Sehen und gesehen werden. In Monaco steht das Glitzer- und Glamour-Highlight des Jahres an. Neben viel Prominenz abseits der Piste gibt es auch wieder 20 Fahrer, die sportlich für Schlagzeilen sorgen wollen. Motorsport-Magazin.com liefert die sportlichen Brennpunkte vor dem Rennen im Fürstentum.

Brennpunkt #1: In welche Richtung schlägt das WM-Pendel?

Mercedes und Ferrari liefern sich weiterhin ein wildes Hin und Her in der Weltmeisterschaft. Das Pendel schlug in Spanien wieder in Richtung Mercedes aus, wenngleich Sebastian Vettel das Rennen über weite Strecken anführte. In Monaco wird es aller Voraussicht nach wieder auf einen Zweikampf der beiden Top-Teams hinauslaufen. Prognosen sind dabei nur schwerlich zu treffen. Eine Strecke wie Monaco wurde in diesem Jahr noch nicht befahren.

Vorschau: Das erwartet die F1 in Monaco (04:40 Min.)

Der Mercedes-Bolide verfügt über einen extrem langen Radstand, was in den engen Gassen des Fürstentums eigentlich zu Lasten der Wendigkeit gehen sollte. Eigentlich, denn in einem ähnlich engen letzten Sektor in Barcelona war Mercedes klar schneller als Ferrari. Im Gegenzug können sich die Silberpfeile dort nicht auf ihre Extra-Power im Qualifying verlassen, denn nirgendwo spielt die Motorleistung eine derart untergeordnete Rolle, wie in Monaco. Ein weiteres spannendes Wochenende ist angerichtet.

Brennpunkt #2: Setzt Red Bull ein Ausrufezeichen?

Oder kann doch noch ein drittes Team mitmischen? Red Bull war im vergangenen Jahr klar die stärkste Kraft in Monaco, doch man schmiss den Sieg fahrlässig und selbstverschuldet weg. In dieser Saison könnte das Rennen ein Rettungsanker sein, denn bislang hinkt Red Bull den eigenen Ansprüchen gewaltig hinterher. Das Auto ist zu langsam, der Motor zu schwach. Letzteres ist in Monaco wie oben beschrieben nicht tragisch. Doch Traktion und Grip sind Schlüsselelemente für ein erfolgreiches Wochenende. Barcelona machte in dieser Hinsicht Mut.

Apropos Mut: Dieser ist in Monaco ohnehin gefragt. Wer riskiert, gewinnt. Mit Max Verstappen hat Red Bull dafür den richtigen Fahrer, doch sein letzter Monaco-Auftritt beinhaltete null Punkte und drei Unfälle. Die Fähigkeiten, in Monaco zu glänzen, hat der junge Niederländer aber auf alle Fälle. Und auch Daniel Ricciardo ist ein Kandidat für die ganz vorderen Plätze. Er war das Opfer seines eigenen Teams, als er 2016 endlose Sekunden auf die Reifen beim Boxenstopp warten musste. Der sicher geglaubte Sieg war futsch. Man wird sehen, ob der Australier in die Position kommt, sich die Punkte zurückzuholen.

Bislang in dieser Saison ist Red Bull etwas neben der Spur, Foto: Sutton
Bislang in dieser Saison ist Red Bull etwas neben der Spur, Foto: Sutton

Brennpunkt #3: Breite Autos in engen Gassen

Nagelprüfung für die neuen Autos. Um 20 Zentimeter sind die neuen Boliden der Generation 2017 in die Breite gewachsen. Und in Monaco könnte das ein echtes Thema in puncto Zweikämpfen werden. Denn statt dirty air könnten schlichte mathematische Gründe das Überholen unmöglich machen. Schon in den letzten Jahren brauchte man viel Courage und einen mitdenkenden Kontrahenten, damit ein Überholmanöver auch gelingt und nicht in den Leitplanken endet.

