Amerika-Auftakt für die Formel 1! Beim Kanada GP in Montréal gast die Königsklasse erstmals mit den neuen Boliden jenseits des Atlantiks an. Auf dem Vollgas-Kurs Circuit Gilles Villeneuve haben die Teams in der Vergangenheit häufig Upgrades in Sachen Power Unit gebracht. Auch 2017? Mit welcher Form geht es für die zehn Rennställe nach Kanada? Wer hat welche Probleme, wer welche Ziele? Und was sagt die Statistik?
Motorsport-Magazin.com schafft den Überblick - von Ferrari bis McLaren.

Wissenswertes über den Kanada GP (01:06 Min.)

Ferrari in Kanada: Top-Favorit

SiegePolesSchn. RundenPodiumPunktekm geführt
Ferrari1169333563426
Sebastian Vettel1314111785
Kimi Räikkönen1-4260118

  • Probleme: Turbo-Angst, Räikkönen grimmig
  • Zielsetzung: Doppelsieg bestätigen
  • Vettel: "Kanada ist eine ganz andere Strecke."

Wer soll Ferrari in Kanada aufhalten? Vielleicht die Technik. Sebastian Vettel fährt bereits den vierten Turbo des Jahres. Muss die Scuderia Nummer fünf einbauen, droht eine Gridstrafe. Allerdings betont Ferrari, die bisher verwendeten Turbos seien nicht defekt, könnten noch eingesetzt werden. Ein Upgrade jedoch ist straffrei nicht mehr drin. Nicht auszuschließen, dass die Roten deshalb eine überholfreundliche Strecke wie Kanada dafür wählen. Andeutungen in diese Richtung gibt es aber nicht. Bleibt der Blick auf die Performance: In Monaco hatte Mercedes keine Chance gegen Ferrari. Vor allem wegen der Reifen, Stichwort Arbeitsfenster bzw. Ultrasoft bei Lewis Hamilton. In Kanada kommen nun die exakt gleichen Mischungen zum Einsatz. Damit hatte sich Ferrari nicht nur in Monaco, sondern auch in Russland und Australien deutlich leichter getan.

Form-Check: Ferrari ist die (ultrasofte) Nummer 1

Ferrari ist rattenscharf auf den zweiten Doppelsieg in Folge, Foto: Ferrari
Ferrari ist rattenscharf auf den zweiten Doppelsieg in Folge, Foto: Ferrari

Mercedes in Kanada: Reifenrätsel gelöst?

SiegePolesSchn. RundenPodiumPunktekm geführt
Mercedes2315149807
Lewis Hamilton 55-61251230
Valtteri Bottas---236-

  • Probleme: Arbeitsfenster, Ultrasoft (Hamilton)
  • Zielsetzung: Konter gegen Ferrari
  • Hamilton: "Es wird schwer mit den Reifen."

Mercedes rätselt nach wie vor, geht es um die weichsten Reifen im Sortiment. Besonders das Arbeitsfenster bereitet den Silberpfeilen Sorgen, Lewis Hamilton klagt zusätzlich über ein veritables Problem mit den Ultrasofts, verpasste in Monaco das Q3. Valtteri Bottas indes zauberte nur dank einer Überrunde P3 im Qualifying herbei, im Rennen musste er sich aber nicht nur um Längen Ferrari, sondern auch Red Bull geschlagen geben. Das habe aber nicht nur an den Reifen, sondern auch der Strecke gelegen. "Monaco ist einzigartig, da gehts um Downforce und mechanischen Grip", so Bottas. "Kanada ist ganz anders. Ich denke, dass Kanada schwieriger für sie wird." Red Bull sollte Mercedes trotz identer Reifenmischungen wie in Monaco aber im Griff haben. Ferrari dagegen erscheint erstmals fast schon außer Reichweite - es sei denn, Mercedes besänftigt eine Diva namens W08.

Form-Check: Mercedes muss 'nur' die Reifen verstehen, dann ist der W08 eine Waffe

Besonders Lewis Hamilton muss das Rätsel um den Ultrasoft lösen, Foto: Sutton
Besonders Lewis Hamilton muss das Rätsel um den Ultrasoft lösen, Foto: Sutton

Red Bull in Kanada: Mehr Rückstand wegfeilen

SiegePolesSchn. RundenPodiumPunktekm geführt
Red Bull2326180798
Daniel Ricciardo 1--13113
Max Verstappen----12-

  • Probleme: Power
  • Zielsetzung: Schadensbegrenzung
  • Ricciardo: "Das ist genau meine Art von Strecke."

