Warum war es kein Frühstart von Bottas?

Den größten Aufreger des Österreich GP in Spielberg lieferte gleich der Start: Wie eine Rakete schoss Valtteri Bottas nach vorne, ließ den Ferrari nicht den Hauch einer Chance. Nicht lang dauerte es, da funkte Sebastian Vettel auch schon: "Valtteri hatte einen Frühstart!" Doch war es wirklich so? Mit Blick auf die TV-Bilder sah es tatsächlich danach aus, Bottas bewegte sich vor Erlöschen der Startampel. Doch nach einer etwas längeren Wartezeit wegen ausführlicher Analyse erklärte die FIA Bottas' Start für legal. Kurios: Ein Frühstart was es trotzdem. Wie auch die Untersuchung ergab, hatte Bottas tatsächlich zu früh gezuckt, sich bewegt. Bottas war also losgefahren, bevor der Countdown ganz abgelaufen war. Allerdings lag das innerhalb einer gewissen Toleranz, die den Mercedes-Piloten rettete. Die technischen Hintergründe hat Motorsport-Magazin.com ausführlich aufbereitet:

Wieso war Vettel trotz Punktsieg gegen Hamilton angefressen?

Keine sieben Zehntelsekunden trennten Sebastian Vettel von seinem ersten Sieg in Österreich. Doch hätte der WM-Leader dennoch allen Grund zum Jubeln gehabt: Sein Podest-Debüt war es in Spielberg dennoch, noch dazu vergrößerte er seinen WM-Vorsprung auf Hamilton um sechs Punkte. Doch Vettel war so gar nicht in Feierlaune. "Heute bin ich ein bisschen stinkig, dass es nicht gereicht hat", sagte der Ferrari-Star. Aber warum dieser Ärger? Gleich mehrere Gründe nannte Vettel.

Erstens: der geringere Abstand. "Wenn es so knapp ist, dann wünscht man sich, das knapp zu unseren Gunsten ausgeht", sagte Vettel. Zweitens: das eindeutige Gefühl, er hätte Bottas mit nur einer Runde mehr noch überholen können. Tatsächlich sah alles danach aus, dass Bottas gewaltig ins Schwimmen geriert. Auch der Finne selbst bestätigte massive Probleme mit den Reifen. Und drittens: der Ärger über den Start. Vettel war auch nach Rennende und trotz Absolution durch die FIA überzeugt, bei Bottas habe es sich um einen Frühstart gehandelt. So ganz daneben lag Vettel auch mit dieser Einschätzung ja tatsächlich nicht (s.o.).

Wieso startete Hamilton auf Supersoft?

Als einziger Fahrer in den Top-10 startete der durch einen Getriebewechsel im Grid auf P8 strafversetzte Lewis Hamilton den Österreich GP auf der superweichen statt der ultraweichen Pirelli-Mischung. Aber warum? Klar, weil er mit diesem Reifen seine schnellste Q2-Zeit erzielt hatte. Wieso? "Es ging einfach um Wahrscheinlichkeiten. Mit der härteren Mischung von P8 zu starten gibt dir mehr Möglichkeiten", erklärte Toto Wolff. "Du kannst zum Beispiel overcutten." Außerdem standen die Chancen auf einen Wolkenbruch mitten im Rennen nicht schlecht, sodass ein langer erster Stint durch haltbarere Reifen den möglichen Vorteil gebracht hätte, einen Stopp sparen zu können.

Hätte Hamilton Ricciardo am Ende knacken können?

Nicht nur zwischen Vettel und Bottas um den Sieg ging es im heißen Schlussspurt von Spielberg heiß her. Auch Daniel Ricciardo bekam in den letzten Runden mächtig Feuer - von Lewis Hamilton. Gegen Rennende drehte der Mercedes-Fahrer plötzlich gewaltig auf - obwohl er sich über Blasenbildung beklagte hämmerte Hamilton eine schnellste Rennrunde nach der anderen in den Asphalt. Zum erfolgreichen Angriff kam es allerdings nicht.

Lewis Hamilton scheiterte mit seiner Aufholjagd am Podium, Foto: Sutton
Lewis Hamilton scheiterte mit seiner Aufholjagd am Podium, Foto: Sutton

Ob er Ricciardo nicht hätte packen müssen? "Ich habe keine Ahnung, ob ich ihn hätte bekommen können. Ich habe alles gegeben", sagte Hamilton. Denn: "Wenn du dann auf dem Platz landest, wo du zuvor schon warst, ist das hart." Doch sei es die genannte Reifenproblematik gewesen, die den Australier am Ende gerettet habe, so Lauda. "Ricciardo ist besser mit den Reifen umgegangen, deshalb konnte der Lewis ihn auch nicht mehr bekommen", erklärte der Mercedes-Aufsichtsratschef. Noch dazu wäre eine knallharte Aktion wegen des WM-Kampfs zu riskant gewesen, ergänzte Toto Wolff.

