Erst Robert Kubica selbst, jetzt auch Renault. Nachdem der Pole nach seinem ersten F1-Test seit sechs Jahren vor gut einer Woche in italienischen Medien gesagt hatte, er fühle sich wieder bereit für ein Formel-1-Comeback, bestätigt das französische Werksteam nun diesen Eindruck.

In Kubica stecke noch die nötige Performance für eine F1-Rückkehr. "Nach dem, was ich in den Statistiken und den Daten gesehen habe, ist die Pace da. Das ist sicher", sagte Renaults Sportdirektor Alan Permane dem polnischen TV-Sender 'Eleven Sports'. "Ich hatte ohnehin nie den geringsten Zweifel an seiner Pace", ergänzte Permane.

Einzig Kubicas Durchhaltevermögen sei für ihn fraglich gewesen. Immerhin hatte sich der Pole seit seinem furchtbaren Rallye-Crash Anfang 2011 wegen schlimmer Verletzungen des rechten Arms bei diversen Racing-Projekten immer wieder einmal schwergetan. "Ich wusste nicht - und ich denke nicht, dass er es wusste -, ob er physisch in der Lage wäre, zu fahren und, mehr als nur das, viel zu fahren", sagte Permane. "Er hat ja Einiges gefahren. Simulatoren, GP3 früher dieses Jahr als Vorbereitung für das jetzt hier, aber wir wussten nicht wirklich, was sein Limit sein würde."

Robert Kubica auch physisch ohne Probleme

Während des Tests mit einem modifizierten 2012er Lotus in aktuellen Renault-Farben vergangene Woche in Valencia spulte Kubica jedoch stattliche eineinhalb Renndistanzen ab - ohne Probleme. "Ehrlich gesagt ist es sehr gut gelaufen", bestätigte nun Permane. "Er war schnell. Er hat ein paar Longruns absolviert, ein paar Shortruns, Qualifying- und Rennsimulationen und es ist alles sehr gut gelaufen. An diesem Dienstag in Valencia hat er einen fantastischen Job gemacht!", lobt der Renault-Mann.

Auch am Auto habe man für Kubicas besondere Bedürfnisse nicht groß umbauen müssen. "Nur eine sehr, sehr kleine Modifizierung am Lenkrad zum Schalten. Wir haben einfach Up- und Downshift auf die gleiche Seite gepackt", berichtete Permane. "Das war nichts, nur eine kleine Software-Änderung für uns. Es hatte nicht die geringste Auswirkung."

Während Permane Kubica zumindest in Sachen Pace also generell die F1-Rückkehr zutrauen würde, ist er mit Blick auf Kubicas rechte Hand trotz Valencia jedoch noch nicht abschließend überzeugt. Zwar erfordert der Circuit Ricardo Tormo bereits einiges in puncto Einlenken und Richtungswechsel, doch gebe es noch ganz andere Herausforderungen. "Es gibt noch viele andere Kurse und ob er auf diesen körperliche Einschränkungen haben wird, weiß er momentan nur selbst", sagte Permane. "Fall er weitergehen möchte, wäre das der nächste Schritt."

Robert Kubica fehlt die Superlizenz, Foto: Renault
Robert Kubica fehlt die Superlizenz, Foto: Renault

Kubica im Renault doch keine zwingend einmalige Sache

Weitergehen? Anders als Kubica selbst hatte Renault doch bislang weitere Projekte mit dem Polen negiert. "Es war ein einmaliges Event für Robert", stellte Permane noch einen Tag nach dem Test in einer Presseaussendung des Rennstalls klar. Inszwischen - nach dem Blick in die Daten - scheint sich Renault da aber offenbar nicht mehr ganz so sicher zu sein. Permane: "Wir sind noch in Kontakt geblieben und haben über alles mögliche gesprochen, das wir in Zukunft machen könnten." Geplant sei aktuell allerdings nichts. "So viel kann ich da gerade nicht sagen. Aber ich würde nicht sagen, dass wir in Zukunft nichts mehr machen werden ..."

Der Traum des ganz großen Wunders vieler Fans - die tatsächliche (schnelle) Rückkehr des einstigen Supertalents Robert Kubica in ein F1-Stammcockpit - erscheint aktuell jedoch recht weit hergeholt. So sehr Jolyon Palmer bei Renault auch unter Zugzwang stehen mag - Robert Kubica fehlt eine Superlizenz, noch dazu sämtliche dafür erforderlichen Punkte. Ohnehin hatte Renault eigentlich einen großen Medienrummel, so Permane, vermeiden wollen. Wahrscheinlicher erscheint daher zunächst ein Engagement Kubicas in Estone. "Ich weiß, dass er ein paar andere Simulatioren gefahren ist und vielleicht ist das etwas, über das wir für die Zukunft nachdenken können", sagte Permane.