Nach zwei recht starken High-Downforce-Rennen in Spanien und Monaco beginnt für Red Bull Racing nun eine Phase in der Saison, die den österreichischen Boliden weit weniger schmeckt. Kanada, Österreich und zum Teil Aserbaidschan betonen weit mehr die Stärken von Mercedes und Ferrari. Entsprechend dürfte sich das "massive Upgrade" zum Spanien GP, so Max Verstappen, in Montréal weniger bemerkbar machen. Zumal Daniel Ricciardo schon in Spanien abgeschlagen hinter Vettel und Hamilton ins Ziel kam. Der Australier wurde nur Dritter, weil Räikkönen und Bottas ausgefallen waren. Manövrieren sich Mercedes (Fragezeichen Reifen) und Ferrari (Fragezeichen Turbo) also nicht erneut selbst in Probleme, ist Red Bull die klare Nummer drei. Heißt: Alles mitnehmen, was geht, auf die zweite Saisonhälfte hoffen.

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In Monaco konnte Red Bull Mercedes am Ende überlisten, Foto: Mercedes-Benz
In Monaco konnte Red Bull Mercedes am Ende überlisten, Foto: Mercedes-Benz

Force India in Kanada: Eine neue Serie starten

SiegePolesSchn. RundenPodiumPunktekm geführt
Force India----29-
Sergio Perez---116-
Esteban Ocon------

  • Probleme: Keine
  • Zielsetzung: Monaco-Fiasko ausbügeln
  • Fernley: "Wir werden in Montréal stark zurückkommen."

Sowohl für Sergio Perez als auch für Force India insgesamt endete in Monaco eine fast schon unendliche Serie von Punkteresultaten. Der Mexikaner verzockte durch einen Crash ein weiteres Top-Ten-Ergebnis, Esteban Ocon war nach einem Plattfuß chancenlos. Damit blieb der Rennstall erstmals 2017 ohne Punkte. Noch dazu war die Konkurrenz - zumindest Hauptkonkurrent Toro Rosso - in Monaco stärker. Sorgen machen muss sich Force India deshalb aber nicht. Der Vorsprung des WM-Vierten auf die Jungbullen ist mit 24 Punkten noch immer beruhigend. Noch dazu spielte in Monaco der Kurs Toro Rosso einfach viel besser in die Karten. In Kanada sollte das schon wieder ganz anders aussehen.

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Force India ist trotz Monaco-Schlappe weiter die Spitze des Mittelfelds, Foto: Sutton
Force India ist trotz Monaco-Schlappe weiter die Spitze des Mittelfelds, Foto: Sutton

Toro Rosso in Kanada: Monaco-Glanz schwer zu bestätigen

SiegePolesSchn. RundenPodiumPunktekm geführt
Toro Rosso----24-
Carlos Sainz ----2-
Daniil Kvyat----2-

  • Probleme: Keine Nennenswerten
  • Zielsetzung: Platz 5 verteidigen
  • Tost: "Neun Punkte vor Williams sind sehr positiv."

Toro Rosso hat sich durch ein starkes Resultat von Carlos Sainz in Monte Carlo - P6 vor Lewis Hamilton! - etwas Luft im Duell um Platz fünf mit Williams verschafft, liegt jetzt neun Punkte vor der Mannschaft aus Grove. Aber das ist noch immer ein dünnes Polster, bedenkt man, dass die Konkurrenz dank Mercedes-Power in Kanada wieder deutlich stärker auffahren dürfte. Und das gilt nicht nur für Williams, sondern auch Force Inda. Deren Sergio Perez verdarb übrigens ein noch besseres Monaco-Ergebnis, indem er Danill Kvyat in Rassecasse rasierte. Für Top-10-Ergebnisse sind die Jungbullen also immer gut, auch in Kanada - was schon reichen dürfte, um den Posten in der WM zu halten.

Form-Check: Sainz ist bärenstark, Kvyat muss nachlegen

Carlos Sainz ist und bleibt richtig stark drauf, Foto: Red Bull
Carlos Sainz ist und bleibt richtig stark drauf, Foto: Red Bull

Williams in Kanada: Starker Kurs für die Grove-Truppe

SiegePolesSchn. RundenPodiumPunktekm geführt
Williams788201921940
Felipe Massa --1-3426
Lance Stroll------

  • Probleme: Nur ein Fahrer macht Punkte, Bremsen
  • Zielsetzung: Mit beiden Autos in Top-10
  • Stroll: "Nach Hause zu kommen wird etwas sehr Besonderes sein."

