Zum mittlerweile 27. Mal jährt sich der Spanien Grand Prix auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya. 1991 wurde der Bau fertiggestellt und seither hat der Kurs eine lückenlose F1-Historie. Mit fast 28 Jahren auf dem Buckel gilt die Anlage nach wie vor als einer der Prototypen einer modernen Grand-Prix-Strecke. Die Auslaufzonen sind im Vergleich zu neuen Kursen wie dem Sochi Autodrom im Schnitt allerdings wesentlich kleiner.

Daher wurde die Streckenführung über die Zeit etwas entschärft. 1995 gab es erste Modifikationen aus Sicherheitsgründen. Die tödlichen Unfälle von Ayrton Senna und Roland Ratzenberger führten diesbezüglich zu einem allgemeinen Umdenken über die Sicherheit der Strecken. 2004 gab es weitere Änderungen an Turn 10, 2007 musste sich Kurve 13 einer kleinen Schönheits-OP unterziehen. Beide Male sollte die Modifikation zu mehr Spannung sorgen. Die Streckenlänge beträgt seitdem 4,655 Kilometer. Der Kurs führt dabei durch neu Rechts- und sieben Linkskurven.

Das Streckenlayout des Circuit de Barcelona-Catalunya, Foto: Motorsport-Magazin.com
Das Streckenlayout des Circuit de Barcelona-Catalunya, Foto: Motorsport-Magazin.com

Paradestrecke für Testfahrten

Beim Bau der Strecke lag der Fokus ganz klar darauf, einen Grand-Prix-Kurs zu errichten. Doch im Lauf der Jahre zeigte sich, dass die Teams ihre neuen Boliden dort am effizientesten auf Herz und Nieren prüfen können. Deswegen ist der Circuit de Barcelona-Catalunya heute die am meisten befahrene Strecke der Königsklasse. Zwei Winter-Testfahrten und ein gesamtes Grand-Prix-Wochenende werden dort ausgetragen.

Doch nicht nur wegen des warmen Mittelmeerklimas ist die Strecke so beliebt. Denn auf keinem anderen Kurs ist Power und Abtrieb gleichwertig und gleich wichtig. Die 1,047 Kilometer lange Gerade zählt immer noch zu den längsten Geraden in der Königsklasse. Bei etwa 330 km/h folgt der härteste Bremspunkt des gesamten Kurses. Die erste Kurvenkombination, eine langgezogene Schikane, wird mit etwa 120 Stundenkilometern durchfahren. Am Start kann es eng werden, denn die Länge von der Start/Ziellinie bis zur ersten Kurve beträgt stolze 730 Meter - die längste Distanz im gesamten Rennkalender.

Die dritte Kurve ist eine weitere große Herausforderung und birgt Unfallpotenzial. Vergangenes Jahr kam es zwischen Kurve drei und vier zum berüchtigten Crash zwischen Lewis Hamilton und Nico Rosberg, im Jahr davor hatte dort Fernando Alonso bei den Wintertestfahrten einen schweren Unfall. Unter Volllast beschleunigen die Boliden in besagter Kurve von 180 auf 260 km/h. Dieses Jahr wird sich aufgrund der neuen Reifen und der neuen Aerodynamik noch einiges ändern.

Max Verstappens erster F1-Sieg 2016 in Barcelona, Foto: Red Bull
Max Verstappens erster F1-Sieg 2016 in Barcelona, Foto: Red Bull
Streckendaten
Länge: 4,655 km
Runden: 66
GP-Distanz: 307,230 km
Rundenrekord: 1:21.670 (Kimi Räikkönen, 2008)
Kurven: 16
Weg bis zur ersten Kurve: 726 m
Länge Boxengasse: 330 m
Zeit in Box bei 60 km/h: 22,0 Sekunden

Kompromisse im Setup

Ansonsten besteht die Strecke aus mittelschnelle bis schnellen Kurven. In den beiden 180°-Kurven 4 und 5 bleibt beim Anbremsen gerne mal das Vorderrad stehen. Gute Traktion ist im letzten Streckenabschnitt enorm wichtig. Der langsamste Sektor des Kurses besteht aus mehreren langsamen Kurven, in denen teilweise noch unter Lenkeinschlag beschleunigt wird.

