Bittere Nachricht für alle Formel-1-Puristen: Wie die FIA am Mittwochabend bestätigte, wird der ungeliebte Cockpit-Schutz Halo 2018 verbindlich kommen. Bei einem Treffen der Strategiegruppe in Genf wurde den Beteiligten eine Zusage aus dem Jahr 2016 zum Verhängnis, bei dem ein zusätzlicher Cockpit-Schutz für die Saison 2018 beschlossen wurde.

Die FIA wollte eigentlich schon in dieser Saison den zusätzlichen Cockpit-Schutz in Form des Halo in der Formel 1 einführen. Allerdings konnten die Teams das noch verhindern, indem sie aufgrund mangelnder Zeit auf eine Verschiebung drängten - in der Hoffnung, eine Alternative zu finden. Dabei wurde allerdings die Einführung eines AFP (Additional Frontal Protection) - in welcher Form auch immer - für 2018 festgehalten.

Aufgrund der ungeliebten Ästhetik entwickelte zunächst Red Bull eine Alternative zum Halo und brachte beim Russland GP 2016 erstmals den sogenannten Aeroscreen für einen Test ans Auto. Die FIA übernahm die weitere Entwicklung und brachte ein hoffnungsvolles neues Konzept: Shield.

Erster Test mit Vettel - Wie gut ist Shield? (03:49 Min.)

Beim Großbritannien GP am vergangenen Wochenende fuhr Sebastian Vettel im 1. Freien Training erstmals einen Prototypen von Shield. Allerdings dauerte der Test nur eine Runde, weil Vettel die Sicht mit dem Glas-Aufsatz bemängelte. Durch die extreme Krümmung der Glasscheibe fühlte sich der Blick nach vorne an, als würde man schielen.

Nachdem die Zeit für weitere Tests bei einer Einführung im Jahr 2018 nicht reicht, muss auf den ungeliebten Halo zurückgegriffen werden. Hier wurden schon im vergangenen Jahr Erfahrungswerte gesammelt. Alle Teams testeten den Heiligenschein in einem Freien Training. Große Beschwerden der Piloten über die Sicht oder andere Behinderungen blieben aus. Das Design des Halo ist noch nicht final, die FIA ist für Verbesserungsvorschläge offen.

Bereits Ende des Monats Juli geben die Teams ihre Monocoques für die kommende Saison in die Produktion. Zu diesem Zeitpunkt muss feststehen, mit welchem Cockpit-Schutz gefahren wird, weil das Monocoque an entsprechenden Stellen verstärkt werden muss.

Mit der Einführung von Halo kommen ohnehin einige Teams in die Bredouille: Sie entwickelten ihre Autos bislang für Shield. Die Integration der Glasscheibe ist deutlich einfacher, weil die Kräfte erstens kleiner sind und zweitens über eine ganze Linie verlaufen. Bei Halo sind die Kräfte größer und treffen nur an drei Punkten auf das Chassis.

"Halo und Shield sind zwei unterschiedliche Lösungen für zwei unterschiedliche Probleme", erklärt Force Indias Technikchef Andy Green. Halo ist dafür gedacht, große Gegenstände wie herumfliegende Räder vom Kopf des Fahrers abzuhalten. Entsprechend muss der Bügel für diese Kräfte ausgelegt werden. Shield soll vor allem vor kleineren umherfliegenden Teilen schützen.

Allerdings ist Halo - auch abgesehen von der Ästhetik - nicht ganz unumstritten: Was passiert, wenn sich der Bügel bei einem Unfall so verformt, dass der Pilot nicht mehr aus dem Auto kommt? Wohin werden herumfliegende Reifen abgelenkt? Möglicherweise in die Zuschauer, die dicht auf engem Raum stehen und schlecht geschützt sind? Was passiert, wenn kleinere Gegenstände auf den Bügel treffen: Können sie auf schlechter geschützte Körperteile des Fahrers treffen?