Lewis Hamilton hat rechtzeitig zum Qualifying in Baku zurückgeschlagen: Nach Problemen in den Trainingssitzungen sorgte der Brite mit 1:40,593 Minuten für einen neuen Streckenrekord und startet beim Aserbaidschan GP von der Pole Position. Für Hamilton ist es nach dem Kanada GP die zweite Pole Position in Folge und die 66. in seiner Karriere. Damit fehlen ihm noch zwei Pole Positions auf den Bestwert von Michael Schumacher.

Mit satten vier Zehntelsekunden Rückstand reihte sich Teamkollege Valtteri Bottas auf Rang zwei ein. Abgeschlagen, mit mehr als einer Sekunde Rückstand, musste sich das Ferrari-Duo geschlagen geben: Kimi Räikkönen startet von Platz drei, Sebastian Vettel nur von P4. Vettel musste nach Problemen im Training auf eine ältere Power Unit zurückgreifen.

Enttäuschend lief es für Max Verstappen: Der Niederländer muss sich mit Startplatz fünf zufrieden geben, nachdem er in den Trainingssitzungen einen starken Eindruck hinterlassen hatte. Sergio Perez erhält den Titel Best of the Rest und startet von Platz sechs, direkt vor Teamkollege Esteban Ocon. Lance Stroll schlug Teamkollege Felipe Massa und geht von P8 aus ins Rennen.

Für den einzigen richtigen Aufreger im Qualifying sorgte Daniel Ricciardo: Der Red-Bull-Pilot verlor im finalen Qualifying-Segment am Ausgang von Kurve sechs das Heck und schlug am Kurvenausgang in die Mauer ein. Der havarierte Bolide blieb am Streckenrand stehen, die Session musste 3:33 Minuten vor dem Ende mit Rot unterbrochen werden.

Deshalb kam es in den letzten Sekunden zu einem spannenden Showdown: Hamilton machte in seinem ersten Versuch einen kleinen Fehler und ging als Jäger von Valtteri Bottas in den Schlussspurt. Besonders heikel: Eigentlich benötigte Mercedes zwei Aufwärmrunden für die Reifen, allerdings war dafür nach der Rot-Unterbrechung nicht mehr genug Zeit. Trotzdem konnten sich Hamilton und Bottas am Ende noch verbessern - mit dem besseren Ausgang für den Briten.

Das sagen Hamilton & Vettel zum Qualifying

Hamilton: "Eine der fantastischsten Runden dieses Jahr! Es war wahnsinnig viel Druck dabei. Ich hätte in der ersten Runde die Zeit drin gehabten, aber habe in der letzten Kurve einen Fehler gemacht. Es war viel Druck da, weil ich Temperatur in den Reifen bringen musste - und die hält dann auch nur für eine Runde. Alles oder nichts! Dann habe ich gesehen, dass Valtteri war vorne, kam aus der letzten kurve und habe gehofft: Bitte lasse es reichen!"

Vettel: "Die fehlende Zeit in FP3 hat sicher nicht geholfen, aber mehr als P3 wäre ohnehin nicht drin gewesen heute. Ich bin nicht ganz zufrieden, ich glaube, wir haben uns bei der Strategie zum Schluss ein bisschen verzettelt. Das war nicht ideal, denn wir sind rausgefahren, als die Ampel auf Rot ging. Dadurch waren die Reifen dann kalt. Ich hätte die letzte Runde vielleicht etwas besser hinbekommen können - es ist nicht ideal gelaufen."

Qualifying - Session 3
Zwischenfälle:Ricciardo fliegt ab und sorgt für Rot
Top-5:1. Hamilton - 2. Bottas - 3. Räikkönen - 4. Vettel - 5. Verstappen

Das war Q2: Die nächste Machtdemonstration von Lewis Hamilton: Mit 1:41,275 Minuten bricht er seinen kurz zuvor aufgestellten Streckenrekord noch einmal deutlich. Während der WM-Zweite nur einen Versuch im mittleren Qualifying-Segment braucht, geht die Konkurrenz teilweise auf einen zweiten Versuch. Auch Teamkollege Valtteri Bottas, der sich zum Schluss immerhin noch auf zwei Zehntel heranfahren konnte.

