Seit der Übernahme der Formel 1 durch Liberty Media hat sich bereits einiges getan. Die Renn-Veranstaltungen werden Fan-freundlicher abgehalten, die Aktivitäten in den Sozialen Medien haben deutlich zugenommen. Doch das sind nur die ersten, kleinen Schritte. Auch kommerziell will Liberty neue Wege gehen. In den vergangenen Tagen tauchten Gerüchte auf, wonach die neuen Rechteinhaber der Königsklasse das bis 2020 laufende Concorde Agreement in der derzeitigen Form nicht mehr neu aushandeln wollen.

Das Concorde Agreement regelt unter anderem die Verteilung der Einnahmen auf die einzelnen Teams. Für 2021 gäbe es derzeit noch kein Konstrukt, das die Struktur der Formel 1 vorgeben würde. Liberty Media plant aber den Gerüchten zufolge ein unbefristetes Vetragswerk zu schaffen, das Grundprinzipien der Formel 1 definieren soll. Darunter soll auch eine deutlich gleichmäßigere Verteilung der Einnahmen fallen. Besonders die opulenten Bonuszahlungen an die großen Teams wie Ferrari sollen ein Ende finden zugunsten der kleineren Teams.

Preisgelder der Formel-1-Saison 2015 in Millionen US-Dollar:

Team (WM-Platz)GesamtLeistungBonusAnteil
Ferrari (2.)1928710519,90%
Mercedes (1.)171977417,72%
Red Bull (4.)144707414,92%
Williams (3.)8373109,02%
McLaren (9.)8250328,50%
Force India (5.)6767-6,94%
Lotus/Renault (6.)6464-6,63%
Toro Rosso (7.)5757-5,91%
Sauber (8.)5454-5,60%
Manor (10.)4747-4,87%
Summe965670295100%

Haas: Sozialismus nicht die Lösung

Was sich nach einem guten Plan anhört, stößt aber ausgerechnet bei einem Vertreter eines kleinen Teams - Gene Haas - auf Zurückhaltung. Der Besitzer des Haas-Teams hält nichts davon, das Geld einfach umzuverteilen. "Seit wir in diesem Business die Neulinge sind, ist unser Einnahmestrom aus der Formel 1 quasi nicht vorhanden. Daher wäre alles, was wir bekommen können, sehr willkommen. Aber ich denke, wir müssen sehr, sehr vorsichtig sein, wie wir den Reichtum verteilen. Es gibt hier einige Teams, die seit 50 Jahren dabei sind und dadurch einfach ein Mitspracherecht verdient haben, wie man die Gelder verteilt", meint Haas.

Ferrari profitiert besonders von den Bonuszahlungen, Foto: Sutton
Ferrari profitiert besonders von den Bonuszahlungen, Foto: Sutton

Zu diesen Teams zählt ganz besonders Ferrari, die als einziges Team seit Bestehen der Formel 1 ununterbrochen Teil der Königsklasse sind. Zudem dürfe der Leistungsgedanke laut Haas nicht auf der Strecke bleiben. "Ich sage nicht, dass die kleineren Teams nicht mehr verdienen, aber ich sage weiterhin, dass die Top-Teams mehr verdienen. Man kann nicht einfach willkürlich umverteilen, denn wenn man Rennen gewinnt, sollte das auch belohnt werden und nicht in einer sozialistischen Struktur enden", verleiht er seiner Meinung Nachdruck.

Wenn dieses Element berücksichtigt wird, habe Haas aber nichts gegen eine Neuverhandlung. Denn aus der NASCAR, wo er seit vielen Jahren dabei ist, merkt er, wie schnell einem Team durch fehlende Sponsoren wichtige Gelder wegbrechen können. "Die Team-Besitzer stehen auf der untersten Stufe des Einnahmestroms und sie bekommen Probleme, wenn die Zuschauerzahlen zurückgehen, wenn die Sponsoren sich zurückziehen", sagte der Amerikaner.

"In der NASCAR ist es sehr schwierig geworden. Man stellt fest, dass Teams, die auf Sponsoren angewiesen sind, es immer schwerer haben, einen Großsponsor zu finden. 25 Millionen Dollar, das wäre ein großer Sponsor. Aber das ist heute quasi nicht existent", erklärt Haas die Problematik. Statt Sponsorengelder müssten die Teams viel mehr auf TV-Gelder bauen können. "Es gibt eine große Nachfrage seitens der Medien. Die Frage ist, wie dieses Geld verteilt wird. Aber leider können die Teams darauf keinen großen Einfluss nehmen, da wir die Formel 1 nicht besitzen", beklagt Haas.

Neale: Liberty hat die richtigen Leute

Eine Veränderung der Strukturen innerhalb der Formel 1 wünscht sich auch Jonathan Neale, COO von McLaren. Für ihn habe das aktuelle Geschäftsmodell ihren Zenit erreicht. "In den vergangenen 15 bis 20 Jahren hat die Formel 1 als Einheit gut funktioniert, aber was uns in diese Position gebracht hat, bringt uns nicht weiter. Die Welt verändert sich, das Geschäft verändert sich, die Partnerschaften wie auch das Kommerzielle", meint Neale.

Jonathan Neale blickt optimistisch in die Zukunft, Foto: Sutton
Jonathan Neale blickt optimistisch in die Zukunft, Foto: Sutton

Im Zuge der zahlreichen finanziellen Probleme, die die Teams in den vergangenen Jahren durchleben mussten - Manor ging pleite, Sauber stand kurz davor, Force India ist auch nicht auf Rosen gebettet -, beklagt Neale die fehlende Nachhaltigkeit. Die Ideen von Liberty findet er daher "aufregend. Ich denke, sie haben die richtigen Leute beisammen", schätzt er.

Doch diese dürften jetzt nicht die Fehler der Vergangenheit wiederholen. "Wenn sie das tun, was die Formel 1 historisch getan hat, was bedeutet: das große Bild sehen, aber davon nur einen kleinen Anhaltspunkt wählen und sich dann über die Konsequenzen wundern, dann wird es schwer. Aber es scheint für mich so, dass das große Bild bedacht wird und wir werden sehen, was das für uns bedeutet", ist Neale aufgeschlossen für die Zukunft.