Mal auf dem von Istvan Papp konzipierten Kurs nordöstlich von Budapest. Abgesehen von einer Verlängerung der Start- und Zielgeraden im Jahr 2003 um 202 Meter ist das Layout der Rennstrecke nach wie vor identisch mit seinem Ursprung. Zur Saison 2016 wurde zuletzt die Asphaltdecke rundum erneuert.

Streckenname: Hungaroring

Das Streckenlayout des Hungaroring, Foto: Motorsport-Magazin.com
Das Streckenlayout des Hungaroring, Foto: Motorsport-Magazin.com

Ansonsten sind natürlich die meisten Kiesbetten in den vergangenen Jahren asphaltierten Auslaufzonen gewichen, wodurch Fehler auf dem technisch anspruchsvollen Kurs mit seinem gewöhnlich sehr staubigen Asphalt weniger hart bestraft werden als in der Vergangenheit. Insgesamt gibt es auf dem Hungaroring 14 Kurven, von denen acht Rechts- und sechs Linkskurven sind. Mit einer Länge von 908 Metern ist die Start-und Zielgerade die längste Gerade auf der Strecke, anderen Ende sich mit Turn 1 die beste Überholmöglichkeit bietet.

Beim Anbremsen erreichen die Autos dabei bis zu 4,8 g. "Ich habe bereits in der Vergangenheit in Kurve eins einige gute Manöver gezeigt", so Red-Bull-Pilot Daniel Ricciardo, der erklärt, dass auch in der darauffolgenden Passage noch Zweikämpfe möglich sind: "In Kurve zwei kann man sowohl auf der Innenseite als auch außen überholen, beide Linien gehen." Die beiden DRS-Zonen auf der Strecke befinden sich Ricciardos Aussagen entsprechend bei den Anfahrten auf die Kurven 1 und 2.

Streckenverlauf: 2017 mehr Grip und mehr Spaß

Mit den Formel-1-Autos des Jahrgangs 2017 verspricht das kurvige Infield des Hungarorings noch einmal eine ganze Ecke mehr Spaß für die Fahrer. "Wir haben dieses Jahr viel mehr Grip, als wird es auch etwas mehr Spaß machen", so Ricciardo, der sich besonders auf den Teil zwischen den Kurven 4 und 11 freut: "Der zweite Sektor wird der Wahnsinn. Das ist sowieso schon einer meiner Lieblings-Sektoren in der Formel 1."

Besonders Turn 4 dürfte mit den neuen Boliden noch anspruchsvoller sein, denn die Anfahrt dafür erfolgt auf einem Bergauf-Stück und der Scheitelpunkt ist für die Fahrer dadurch nicht zu sehen. Durchfahren wird sie im sechsten Gang mit etwa 225 km/h. Ricciardos Teamkollege Max Verstappen erwartet mit den neuen Boliden die eine oder andere Anpassung der Ideallinie. "Da wir mehr Grip haben, werden wir vielleicht ein paar andere Linien als im Vorjahr fahren", so der Niederländer.

Danach folgen langsamere Passagen, welche den sehr technischen Charakter des Hungarorings ausmachen. In der Schikane, den Kurven 6 und 7, bietet sich erneut eine Überholmöglichkeit. Der Angriff auf den Gegner ist hier allerdings mit einem hohen Risiko verbunden, da der Platz an dieser Stelle mehr als begrenzt ist. "Ich würde nicht sagen, dass es Monaco ohne Mauern ist, aber es ist definitiv enger als die meisten anderen Strecken", erklärt Verstappen.

Streckendaten
Länge: 4,381 km
Runden: 70
GP-Distanz: 306,630 km
Rundenrekord: 1:19.071 (MSC, 2004)
Kurven: 14 (8 rechts, 6 links)
Weg bis Kurve 1: 618 m
Länge Boxengasse: 350 m
Zeit in Box bei 80 km/h: 15,75 s

Technik-Herausforderung: Chassis ist Trumpf

Aufgrund der wenigen harten Bremszonen muss die MGU-K der Power Units gut abgestimmt sein, um trotzdem möglichst viel Energie zu speichern. Unter dem Strich werden lediglich 14 % der gesamten Runde auf der Bremse absolviert. Auf der anderen Seite wird der Motor auf dem Hungaroring mit lediglich 55 % Vollgas-Anteil auch nur in Maßen gefordert. Mit 1,5 kg pro Runde ist auch der Spritverbrauch sehr gering.

