In Monaco hatten Kimi Räikkönen und Valtteri Bottas am Samstag in den Garagen von Ferrari beziehungsweise Mercedes noch die Hosen an - zwei Wochen später wurden sie von Sebastian Vettel und Lewis Hamilton regelrecht überrollt. Im Zeittraining von Montreal landeten die beiden Finnen zwar geschlossen in der zweiten Startreihe, gegen ihre Stallgefährten hatten sie jedoch nicht den Hauch einer Chance.

Für Räikkönen bedeutete der vierte Startplatz die sechste teaminterne Qualifying-Niederlage in dieser Saison - und das, nachdem der Iceman 2016 das Duell noch mit 11:10 für sich entschieden hatte und zuletzt in Monaco seine erste Pole Position seit Frankreich 2008 einfuhr. Auch in Montreal wäre laut ihm mehr drin gewesen. "Auf meiner letzten schnellen Runde hatte ich viel Speed, doch in der zweiten Kurve machte ich einen Fehler", erklärt Räikkönen den beachtlichen Rückstand 0,463 Sekunden auf Vettel.

"Ich habe mich danach noch etwas verbessert, aber ich konnte keine richtig gute Runde mehr daraus machen. Ich habe den Preis für meinen Fehler bezahlt", fügt der Finne an. "Wenn du auf einer Strecke wie dieser eine Kurve verhaust, verlierst du massiv an Zeit. Der zweite zu zahlende Preis war damit der Rückstand von 0,793 Sekunden auf Polesitter Hamilton.

Nach guten Leistungen in den Trainingssessions kam der Einbruch im Zeittraining für Räikkönen durchaus überraschen: "Unser Auto war hier bisher sehr gut, nur im Qualifying hatten wir auf einmal etwas zu kämpfen." Offenbar ließ sich der Pirelli-Pneu für den Weltmeister von 2007 nicht so handhaben wie bisher: "Es war heute etwas schwieriger als gestern, ein gutes Gefühl für den Reifen aufzubauen."

Bedenken, am Rennsonntag den Anschluss an die Konkurrenz nicht halten zu können, macht sich der 37-Jährige deshalb aber nicht: "Im Rennen ist es hier oft sehr hektisch und es kann viel passieren. Du weißt hier wirklich nie, denn es ist einer dieser Orte, an dem sich die Dinge schnell ändern können."

Bottas und Räikkönen haben 2017 meist das Nachsehen hinter ihren Teamkollegen, Foto: Sutton
Bottas und Räikkönen haben 2017 meist das Nachsehen hinter ihren Teamkollegen, Foto: Sutton

Bottas von Hamilton düpiert

Noch schlechter als für Räikkönen lief es für den Finnen in Mercedes-Diensten. Valtteri Bottas landete auf Platz drei zwar vor dem Konkurrenten im Ferrari, verlor jedoch ganze 0,718 Sekunden auf Teamkollege Hamilton. Im Qualifying-Duell hat der Brite mit 4:3 zwar erst jetzt die Nase wieder leicht vorne, doch der Rückstand auf dem Circuit Gilles Villeneuve ist trotzdem eine ziemliche Hausnummer. "Ich habe wirklich alles gegeben, doch es war ein schwieriger Tag für mich", resümiert Bottas.

Schon am Vormittag lief es für Bottas eher schlecht als recht. "Ich habe mit der Balance des Autos gekämpft und war schon im 3. Freien Training nicht ganz glücklich", so der Sieger des diesjährigen Russland-GP. Die daraufhin für das Qualifying gemachen Setup-Änderungen schienen zunächst vielversprechend. "Wir haben ein paar Änderungen am Auto vorgenommen und es hat sich im Zeittraining auch viel besser angefühlt", so Bottas weiter.

Als es im letzten Segment des Qualifyings jedoch darauf ankam, war sein Vertrauen in den Mercedes-Boliden wieder dahin: "Im Q3, als ich die letzten paar Hundertstel aus dem Auto quetschen musste, war es auf einmal wieder sehr instabil. Ich habe einfach keine Runde zusammenbekommen." Obwohl Bottas dieses Jahr bereits sowohl die erste Pole als auch den ersten Sieg seiner Karriere feiern konnte, kann er nicht leugnen, dass ihm der Kampf gegen Hamilton alles abverlangt.

"Du versuchst immer neue Limits zu finden, aber besonders jetzt als Teamkollege von Lewis und auch im Kampf gegen Seb und Kimi, versuchst du es umso mehr. Das ist aufregend, aber heute habe ich nicht alles erreicht", so der 27-Jährige. Aus der zweiten Startreihe rechnet er sich jedoch gute Chancen aus, im Rennen das Blatt wieder zu wenden. "Die Long Run-Pace scheint okay zu sein. Ich erwarte also wieder ein enges Rennen mit Ferrari.