Warum fielen Verstappen und Alonso schon wieder aus?

Max Verstappen ereilte in Spielberg der fünfte Ausfall im siebten Rennen. Gleich am Start nahm das Übel seinen Lauf - Verstappen geriet in den Anti-Stall-Modus, kam katastrophal aus dem Grid. So geriet der Niederländer ins Mittelfeld-Chaos und würde von Fernando Alonso in Kurve eins abgeräumt. Doch war der McLaren-Pilot genauso wie der Red-Bull-Youngster nur Opfer einer Kettenreaktion: Ausgegangen war die Kollision von Daniil Kvyat. Der Russe war Alonso mit voller Wucht ins Heck gekracht, kassierte dafür eine Durchfahrtsstrafe und zwei Strafpunkte.

Für Verstappen und Alonso war der Österreich GP nach einer Kurve vorbei, Foto: Sutton
Für Verstappen und Alonso war der Österreich GP nach einer Kurve vorbei, Foto: Sutton

Muss sich Kvyat jetzt Sorgen machen?

"Die Jungs hinten müssen sich manchmal beweisen - ihre Cockpits und ihre Zukunft. Sie riskieren ein bisschen zu viel", meinte Alonso nach seinem Ausfall über die Beweggründe des stürmischen Kvyats. Doch muss sich der Russe durch seine neuerliche Torpedo-Aktion - wir erinnern uns an Russland 2016 - jetzt auch Sorgen um sein Cockpit bei Toro Rosso machen? Nein, versichert Christian Horner. "Er wird nicht nach diesem Move bewertet werden - das war ein Rennunfall. Ich denke, er hat eine ganz gute Saison. Wir haben viel Zeit, aber ich kann keinen Grund sehen, warum Red Bull ihn zu diesem Zeitpunkt auswechseln sollte", sagte Red Bulls Teamchef.

Warum lag Hülkenberg erstmals hinter Palmer?

Nico Hülkenberg geriet wie Max Verstappen am Start in den Anti-Stall-Modus, verlor jede Menge Positionen. Deshalb setzte Renault auf Risiko, um zumindest eine kleine Chance zu haben, das Rennen noch zu retten. Als erster Pilot überhaupt kam Hülkenberg zum Boxenstopp - dabei war er nicht einmal auf den weichsten Reifen gestartet - und holte sich die härtesten Gummis. Mit den Softs konnte der Emmericher dann zwar mühelos zuende fahren, kam allerdings nicht richtig auf Pace. Selbst auf den gebrauchten weicheren Reifen war Palmer noch schneller. Noch geriet Hülkenberg durch den zeitigen Stopp schon sehr früh ins Visier der Führenden: Die Überrundungen kosteten jede Menge Zeit und erstickten eine Aufholjagd im Keim.

Wie kam Williams so weit vor?

Felipe Massa und Lance Stroll erlebten ein desaströses Qualifying in Spielberg, beide Williams schieden bereits in Q1 aus, klagten über Grip-Mangel ohne Ende. Erinnert fühlte man sich an Mercedes in Singapur 2015. Doch das ausgerechnet auf einer Strecke, auf der die Truppe aus Grove zuletzt immer sehr stark aufgetrumpft hatte. Für das Rennen wünschte sich Stroll sogar Schneestürme. Diese kamen zwar nicht, dafür ein anderer Segen: Durch das Crash-Chaos in Kurve eins machten Stroll und Massa sofort kräftig Boden gut, hielten sich aus allem heraus und waren bereits nach einer Runde auf Top-10-Kurs. Am Ende reichte es so tatsächlich für ein doppeltes Punkt-Resultat.

Williams zeigte in Spielberg eine beachtliche Aufholjagd, Foto: Sutton
Williams zeigte in Spielberg eine beachtliche Aufholjagd, Foto: Sutton

Wieso fielen Magnussen und Sainz aus?

Neben den Kvyat-Opfern Verstappen und Alonso schieden in Spielberg auch Kevin Magnussen und Carlos Sainz aus. Nachdem der Däne bereits im Qualifying einen Aufhängungsschaden zu beklagen hatte, versagte im Rennen auch noch die Hydraulik an seinem Haas F1. Nach 29 Runden war das Rennen für K-Mag, auf Platz elf liegend, beendet. 15 Runden mehr schaffte dagegen Sainz, ehe der Spanier seinen Toro Rosso mit einem Defekt an der Power Unit von Renault an der Box abstellen musste. Seit dem Start habe er bereits Probleme gehabt, deshalb sei er auch so weit zurückgefallen.