Bei der diesjährigen Ausgabe könnte der Platz nun komplett ausgehen. Dabei ist es nicht nur das Chassis allein, dass den Zugewinn an Breite ausmacht. Auch die deutlich breiteren Reifen tragen ihren Teil dazu bei. "Es macht einen Unterschied. Die Strecke ist enger. Man merkt es im Zweikampf, dass die Streckenbreite eine Rolle spielt", bilanziert Daniel Ricciardo seine bisherigen Erfahrungen in den neuen Autos. Man darf gespannt sein, wie viel Platz den Fahrern in Monaco zur Verfügung steht.

Zweikämpfe könnten in Monaco zu einem Problem werden, Foto: Sutton
Zweikämpfe könnten in Monaco zu einem Problem werden, Foto: Sutton

Brennpunkt #4: Wie schlägt sich Kurzzeit-Rückkehrer Button?

Fernando Alonso weilt in den USA, daher feiert Jenson Button sein Ein-Rennen-Comeback in der Formel 1. Als Teil der 'innovativen Drei-Fahrer-Strategie' bei McLaren war seine Berufung ohnehin keine Überraschung. "Als der Anruf von Eric [Boullier; Anm. d. Red.] kam, musste ich nicht lange zögern. Es ist eine einmalige Situation und eine tolle Gelegenheit. Ich freue mich, für eines der verrücktesten, unvorhersehbaren und aufregendsten Rennen des Jahres zurückzukehren", sagte Button.

Einige Fragezeichen aber stehen hinter seinem Auftritt. Er ist noch keinen Meter in den neuen Autos gefahren, die Vorbereitung erfolgte alleine über den Simulator in Woking. "Auch wenn ich noch nicht hinter dem Lenkrad des MCL32 saß, fühle ich mich gut vorbereitet", wiegelt Button ab. Unter Druck steht Button jedenfalls nicht, ganz im Gegensatz zu Stoffel Vandoorne. Bislang hatte er gegen Fernando Alonso keine Chance. Fährt aber auch Button dem Belgier um die Ohren, wird sich Vandoorne Fragen gefallen lassen müssen.

In Abu Dhabi 2016 fuhr Jenson Button sein bis heute letztes Rennen, Foto: Sutton
In Abu Dhabi 2016 fuhr Jenson Button sein bis heute letztes Rennen, Foto: Sutton

Brennpunkt #5: Wie kommen die Rookies zurecht?

Was die Betrachtung direkt auf das Thema Rookies längt. Fahrerisch ist die Strecke in Monaco eine der schwierigsten, weil einfach jeder Fehler sofort bestraft wird. Auslaufzonen gibt es nicht. Für Vandoorne bislang kein großes Problem, der Belgier produzierte keine Unfälle, sondern war schlicht zu langsam. Gut möglich aber, dass er - im Wissen um den Druck, der auf ihm lastet - das Risiko erhöht. Zumindest kennt Vandoorne den Leitplanken-Dschungel bereits aus GP2-Zeiten.

Davon kann Lance Stroll nur träumen. Der Kanadier fuhr in einem Rennauto noch nie auf dieser Strecke. Und im Gegensatz zu Vandoorne machte Stroll in dieser Saison bislang schon häufiger mit Unfällen von sich reden. Der Druck auf Williams ist groß, will man Force India nicht schon nach einem Drittel der Saison vollends aus den Augen verlieren. Während Felipe Massa immerhin schon 18 Punkte holte und immer in Q3 kam, steht Stroll noch bei null Zählern. Doch Vorsicht ist geboten. Übermut kann in Monaco schnell nach hinten losgehen.

Brennpunkt #6: Schließt Hamilton zu Senna auf?

Für Lewis Hamilton könnte es ein geschichtsträchtiges Wochenende werden. Holt sich der Brite am Samstag in Monaco die Pole Position, schließt er in dieser Kategorie zum legendären Ayrton Senna auf. Aktuell steht es noch 65 zu 64 für Senna. Auf Platz eins liegt Michael Schumacher mit 68 Poles. Ganz gleich, ob es schon in Monaco klappt: Vieles deutet darauf hin, dass sich Hamilton eher früher als später erst an Senna und in der Folge dann an Schumacher vorbeischiebt.

Wissenswertes über den Monaco GP (00:58 Min.)