Die geringe Anforderung an die Power der Aggregate freut vor allem McLaren Honda. "Der kurze, kurvige Kurs bedeutet, dass wir weniger von der Motorleistung abhängig sind", so die Erwartung von Fernando Alonso. Die Kurven des Hungarorings sind seit jeher ein Gradmesser für das Chassis der Boliden, weshalb sich vor allem Teams wie Red Bull und McLaren Chancen ausrechnen, die Abstände zu verringern.

Die härteste Belastung geht in Budapest erfahrungsgemäß von den hohen Temperaturen aus, die sowohl dem Material als auch den Piloten zusetzen. "Wenn es am Sonntag heiß ist, wird es definitiv ein physisch sehr forderndes Rennen", weiß Ricciardo, der 2014 in Budapest seinen zweiten GP-Sieg einfuhr.

Hungaroring: Unvergessene Momente

Moment 1: In der Saison 1997 sahen die Fans am Hungaroring beinahe einen der unglaublichsten Siege der Formel-1-Geschichte. Ungarn-Spezialist Damon Hill fuhr mit dem unterlegenen Arrows A18 dank Bridgestone-Reifen auf einen starken dritten Startplatz. Im Rennen übernahm er schon in Runde sechs die Führung von Michael Schumacher und lag wenige Runden vor Schluss mit einem komfortablen Vorsprung von 35 Sekunden auf Sieg-Kurs. Drei Runden vor der Zielflagge quittierte die Hydraulikpumpe ihren Dienst und Hill steckte im dritten Gang fest. In der allerletzten Runde überholte ihn Jacques Villeneuve, der daraufhin das Rennen vor Hill gewann.

Moment 2: Bei der Ungarn-Premiere der Formel 1 im Jahr 1986 sorgten Ayrton Senna und Nelson Piquet gleich für einen der unvergesslichsten Momente auf dem Hungaroring. Die beiden Brasilianer lieferten sich über das gesamte Rennen hinweg einen harten Schlagabtausch. Der offenbar schnellere Piquet hatte seinen Williams bereits in den Runden 12 und 55 am Lotus vorbeigequetscht, konnte die Position jedoch nicht halten. In Runde 57 verteidigte Senna bei der Anfahrt auf Kurve 1 die Innenbahn, doch Piquet bremste sich außenherum mit einem wilden Slide am Landsmann vorbei. Er überquerte die Ziellinie 17 Sekunden vor Senna.

Moment 3: Lewis Hamilton und Nico Rosberg gerieten bei Mercedes mehrfach aneinander. Eine dieser Auseinandersetzungen trug sich 2014 in Budapest zu. Hamilton, nach einem technischen Defekt im Qualifying aus der Boxengasse gestartet, fand sich während des Rennens plötzlich als Dritter vor Rosberg wieder. Der Deutsche musste noch einen Boxenstopp machen und bat im Boxenfunk darum, Hamilton zum Vorbeilassen anzuweisen. Der jedoch war der Ansicht, dass Rosberg aus eigener Kraft vorbeifahren kann, wenn er schneller sei. Rosberg gelang es nicht und Hamilton holte sich den dritten Platz.

Ungarn GP: Die letzten Rennen

Jahr Sieger 2. Platz 3. Platz Pole Schn. Runde
2016 Lewis Hamilton Nico Rosberg Daniel Ricciardo Nico Rosberg Kimi Räikkönen
2015 Sebastian Vettel Daniil Kvyat Daniel Ricciardo Lewis Hamilton Daniel Ricciardo
2014 Daniel Ricciardo Fernando Alonso Lewis Hamilton Nico Rosberg Nico Rosberg
2013 Lewis Hamilton Kimi Räikkönen Sebastian Vettel Lewis Hamilton Mark Webber
2012 Lewis Hamilton Kimi Räikkönen Romain Grosjean Lewis Hamilton Sebastian Vettel
2011 Jenson Button Sebastian Vettel Fernando Alonso Sebastian Vettel Felipe Massa