Nachdem Lance Stroll in Baku Willams' erste Podestplatzierung in der Formel-1-Saison 2017 einfahren konnte, war der britische Traditionsrennstall für den Großen Preis von Österreich guter Dinge. Schließlich war die Mannschaft aus Grove hier in den letzten Jahren oft gut aufgelegt, konnte um Pole Positions und Podien kämpfen. Beim Qualifying für das diesjährige Rennen auf dem Red Bull Ring erlebten Routinier Felipe Massa und sein Rookie-Teamkollege allerdings ein absolutes Desaster. Am Sonntag soll der FW40 zwar besser liegen, doch am liebsten wäre den Piloten ein wenig Chaos.

"Gewitter, Schneestürme... Blitze, die die anderen von der Strecke fegen", wirft Stroll scherzhaft mit seinen Wünschen für den Österreich GP um sich. "Nein, ich mache nur Spaß. So böse bin ich nicht. Aber klar, wenn man so weit hinten startet, hofft man immer auf etwas, das ein bisschen Würze reinbringt." Teamkollege Massas Wünsche beschränken sich zwar lediglich auf gewöhnlichen Regen, doch die missliche Lage des Williams-Duos wird schnell klar: Von den Startplätzen 17 und 18 besteht wenig Hoffnung auf ein gutes Resultat.

"Das war sicher das schlechteste Qualifying, das wir in dieser Saison bisher gehabt haben", so das Fazit eines enttäuschten Felipe Massa. Doch wie konnte es überhaupt passieren, dass das Team auf seiner eigentlich Parade-Rennstrecke so unter die Räder kam und beide Piloten schon im Q1 die Segel streichen mussten? "Generell der Grip. Wir brauchen mehr Grip, um mit den anderen Teams mithalten zu können", erklärt Stroll, der anfügt, dass Fahrer und Ingenieure nach wie vor ratlos sind, weshalb der Williams auf dem Red Bull Ring nicht auf Touren kommen will.

Der 18-Jährige ist mit der Balance des Boliden an sich zufrieden, doch die Reifen scheinen einfach nicht richtig zu performen. Routinier Massa vermutet: "Besonders auf der Innenseite ist die Temperatur der Reifen unter der optimalen Betriebstemperatur." Der Brasilianer wurde auf seiner ersten schnellen Runde im Q1 von Kevin Magnussen aufgehalten, der mit einem Aufhängungsschaden langsam unterwegs war. In seinem letzten Run leistete er sich einen Schnitzer, der eine bessere Rundenzeit vereitelte.

Die Reifenprobleme erinnerten Massa stark an das Problem, das ihn im Qualifying für den Aserbaidschan GP aus der Bahn warf. Allerdings war es hier deutlich ausgeprägter: "In Baku hatte ich es im Zeittraining auch, aber nicht so aggressiv wie hier. Hier hat es das erste Mal solch ein Ausmaß erreicht, so heftig war es in dieser Saison noch nie."

Auf der Strecke sind die Aussichten für Williams-Pilot Stroll in Österreich weniger schön, Foto: Sutton
Auf der Strecke sind die Aussichten für Williams-Pilot Stroll in Österreich weniger schön, Foto: Sutton

Williams-Updates nicht der Grund

Williams hatte für den FW40 einige Updates mit nach Spielberg gebracht. Massa probierte am Freitag sowohl die alte als auch die neue Konfiguration aus, konnte bei den Weiterentwicklungen jedoch keine Unregelmäßigkeiten feststellen. "Ich hatte nachdem ich von der neuen auf die alte Spezifikation gewechselt hatte nicht das Gefühl: Okay, mit dem alten Package ist das Auto viel konkurrenzfähiger", erklärt der Vize-Weltmeister von 2008. Stroll ist ebenfalls der Ansicht, dass die Updates keine Nachteile mit sich brachten.

Auch in einem weiteren Punkt sind sich die Piloten einig: "Es war sehr schwierig, mit wenig Sprit und neuen Reifen eine Rundenzeit zu fahren. Aber nicht mit viel Sprit, da war meine Pace ziemlich konkurrenzfähig. Nicht anders als in den letzten Rennen", stellt Massa fest. Stroll sah das zwar genauso, hatte allerdings auch einen Einwand: "Das trifft natürlich nur zu, wenn wir freie Bahn haben. Das wird im Rennen aber nicht der Fall sein, dort werden wir Verkehr haben und müssen versuchen, an den anderen Autos vorbeizukommen."

Großartig viele Möglichkeiten, das Ruder mit einem Setup-Coup jetzt noch herumzureißen, hat die Williams-Crew aber ohnehin nicht mehr. "Wir haben zwar morgen noch ein weiteres Meeting, wo viel analysiert wird - aber trotzdem können wir nicht so viel machen, wegen den Parc-Fermé-Regeln", erklärt Stroll, der mit sich selbst nach diesem frustrierenden Samstag trotzdem im Reinen ist: "Ich bin heute nicht unzufrieden mit mir selbst, denn ich weiß, dass ich eigentlich einen guten Job gemacht haben. Felipe und ich hatten das Gefühl, heute ziemlich gut aufgelegt gewesen zu sein."

Massa spart sich das Eigenlob und wirft all seine Hoffnungen auf den Rennsonntag, an dem ihn sein Bolide in diesem Jahr bisher offenbar nicht enttäuscht hat. "Ich bin überzeugt, dass das Auto im Rennen wieder deutlich konkurrenzfähiger sein wird." Über seine schlechte Startposition scheint er aber dennoch nicht so wirklich hinwegzukommen: "Als 17. zu starten bringt dich für dein Rennen in eine sehr schwierige Situation, was das Überholen angeht. Es wird sicher nicht einfach. Wir werden ein Safety Car oder etwas anderes brauchen, damit sich uns Chancen eröffnen."

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