Die restliche Konkurrenz folgte aber mit gehörigem Respektabstand: Nachdem die beiden Ferrari-Piloten im ersten Versuch auf gebrauchten Reifen nicht besonders konkurrenzfähig waren, unternahmen Vettel und Räikkönen auf neuen Supersofts noch einen Angriff. Vettel brachte der zwar immerhin auf Platz drei, allerdings mit sechs Zehntelsekunden Rückstand.

Hinter Mercedes, Ferrari und Red Bull stritten sich Williams und Toro Rosso einmal mehr um den Titel Best of the Rest. Entsprechend locker schafften es Stroll, Perez, Massa und Ocon ins Q3. Das Toro-Rosso-Duo Daniil Kvyat und Carlos Sainz verpasste den Sprung. Kevin Magnussen wurde 13. und startet deshalb direkt vor Nico Hülkenberg, der wegen Elekronik-Problemen vorzeitig aus seinem Renault aussteigen musste. Für Pascal Wehrlein war der Aufstieg in Q2 das höchste der Gefühlte.

Qualifying - Session 2
Zwischenfälle:Fehlanzeige
ausgeschieden:11. Kvyat - 12. Sainz - 13. Magnussen - 14. Hülkenberg - 15. Wehrlein
Top-5:1. Hamilton - 2. Verstappen - 3. Räikkönen - 4. Ricciardo - 5. Kvyat

Das war Q1: Alle Augen waren während der ersten Qualifying-Sitzung auf Sebastian Vettel gerichtet: Ferrari musste nach Problemen im 3. Freien Training die Power Unit an seinem Boliden wechseln. Allerdings konnte Vettel sofort rausgehen und schien keine Probleme zu haben. Vettel fährt den Rest des Wochenendes mit Power Unit Nummer eins, die ihm schon in Melbourne zum Sieg verholfen hat.

Vorne an der Spitze meldete sich Lewis Hamilton mit Streckenrekord zurück: Der Brite setzte mit 1:41,983 Minuten ein ordentliches Ausrufezeichen. Max Verstappen fehlten als Zweitem schon mehr als 0,5 Sekunden. Vettel hatte als Sechster bereits knapp eine Sekunde Rückstand. Dabei fuhren alle Piloten ihre schnellste Rundenzeit auf den Supersofts.

Bitter lief es für Jolyon Palmer: Der Renault-Pilot konnte nach seinem Motorschaden im 3. Freien Training gar nicht erst teilnehmen. Fernando Alonso hätte den Sprung ins Q2 wahrscheinlich geschafft, hatte aber auf seiner schnellen Runde einen Red Bull vor sich. So scheiterte Alonso knapp an der starken Zeit von Pascal Wehrlein. Romain Grosjean schied als 17. aus, Marcus Ericsson und Stoffel Vandoorne hinter ihm.

Qualifying - Session 1
Zwischenfälle:Fehlanzeige
ausgeschieden:16. Alonso - 17. Grosjean - 18. Ericsson - 19. Vandoorne - 20. Palmer
Top-5:1. Hamilton - 2. Verstappen - 3. Räikkönen - 4. Ricciardo - 5. Kvyat

Die Strafen: Carlos Sainz nimmt nach der Kollision in der Startphase des Kanada GP vor zwei Wochen noch eine Strafversetzung von drei Positionen mit. Schlimmer hat es allerdings die beiden McLaren-Piloten erwischt: Nach unzähliger Wechsel sämtlicher Power-Unit-Komponenten wird Alonso um 40 Plätze, Vandoorne um 35 Plätze nach hinten versetzt. Beim Belgier wurde zudem das Getriebe unplanmäßig gewechselt.

Die Schnell-Analyse:Dass Mercedes - und vor allem Lewis Hamilton - so fulminant zurückkommen, ist überraschend. Die Silberpfeile haben über Nacht das Auto so umgebaut, dass die Reifen viel besser in das Betriebsfenster kamen. Einmal im Sweet Spot, war Mercedes unschlagbar. Der Vorsprung ist besorgniserregend. Red Bull war erneut stark, musste sich aber von Ferraris Qualifying-Modus und Ricciardos Fahrfehler geschlagen gaben.