Die Fronten zwischen McLaren und Honda verhärten sich immer weiter. Am Rande des Kanada Grand Prix munkelt man im Fahrerlager bereits von einer vorzeitigen Trennung noch während der Saison. Dieses Szenario, das schon länger die Runde macht, scheint immer realistischer zu werden. Auslöser war ein schonungsloses Interview von McLaren-Chef Zak Brown in dieser Woche.

Im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Reuters zeigte er sich enttäuscht von Hondas Unvermögen, geplante Updates in Montreal zu bringen und betonte, dass sich McLaren ein weiteres Jahr wie dieses nicht antun werde.

Hondas Antwort auf die Beschwerde

Auf der Gegenseite zeigte Hondas Motorenchef Yusuke Hasegawa Verständnis für Browns deutliche Worte in Richtung des Partners. "Natürlich sind wir frustriert angesichts der aktuellen Situation", sagte er am Freitag in Montreal. "Unsere Teamergebnisse sind enttäuschend. Kein Wunder, dass es da Beschwerden gibt. Wir können nur versuchen, unser Bestes zu geben und wollen weiter in die gleiche Richtung gehen."

Dass McLaren in Kanada ohne die erhofften Updates auskommen muss, hatte Brown auf die Palme gebracht. Hasegawa: "Es ist unglücklich, dass wir sie nicht überzeugen können, dass wir dazu in der Lage sind. Aus Sicht der Ergebnisse, der Performance und der Zuverlässigkeit brauchen wir Verbesserungen. Wir tun alles dafür." Ob sich Brown damit besänftigen lässt?

Auch in Kanada hat McLaren Probleme, Foto: Sutton
Auch in Kanada hat McLaren Probleme, Foto: Sutton

Keine Versprechungen

Ob Honda in der Lage ist, beim kommenden Rennen in Baku den neuen Motor zu bringen, wollte Hasegawa jedenfalls nicht versprechen. Überhaupt gebe es keine Versprechungen seitens Honda. "Wir versuchen, den Motor so früh wie möglich zu updaten", sagte er. "Und wenn wir fertig sind, dann bringen wir ihn. Leider ist das hier nicht geschehen."

Bei all den Problemen dürfte es nicht geholfen haben, wie sich McLaren am Freitag in den Trainings präsentierte. Rückkehrer Fernando Alonso verpasste das Ende des 1. Trainings wegen eines Hydrauliklecks und verlor wegen Reparaturarbeiten viel Zeit am Nachmittag. "Ich dachte: Das kann doch nicht wahr sein", ärgerte sich der Spanier. "Wir wissen, dass unsere Position hier eher unten ist, irgendwas zwischen Platz zehn und zwölf."

Die Fronten zwischen McLaren und Honda sind verhärtet, Foto: Sutton
Die Fronten zwischen McLaren und Honda sind verhärtet, Foto: Sutton

Schon wieder Probleme

Mit Platz sieben im 2. Training fand Alonso zumindest ein versöhnliches Ende nach einem weiteren problematischen Freitag. Teamkollege Stoffel Vandoorne überstand das Auftakt-Training unbeschadet, musste aber wegen eines Problems mit der MGU-H an der Power Unit nachmittags vorzeitig Feierabend machen. "Schade, hoffentlich wird es morgen besser", sagte der Belgier nur.

Es waren weitere kleine Stolpersteine auf dem Weg zur großen Lösung. Um die Sommerpause herum wird sich entscheiden, ob sich McLarens und Hondas Wege trennen. Dann beginnen die Arbeiten für das 2018er Auto - die Motoren-Zukunft muss also geklärt sein. Eine Rückkehr zum alten Partner Mercedes steht im Raum. "Wir haben einen Plan B, einen Plan C, wir haben mehrere Pläne", ließ Brown vielsagend zur BBC durchblicken.

En Wechsel zu Mercedes steht für 2018 im Raum, Foto: Sutton
En Wechsel zu Mercedes steht für 2018 im Raum, Foto: Sutton

McLaren fordert mehr Risiko

Aktuell plane McLaren zwar mit Honda für 2018, doch es müssten sich bestimmte Dinge ändern. Brown müsse das Gefühl haben, dass Honda in der Lage ist, einen entscheidenden Fortschritt zu schaffen. Es müsse sich stetig etwas verbessern. In Kanada war das nicht der Fall. "Nein", bestätigte Alonso in einem Wort. Brown pflichtete bei: "Aktuell fahren wir nicht gut, wir beenden die Rennen nicht und das darf nicht mehr passieren."

Im Vergleich zur aktuellen Arbeitsweise müsse sich etwas ändern, forderte Brown und sprach von einem höheren Risiko-Einsatz: "Wenn man weiter das Gleiche macht, erhält man die gleichen Resultate. Man kann nicht das Gleiche tun und Änderungen erwarten."

Alonso vor Absprung

Das weiß auch Alonso, der aktuell um seine Zukunft pokert. Am Donnerstag setzte er McLaren quasi die Pistole auf die Brust. Ein Sieg bis September, ansonsten sei er weg, wie es der zweifache Weltmeister formulierte. Eine relativ unmöglich umzusetzende Forderung, wusste auch Alonso, und ruderte ein wenig zurück. Dennoch: Die Zeichen stehen auf Abschied. Nur dramatische Veränderungen können den Spanier wohl dazu bewegen, 2018 ein weiteres Jahr für McLaren zu fahren.