Ein Viertel der Formel-1-Saison 2017 ist gefahren und noch immer steht Lance Stroll ohne Punkte da. Währenddessen sammelte Williams-Teamkollege Felipe Massa nicht nur 18 Zähler, sondern bügelte den Rookie auch in allen anderen Statistiken mühelos und konsequent. Entsprechend reißt im Paddock die harte Kritik an Youngster Stroll nicht ab.

Schon vor Saisonstart wurde geargwöhnt, der Sohn von Milliardär Lawrence Stroll sei nur aufgrund der dicken Geldbörse seines Vaters ins F1-Cockpit von Williams katapultiert worden. Dass Stroll zuvor durchaus dominant zum Titel in der Formel-3-Meisterschaft gefahren war, wurde gerne einmal vergessen. Aller möglicher Hilfe und Bevorzugung zum Trotz: Umsetzen musst du es als Fahrer am Ende noch immer selbst.

Doch in der Formel 1 will genau das Stroll bislang nicht gelingen. Schon bei den Testfahrten sorgte Stroll mehr für negative Schlagzeilen als Glanzlichter, auch beim Saisonauftakt in Australien lief es kaum besser. Weiter und weiter prasselte die Kritik, Stroll erklärte das nach Melbourne schlicht mit Neid. Neidische Menschen, die einen aus den falschen Gründen nicht leiden könnten, gebe es immer.

Stroll und der Nachteil des reichen Elternhauses

Nach weiteren schwachen Wochenenden und einem besonders bitteren Rennen zuletzt in Spanien als Höhepunkt, kannte Stroll mit dem Circuit de Barcelona-Catalunya doch endlich einmal eine Strecke aus dem Eff-eff, reiben sich die Kritiker nun schon wieder die Finger. Der Grand Prix im Leitplanken-Dschungel von Monaco steht an - wie gemacht für ein neues Low-Light aufseiten Strolls.

Den aber lässt all das völlig kalt. Im Gegenteil: Stroll fühlt sich sogar bestens unterhalten. "Mit meinem Hintergrund machen mich die Leute eben nieder wenn ich gewinne - und wenn ich verliere versuchen sie es auch. Ich akzeptiere das, finde das eigentlich fast ein bisschen lustig", sagt Stroll in Monte Carlo. "Ich kann all das nicht beeinflussen. Ich fokussiere mich darauf, was ich machen kann und genieße meine Zeit in der F1 und die Erfahrungen."

Damit nicht genug. Noch dazu wisse er ganz genau, was er könne. Als Nasenbohrer sieht sich Stroll selbst freilich nicht. "Ich habe meine Meisterschaften gewonnen auf dem Weg hierhin!", stellt der Kanadier klar. "Jetzt bin ich hier und es sind gerade einmal die ersten fünf Rennen gefahren. Es ist ein bisschen tricky gewesen, aber das ändert nicht gleich alles. Es liegt noch immer eine lange Saison vor mir."

Lance Stroll Saisonstart lief alles andere als glänzend, Foto: Sutton
Lance Stroll Saisonstart lief alles andere als glänzend, Foto: Sutton

Stroll: Rückstand auf Massa kleiner als es scheint

Noch dazu habe nicht nur er allein Fehler gemacht und so zur deutlich schlechteren Bilanz gegenüber der anderen Williams-Garage beigetragen. "Es gab schon die eine oder andere Gelegenheit, in die Punkte zu fahren. Aber ich hatte in gewissen Rennen einfach Pech", meint Stroll. Zu Kaschieren versucht der Rookie seinen Anteil am dürften WM-Rang 17 jedoch nicht. "In Russland habe ich in Runde eins einen Fehler gemacht", gesteht Stroll, ärgert sich aber über die verpasste Chance. "Da wären Punkte drin gewesen, denn ich bin damit noch immer Elfter geworden."

Neben Pech und manchem Fahrfehler leide er jedoch weiterhin vor allem unter dem in der Formel 1 so schwierigen Reifenmanagement. Das mache den Löwenanteil seines Rückstandes auf Massa aus. So groß wie manch einer glauben machen will sei der Abstand jedoch nicht einmal. "Ich denke, ich bin manchmal sehr nah an Felipe dran gewesen. Man darf nicht die Zeit am Ende der Session nehmen. Wenn er ins Q3 kommt und für mich im Q2 Schluss ist, dann verbessert sich die Strecke ja nochmal um eine halbe Sekunde. Dann sieht es insgesamt wie eine Sekunde oder so aus. Ich bin in vielerlei Hinsicht in einem Delta, das ich mir zum Saisonstart erhofft hatte", sagt Stroll.