Licht und Schatten für Williams in Monaco. Endlich gab es im Fürstentum mal Punkte für die Truppe aus Grove. Dumm nur, dass Toro Rosso ganze sechs mehr geholt hat. Immerhin Renault rückte Williams durch eine Nullnummer nicht näher auf die Pelle. Dennoch: Der Trend zeigt bei den weißen Autos nach unten, auch die Monaco-Punkte kamen eher glücklich zustande. Vor allem, weil bislang nur Felipe Massa das Punktekonto füllt. Doch welch besseren Zeitpunkt als sein Heimrennen könnte es für Lance Stroll geben, das zu ändern? Die Chancen stehen gut: Kanada lag Williams in den vergangenen Jahren gut, Mercedes-Power lässt grüßen. Mögliches Problem: Schon in Monaco hatte das Team mit den Bremsen zu kämpfen. Und die sind in Kanada besonders gefordert.

Form-Check: Williams braucht jetzt beide Fahrer, um den Anschluss nicht zu verlieren

Lance Stroll muss allmählich Punkte statt Schrott liefern, Foto: Sutton
Lance Stroll muss allmählich Punkte statt Schrott liefern, Foto: Sutton

Renault in Kanada: Erlöst sich Palmer?

SiegePolesSchn. RundenPodiumPunktekm geführt
Renault112250543
Nico Hülkenberg ----18-
Jolyon Palmer------

  • Probleme: Palmer völlig außer Form
  • Zielsetzung: Punkte mit beiden Autos
  • Palmer: "Es hat sich viel besser angefühlt als P11."

Zweimal in Folge hatte Renault nach zwei Punkten in Bahrain dank Nico Hülkenberg die Punkteausbeute in Russland und Spanien jeweils verdoppeln können, dann der Rückschlag beim Monaco GP: Hülkenberg schied mit Getriebedefekt aus. Renault war nicht einmal überrascht, wusste genau auf Risiko zu spielen. Doch hatte man sich mit einer Strafversetzung im engen Monaco keine Chance auf Punkte ausgerechnet. Für Teamkollege Jolyon Palmer indessen war nach erneut schwachem Qualifying im Rennen nicht mehr als P11 drin. Damit wartet der Brite weiter auf den ersten WM-Punkt, inzwischen wirft Renault wohl genauer ein Auge auf das Leistungsvermögen Palmers. Die Pace des Boliden selbst jedoch zeigt konsquent nach oben. Das muss sie auch: Statt dem anvisierten Ziel - P5 in der Teamwertung - näher zu kommen, ist durch den eigenen Nuller in Monaco sogar Haas gleichgezogen. Eine verbesserte Power Unit gibt es in Kanada aber nicht.

Form-Check: siehe Williams, grundsätzlich aber mit sukzessivem Fortschritt

Die Macht ist bei Renault nur mit Nico Hülkenberg, Foto: Sutton
Die Macht ist bei Renault nur mit Nico Hülkenberg, Foto: Sutton

Haas F1 in Kanada: Bremslastiger Kurs + Grosjean = Spannung!

SiegePolesSchn. RundenPodiumPunktekm geführt
Haas F1------
Romain Grosjean---1194
Kevin Magnussen----2-

  • Probleme: In Kanada ziemlich sicher die Bremsen
  • Zielsetzung: Punkte hamstern
  • Magnussen: "In Kanada brauchst du dicke Eier."

Haas erreichte in Monaco mit P8 und P10 das erste Mal in der noch kurzen Team-Geschichte die Top-10 mit beiden Autos. In der Konstrukteurswertung verharren die US-Boys damit zwar auf P8, haben aber nach Punkten mit Renault gleichziehen und sich ein leichtes Polster auf Sauber und McLaren verschaffen können. Besonders freut das Team die konstantere und vorhersehbarere Performance gegenüber dem Vorjahr. "Wir sind bereits viel stabiler als vergangenes Jahr", sagt Teamchef Günther Steiner. 2016 ging es bei Haas entweder richtig weit nach vorne oder es lief einfach gar nichts. 2017 jedoch lag das Team zumindest in Sachen Pace in jedem Rennen bis auf Russland auf Punktekurs. In Melbourne war Romain Grosjean 'nur' durch einen Defekt um Zählbares gebracht worden. Um jenen Grosjean muss man sich in Kanada nun jedoch sorgen: Kaum ein Kurs geht so gewaltig auf die Bremsen wie der Circuit Gilles Villeneuve - ein Bereich, der den Franzosen traditionell besonders plagt. "Es ist nicht unsere größte Stärke", gesteht Grosjean. "Aber wir werden besser."

