Es war wieder Hammertime in der Formel 1! Lewis Hamilton hat sich eindrucksvoll zurückgemeldet im Kampf um die Weltmeisterschaft. Sechster Sieg in Kanada, der 56. seiner F1-Karriere, dazu der insgesamt vierte Grand Slam - Mercedes hat mit dem Doppelsieg, komplettiert durch Valtteri Bottas, das Debakel von Monaco vor zwei Wochen vergessen gemacht.

Gerade für Hamilton kam Montreal genau recht, der Circuit Gilles Villeneuve als seine absolute Paradestrecke. Der Kurs, wo er vor genau zehn Jahren seine erste Pole und den ersten Sieg eingefahren hatte. Mindestens genauso gut wie der Triumph an diesem Sonntag: Titelrivale Sebastian Vettel verpasste als Vierter erstmals in dieser Saison das Podium.

Rückschlag für Ferrari

"Das war ein großer Rückschlag für Ferrari", fand Hamilton im Siegestaumel. "Valtteri hat fantastische Arbeit abgeliefert - unser erster Doppelsieg - das sind wichtige Punkte fürs Team. Dabei wird Hamilton vermutlich nicht in erster Linie interessieren, dass die Silberpfeile den großen Gegner aus Maranello in der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft wieder überholt haben, wo Mercedes nun mit acht Punkten führt.

Zuletzt in Monaco war Ferrari erstmals ein Doppelsieg gelungen - sehr zu Hamiltons Unwohlsein, der nach zahlreichen Problemen nicht über den siebten Platz hinausgekommen war. "Wenn Ferrari uns so etwas zufügt, dann ist das ein Rückschlag", sagte Hamilton und suchte einen Vergleich zum Boxsport: "Wie ein rechter Haken. Aber der Schlagabtausch geht das ganze Jahr so weiter. Wir hoffen einfach, dass wir wie Mayweather sind."

Lewis Hamilton feiert seinen sechsten Sieg beim Kanada GP, Foto: Sutton
Lewis Hamilton feiert seinen sechsten Sieg beim Kanada GP, Foto: Sutton

Hamilton so: Verdammt!

Hamiltons Fokus dürfte vielmehr auf der Fahrer-WM liegen. Vettel führt weiter mit 141 Zählern, doch Hamilton machte 13 Punkte gut und liegt mit 129 Zählern auf der zweiten Position. Für ihn war das Kanada-Rennen ein echter Spaziergang, während sich Vettel nach einem frühen Schaden von ganz hinten nach vorne durchkämpfen musste. Unter den Augen von Hamilton, der das Treiben seines Gegners sehr genau beobachtete.

"Ich wusste das ganze Rennen, wo er war", sagte der Brite. "Ich habe es auf den TV-Bildschirmen gesehen. Er war Siebter, dann Sechster, dann Fünfter - und plötzlich Vierter. Ich dachte: Verdammt! Es wäre besser gewesen, wenn er Fünfter geworden wäre. Aber trotzdem, er war bis jetzt immer Erster oder Zweiter. Gut, dass er jetzt mal Vierter wurde. Denn vielleicht sind sie nächstes Mal wieder superschnell."

Mercedes gelingt der erste Doppelsieg in der F1-Saison 2017, Foto: Sutton
Mercedes gelingt der erste Doppelsieg in der F1-Saison 2017, Foto: Sutton

Wolff wünscht Vettel nichts Schlechtes

Nach dem bisherigen Saisonverlauf übt sich Mercedes in Zurückhaltung. Kein Wunder mit einem Toto Wolff an der Spitze, der das Glas lieber halb leer als halb voll betrachtet. Kein Wunder auch nach all den Problemen, die abwechselnd bei Hamilton und Bottas auftraten. "Wir müssen auf dem Boden bleiben", forderte der Mercedes-Teamchef. "Sebastian hatte Pech, dass er am Anfang verloren hat. Es gab aber nicht einen Moment im Rennen, wo ich gehofft habe, dass er da hinten bleibt. Es kommt, wie e kommt."

Vettel gelang zwar Schadensbegrenzung, doch ein weiteres so sehr erhofftes Strecken-Duell mit Hamilton blieb aus. Dabei hätte sich vor allem Hamilton gefreut, es auf seiner besten Strecke mit dem Ferrari aufzunehmen. Er sei für den Kampf bereit gewesen, versicherte der dreifache Weltmeister. Hamilton: "Wenn ihm ein guter Start gelungen wäre, dann wäre es um die Pace gegangen. Immer wenn er eine schnellere Runde fährt, muss ich das auch machen. Ich hatte mich auf den Kampf gefreut, aber es sollte nicht sein."

Die nächste Chance auf einen direkten Schlagabtausch wartet in zwei Wochen beim Großen Preis von Europa. Gelingt Vettel auf dem Stadtkurs der vierte Saisonsieg? Der vierfache Champion am Sonntag nach dem Rennen in Montreal: "Wenn das hier jetzt ein Hin war, dann ist Baku hoffentlich wieder ein Her. Wir hätten hier ein besseres Ergebnis rausfahren können, aber unter den Umständen war es in Ordnung."