Fernando Alonso durchlebt gerade ziemlich aufregende Wochen. Nach unfreiwilliger Kurzarbeit beim Russland GP bestand der McLaren-Pilot vergangene Woche seinen Rookie-Test für das Indy 500. Nach dem Spanien GP an diesem Wochenende geht es dann sofort zurück zum nächsten Indy-Test in die USA. Zurück im F1-Zirkus in Barcelona plaudert der Spanier im Vorfeld seines Heim-GP nun im Detail über nahe und fernere Zukunft.

"Wir haben in den ersten vier Rennen nicht unsere Leistung gebracht", legt Alonso mit seiner aktuellen F1-Realität los. "Wir müssen das Rennen hier mit beiden Autos beenden und Kilometer sammeln", fordert der Lokalmatador in Richtung Honda. Die durch ein geändertes Power-Unit-Konzept hervorgerufenen Zuverlässigkeitsprobleme haben die Japaner schließlich auch nach dem vierten Rennwochenende noch nicht im Griff.

Reaktionen: Alonso pfeift auf Monaco - Indy 500 here we come!: (01:50 Min.)

Alonso wettert kräftig gegen Honda

Offenbar ist nicht einmal genau klar, wie es in Russland bereits in der Einführungsrunde zum Ausfall kommen konnte. "Ich weiß noch immer nicht, was in Sochi genau passiert ist", sagt Alonso. "Wir hatten ein Problem mit dem ERS-System. Ich habe in der Formationsrunde ein paar Mal versucht, das ganze System neuzustarten, aber beim letzten Versuch ist das Auto nicht angesprungen", schildert der Spanier.

Eine Situation, die Alonso gewaltig wurmt. "Es ist für uns richtig schlecht, dass wir nicht in der Lage waren mit Stoffels Auto in Bahrain zu starten - und auf meiner Seite der Garage in Russland. Das ist völlig inakzeptabel", wettert Alonso regelrecht über Honda.

Einziger Lichtblick: Das Fahrerlebnis mit der aktuellen Boliden-Generation - wenn der Honda es denn einmal zulässt. "Es macht Spaß, diese 2017er Autos zu fahren. Sie sehen schön aus mit den großen Reifen", schwärmt Alonso - und kündigt an: "Nächstes Jahr will ich Rennen fahren, aber ich will auch gewinnen!"

Design für Alonsos Indy-Renner enthüllt: (00:46 Min.)

Alonso: McLaren bei Indy 500 nicht alles: Le Mans ruft!

Klares Bekenntnis zur F1? Zuletzt hatte Alonso noch angekündigt, erst nach der Sommerpause über seine Zukunft in der Königsklasse zu richten. Also steckt offenbar etwas anderes dahinter. Was, ist dann auch recht schnell klar. Gewinnen kann Alonso ja auch woanders. Zum Beispiel eben bei seinem Indy-500-Abenteuer. Dass er nicht davon ausgeht, gleich bei seinem Debüt in zwei Wochen zu triumphieren hat Alonso bereits zu genüge deutlich gemacht. Doch geht der Spanier nicht davon aus, dass es für ihn - und McLaren - bei nur einem Einsatz bleiben wird.

"Ich denke mit den Indy 500 wird es nicht nur dieses Jahr sein. Ich denke McLaren wird in Zukunft beim Indy 500 bleiben", erwartet Alonso. Doch damit längst nicht genug. Alonso macht sich darüber hinaus Hoffnung, sich seinen Traum von der Triple Crown (Siege in/bei Monaco, Indy 500 und 24h Le Mans) allein mit McLaren erfüllen zu können. Den Monaco-Sieg hat Alonso ohnehin schon in der Tasche, bleibt neben den 500 Meilen von Indianapolis also noch der 24-Stunden-Klassiker an der Sarthe.

Ron Dennis (l) und Zak Brown (r) verfolgen unterschiedliche Ansätze für die Marke McLaren, Foto: Sutton
Ron Dennis (l) und Zak Brown (r) verfolgen unterschiedliche Ansätze für die Marke McLaren, Foto: Sutton

Alonso über die neue McLaren-Philosophie

Alonso über sein Wunschszenario: "Ich denke, dass McLaren in Zukunft wieder bei den 24 Stunden von Le Mans starten wird - wie sie es schon in der Vergangenheit getan haben: Sie haben haben das Indy 500 gewonnen, dann haben sie Le Mans gewonnen. Das ist die größte Veränderung bei McLaren, die wir spüren können."

Damit spielt Alonso direkt auf den Wechsel in der Führungsetage von Ron Dennis zu Zak Brown an. "Zak will sich nicht nur auf die Formel 1 konzentrieren. Er will sich darauf konzentrieren, McLaren in verschiedenen Rennserien unterzubringen. Die wichtigste Angelegenheit ist natürlich, Autos zu verkaufen. Und um McLaren-Autos zu verkaufen, musst du neue Märkte öffnen - gerade die USA sind da der wichtigste", sagt Alonso.

Herabwürdigen will Fernando Alonso seinen früheren Chef damit jedoch keineswegs. "Ron hatte eine fantastische Zeit bei McLaren - mit jeder Menge Erfolg. Jetzt laufen die Dinge im Team, aber auch für euch außerhalb, mit Zak etwas offener. Der Zugang zu McLaren ist jetzt ein anderer", beschreibt Alonso die andere Philosophie. "Und der größte Unterschied mit Zak ist da eben die Vision der Marke McLaren, die etwas anders ausfällt. Er will den Namen McLarens in unterschiedlichen Welten und Kategorien bekannt machen."

Alonso: Priorität bleibt aber dritter F1-Titel!

Allen Rennserien-Flirts des 35-Jährigen zum Trotz: Wichtiger als der Gewinn seines dritten F1-Weltmeistertitels ist Alonso weiterhin nichts. "Ich mag diese F1. Meine Priorität ist, hier Rennen zu fahren. Um den Sommer herum muss ich überlegen, was ich nächstes Jahr machen will - ob ich andere Herausforderungen außerhalb der F1 suche oder, ob es in der F1 eine Gelegenheit gibt, den Titel zu gewinnen, was mein Hauptziel ist", erklärt Alonso.

Hier endet schließlich auch sein bedingungsloses Bekenntnis zu McLaren. Alonso macht seinem Rennstall mächtig Druck: "Ich bin zufrieden mit dem Team, aber wir gewinnen nicht. Falls wir von hier bis September, Oktober in eine Position kommen, von der wir eine klare Chance sehen, 2018 gewinnen zu können, dann wäre ich mehr als glücklich in diesem Team zu bleiben. Falls das nicht der Fall ist, wäre ich mehr als glücklich mit jedem anderen zu sprechen. Ich bin für so ziemlich alles offen"