Form-Check: Haas ist im Aufwind, doch die Konkurrenz schläft nicht

Kommt Bremsproblem-Fahrer Romain Grosjean in Kanada zurecht?, Foto: Sutton
Kommt Bremsproblem-Fahrer Romain Grosjean in Kanada zurecht?, Foto: Sutton

Sauber in Kanada: Update verstehen

SiegePolesSchn. RundenPodiumPunktekm geführt
Sauber---140-
Pascal Wehrlein ------
Marcus Ericsson------

  • Probleme: Update noch nicht im Griff
  • Zielsetzung: Zu Spanien-Form zurückfinden
  • Wehrlein: "Alle Checks erledigt. Sehe euch in Montréal!."

Sauber erlebte nach einem überraschend starken Spanien GP mit P8 für Pascal Wehrlein in Monaco einen bösen Rückfall. Trotz endlich großer Updates am C36 fuhren die Schweizer hinterher. Doppel-Null! Doch auch ohne den kuriosen Wehrlein-Abschuss durch Jenson Button und Marcus Ericssons Crash unter Safety-Car-Bedingungen wäre für die Truppe von Teamchefin Monisha Kaltenborn im Fürstentum bei weitem nichts Zählbares zu holen gewesen. Sportlich fuhr Sauber schlicht fernab von Gut und Böse. Hintergrund: Im sehr speziellen Monte Carlo war es kaum möglich, die neuen Teile unter Live-Bedingungen richtig zu verstehen. "Du brauchst eine gewöhnliche Strecke, um die Updates richtig zu verstehen und das Auto entsprechend abzustimmen. Hoffentlich kommen wir damit in Kanada weiter", erklärte Ericsson im Exklusiv-Interview mit Motorsport-Magazin.com. Klappen könnte es: Der Circuit Gilles Villeneuve ist zwar ebenfalls ein Straßenkurs, doch deutlich näher dran an klassischer Rennstrecke als Monte Carlo. Noch wichtiger: Wehrlein hat sich bei seinem Crash nichts getan, ist in Montréal am Start.

Form-Check: Schwierig. Versteht Sauber das Update, sollte das Mittelfeld in Sicht kommen.

Pascal Wehrlein ist nach kuriosem Monaco-Unfall wieder fit, Foto: Sutton
Pascal Wehrlein ist nach kuriosem Monaco-Unfall wieder fit, Foto: Sutton

McLaren in Kanada: Schafft Honda das Update?

SiegePolesSchn. RundenPodiumPunktekm geführt
McLaren131111293202825
Fernando Alonso112368449
Stoffel Vandoorne------

  • Probleme: Honda
  • Zielsetzung: Erste Punkte 2017
  • Brown: "Ich bin sicher, dass es neue Frustrationen geben wird."

Neuen Frust erwartet McLarens Executive Director Zak Brown bei Fernando Alonsos Rückkehr ins F1-Cockpit. Der Indy-Ausflügler kann sich nach seinem US-Abenteuer immerhin endlich einmal Reisestrapazen sparen. Weit ist der Weg nicht nach Montréal. Für sein Indy-Projekt war der Spanier zuvor wie wild durch die Gegend gejettet. Viel geändert hat sich in der Zwischenheit bei McLaren nicht. Weiter wartet das Team auf Punkte, weiter macht Honda Sorgen. Das Chassis allerdings scheint Stück für Stück nach vorne zu gehen. Nach Alonsos Q3-Einzug in Spanien gelang das in Monaco auch Jenson Button und Stoffel Vandoorne. Doch Grid-Strafen und Crashes brachten das Team um den Punktelohn. Gut möglich also, dass McLaren bei einem sauberen Wochenende in Kanada in Punktenähe kommt. Aber: Der Kurs ist wesentlich Power-lastiger als Monaco und Spanien. Die große Hoffnung, ein eigentlich angekündigtes Upgrade Hondas, könnte sich aus Zeitgründen in Luft auflösen.

Form-Check: Das McLaren-Chassis sieht immer stärker aus, die Power Unit ...

Duell mit Mercedes? Trotz Aufwärtstrend nur ein Traum für McLaren, Foto: Mercedes-Benz
Duell mit Mercedes? Trotz Aufwärtstrend nur ein Traum für McLaren, Foto: Mercedes-Benz