Daher müssen die Teams auf ein ausgeglichenes Setup setzen. Defizite im Bereich der Power Unit müssen mit weniger Anpressdruck ausgeglichen werden, was wiederum einen Nachteil in den Kurven bedeutet. Doch auf den Geraden verliert man sonst zu viel auf die leistungsstarken Teams.

Startplatz enorm wichtig

Der Circuit de Barcelona-Catalunya zählt nicht gerade zu den Paradestrecken, was Überholen angeht. Richtig Action gibt es daher nur am Start, bis sich das Feld sortiert hat. Theoretisch bestehen Ende der Kurven 1 und 10 Überholmöglichkeiten, also am Ende der beiden DRS-Zonen der Strecke. Sonst zählt: Überholen klappt in der Regel nur dann, wenn dem Vordermann ein Fehler unterläuft.

Da der Streckenbelag äußerst rau ist, gleichzeitig aber auch guten Grip bietet, hat sich Pirelli einmal mehr für die drei härtesten Reifenmischungen entschieden - erstmals in der Saison. Daher werden im Gegensatz zum Russland GP mehr als ein Boxenstopp erwartet.

Unvergessene Momente

Moment 1: 1996 - Michael Schumacher gewann im strömenden Regen sein erstes Rennen für Ferrari. Nach einem schwachen Start von Position drei, kämpfte sich der Deutsche zurück und überholte in der 13. Runde Jacques Villeneuve im Kampf um die Spitze. Bei der Zieldurchfahrt hatte Schumacher einen Vorsprung von 45 Sekunden auf den Zweitplatzierten Jean Alesi.

Moment 2: 2001 - Mika Häkkinen sah in der letzten Runde, mit über 40 Sekunden Vorsprung auf Michael Schumacher, wie der sichere Sieger des Rennens aus - doch dann ereilte den Finnen wie aus dem Nichts ein Motorschaden. Wenige Kilometer vor dem Ziel musste er seinen McLaren Mercedes abstellen. Besonders erinnerungswürdig war auch die Geste Schumachers, der noch während der Ehrenrunde im Boxenfunk sein Mitgefühl für den Konkurrenten äußerte.

Moment 3: 2016 - Max Verstappen fuhr nach der Beförderung sein erstes Rennen für Red Bull. Nachdem sich die haushohen Favoriten Hamilton und Rosberg bereits in Runde eins aus dem Rennen kegelten, standen dem Niederländer Tür und Tor offen. Lange Zeit duelleierte er sich gegen den Ferrari-Piloten Kimi Räikkönen um den Sieg, blieb bis zum Schluss cool und holte seinen ersten und bis lang einzigen F1-Sieg.

David Coulthard brachte 2001 seinen gestrandeten Teamkollegen nach dem Rennen zurück an die McLaren-Box, Foto: Sutton
David Coulthard brachte 2001 seinen gestrandeten Teamkollegen nach dem Rennen zurück an die McLaren-Box, Foto: Sutton

Spanien GP: Die letzten Rennen

Jahr Sieger 2. Platz 3. Platz Pole Schn. Runde
2016 Max Verstappen Kimi Räikkönen Sebastian Vettel Lewis Hamilton Daniil Kvyat
2015 Nico Rosberg Lewis Hamilton Sebastian Vettel Nico Rosberg Lewis Hamilton
2014 Lewis Hamilton Nico Rosberg Daniel Ricciardo Lewis Hamilton Sebastian Vettel
2013 Fernando Alonso Kimi Räikkönen Felipe Massa Nico Rosberg Esteban Gutierrez
2012 Pastor Maldonado Fernando Alonso Kimi Räikkönen Pastor Maldonado Romain Grosjean