Lewis Hamilton kam im Qualifying zum Monaco GP nicht über Platz 14 hinaus. Weil Jenson Button strafversetzt wird, geht Hamilton von Startplatz 13 aus ins Rennen. Teamkollege Valtteri Bottas hingegen kam bis auf 0,045 Sekunden an die Pole-Zeit von Kimi Räikkönen heran und wurde Dritter. Schon im Q1 hatte Hamilton Probleme, im Q2 verlor er im ersten Versuch sogar fast das Auto. Nur mit größter Mühe konnte er einen Einschlag an der Unfallstelle von Lance Stroll in Massenet vor dem Casino verhindern.

Auch im zweiten Versuch im Q2 auf frischen Ultrasofts kam Hamilton nicht richtig auf Pace. Seine letzte Runde wurde zudem vom Unfall von Stoffel Vandoorne torpediert. Ob die Runde allerdings gereicht hätte, ist fraglich. Auch am späten Samstagnachmittag war Hamilton noch ratlos: "Wir wissen noch immer nicht, was los war. Es ist ein großes Rätsel."

"Sicher ist nur eins", so Hamilton. "Es ist ein Reifenproblem." Vom 2. Freien Training am Donnerstag an hatte der Brite Probleme damit, die Reifen im richtigen Temperaturfenster zu halten. Vor allem die Performance des eigenen Teamkollegen gibt Hamilton zu denken. "Wir verstehen es aktuell nicht, vor allem warum es bei anderen funktioniert. Wir wissen nicht, ob es ein Fehler ist, ein Defekt oder sonst etwas."

Hamilton und Bottas mit gleichem Setup

Beim Setup gibt es zwischen Bottas und Hamilton keine Unterschiede, Mercedes baute nach der zweiten Trainingssitzung beide Autos wieder um. "Unsere Fahrstile sind auch ähnlich", so Hamilton. Schon beim Russland GP in Sochi hatte der dreifache Weltmeister Probleme mit der Reifentemperatur, während sein finnischer Teamkollege das Rennen gewinnen konnte. Dort allerdings waren die Temperaturdifferenzen an der Reifenoberfläche deutlich größer als an diesem Wochenende in Monaco.

Am Wagenlenker, da ist sich Hamilton sicher, liegt es nicht, Foto: Sutton
Am Wagenlenker, da ist sich Hamilton sicher, liegt es nicht, Foto: Sutton

Viele Fahrer haben Probleme damit, Vorder- und Hinterachse gleichzeitig auf Temperatur zu bringen. "So einfach ist unser Problem aber nicht", wiegelt Hamilton ab. Während einer Runde befanden sich die Pneus mal im, mal außerhalb des Fensters.

Für Mercedes Motorsportchef Toto Wolff ist das Mysterium nicht ganz so groß: "Wir scheinen es zu verstehen, wir verstehen nur nicht, warum wir am Wochenende einen Schritt zurück gemacht haben." Das Fenster, in dem der Mercedes funktioniert ist deutlich kleiner als das Fenster, in dem der Ferrari funktioniert. "Unser Auto ist eine Diva", scherzt Wolff.

Kleine Unterschiede haben beim Mercedes einen großen Effekt auf die Performance. Obwohl die Setups von Hamilton und Bottas identisch waren, schienen Nuancen im Fahrstil große Unterschiede gemacht zu haben - nicht zum ersten Mal. Es ist auffällig, dass beide Mercedes oft weit auseinander sind. In Russland und Monaco hatte Hamilton Probleme, in Bahrain und Spanien konnte Bottas im Rennen Hamiltons Pace nicht mitgehen.

Hamilton: Ich bin nicht das Problem

Doch Hamilton sieht das Problem nicht bei sich, wie er Motorsport-Magazin.com erklärte: "Wir müssen gemeinsam daran arbeiten. Ich fahre das Auto nicht schlecht, nicht hier. Ich arbeite zusammen mit dem Team, frage bei allem, ob ich es vielleicht anders machen soll. In der Session habe ich beispielsweise gefragt, ob meine Outlap schnell genug war - und sie war genau gleich schnell (wie Valtteris). Es müssen andere Dinge sein."

Für das Rennen hat Hamilton wenig Hoffnung. Überholen sollte in Monaco mit den neuen, breiteren Autos erst recht unmöglich sein. Weil Hamilton nicht ins Q3 kam, darf er sich die Reifen am Start aussuchen. Er könnte theoretisch mit den Supersoft-Pneus losfahren, auf ein frühes Safety-Car hoffen und dann sofort auf Ultrasoft wechseln. "Ich hatte heute schon das Gefühl, auf den härteren Reifen gefahren zu sein", meint der Mercedes-Pilot geknickt. "Ich habe aber größtes Vertrauen in unsere Strategieabteilung, die werden das richten."

Eine Hoffnung hat der WM-Zweite allerdings: "Ich hoffe, dass Valtteri das Rennen gewinnt, wir brauchen die Punkte für die Konstrukteurswertung." Ganz uneigennützig denkt Hamilton da natürlich nicht: Teamkollege Bottas soll Vettel Punkte wegnehmen, damit der Ferrari-Pilot in der Fahrerweltmeisterschaft nicht davonzieht.

Teamchef Toto Wolff hat aber seine Zweifel, ob der Silberpfeil bei der Pace wirklich auf Ferrari-Niveau ist: "Wir haben Sebastians (Vettel) Runde nicht ganz gesehen, ich glaube, er hatte ein paar kleine Fehler drinnen. Das war nicht die ganze Ferrari-Pace. Und eine richtige Ricciardo-Runde haben wir heute auch nicht gesehen."