MassaStroll
Top-1030
Punkte180
WM-Pos.917
Schnitt-Startplatz7.214.2
Schnittplatzierung9.613.5
Bester Startplatz610
Bestes Ergebnis611
Ausfälle03
Qualiduell50

Fürchte dich nicht: Stroll zum ersten Mal in Monaco

Angst vor einem neuen, harten Rückschlag in Monaco hat Stroll nun indessen nicht. "Je mehr Erfahrung du hier hast, desto einfacher wird es. Aber ich möchte nicht negativ an die Sache herangehen und von vornherein sagen, dass ich zu kämpfen haben werde", sagt Monaco-Jungfrau Stroll. "Grundsätzlich denke ich, dass es neu und herausfordernd ist. Das wird Zeit brauchen."

Um den Prozess zu beschleunigen setzt Stroll erneut auf Lehrmeister Massa. "Er hat mir ein paar Dinge über die Strecke verraten, sodass ich vielleicht schneller ein besseres Gefühl dafür bekomme und mich daran gewöhne. Zum Beispiel die Entwicklung der Strecke über das Wochenende hinweg", berichtet Stroll dankbar. "Es ist toll, Felipe zu haben. Ich nehme ihn als meine Referenz und versuche meinen Fahrstil an F1-Autos anzupassen und auf einen besseren Level zu kommen. Er hat viel Erfahrung und ist sehr offen, Informationen mit mir zu teilen. Denn er will das Team nach vorne bringen. Das hilft am Ende ja beiden Fahrern." Doch muss selbst Routinier Massa sich in Monaco umgewöhnen. "Es wird das erste Mal mit den breiteren Autos sein, wir müssen uns auf dieser extrem engen Strecke an diese neue Größe anpassen", sagt der Brasilianer.

Strolls Erfahrungen mit Straßenkursen im Formel-3-Auto (Pau, Macau) hingegen würden ihm wohl kaum etwas bringen. "Ich bin noch nie ein F1-Auto auf einem Straßenkurs gefahren. Ich bin sicher, dass es da Unterschiede geben wird. Das ist immer etwas anders", sagt Stroll auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com.

Vorschau: Das erwartet die F1 in Monaco (04:40 Min.)

Videogaming & Simulator schlagen Straßenkurs-Erfahrung

Auch die Strecken selbst würden eine völlig andere Charakteristik aufweisen. "Pau verzeiht dir etwas mehr, weil es da einen Bürgersteig gibt. Hier ist es direkt die Leitplanke. In Pau streifst du den Bürgersteig immer ein bisschen wenn du pushst, aber hier gibt es das nicht, hier ist es nur die Leitplanke. Da wird dir nichts vergeben", berichtet Stroll. "Außerdem war das eine im F3-Auto und das hier ist jetzt im F1-Auto. Das ist extrem anders. Ich denke, ich kann da nicht viele Erfahrungen aus Pau auf hier übertragen."

Wichtig sei daher, Runden ohne Ende zu drehen und sich Stück für Stück dem Limit zu nähern. "Um dann richtig zu pushen, wenn es drauf ankommt", sagt Stroll. "Aber wenn die Leitplanken so nah sind, bleibt kein Platz für Fehler. Also ist es wichtig, sich an schnelle Runden heranzutasten."

Vorbereitet habe er sich auf Monaco ansonsten völlig normal. "Ich habe das Rennen einige Male angeschaut und kenne die Strecke aus Videospielen. Aber ich gehe immer für ein paar Tage in den Simulator bevor ich zu einem Rennen aufbreche, sodass ich alles ganz frisch im Kopf habe. Die Details kann ich mir dann beim Track Walk mit meinen Ingenieuren aneignen", beschreibt Stroll sein Programm.

Nur im Wohnzimmer Fahrrad gefahren hat Stroll offenbar nicht. Nelson Piquet, Williams-Legende und Urheber dieses berüchtigten Monaco-Vergleichs, möge es ihm verzeihen.