Die Resonanz war beeindruckend, nachdem Fernando Alonso bekanntgegeben hat, er würde den Monaco GP zugunsten eines Auftritts beim prestigeträchtigen Indy 500 sausen lassen. Nicht jeder konnte die Entscheidung nachvollziehen, viele standen nach der lang anhaltenden Flaute in Alonsos Karriere hinter dem zweifachen F1-Weltmeister. Lewis Hamilton beispielsweise kann den Ausflug seines ehemaligen Teamkollegen voll und ganz nachvollziehen. "Ich finde, es ist großartig, dass ein Fahrer das tun kann", so der Brite. Haas-Pilot Romain Grosjean hingegen kritisiert den fehlenden Fokus des Spaniers: "Für mich - wenn du 100 Prozent auf ein Team fokussiert bist - sagst du nicht 'Oh, jetzt ist Monte Carlo, ich will aber die Rallye machen'. Das ist kein gutes Beispiel. Ich würde es nicht tun, wenn ich wirklich meiner Sache verschrieben bin."

Ob der Spanier nun wirklich große Lust darauf hat, sich wieder in sein defektanfälliges und der Konkurrenz weitestgehend hinterherhinkendes Dienstfahrzeug zu setzen, darf angezweifelt werden. Zumindest scheint Alonso den Spaß am Rennfahren wiedergefunden zu haben. Beim sogenannten 'Rookie Orientation Practice' (ROP) konnte sich der McLaren-Pilot erstmalig die Hörner in einem Indycar-Boliden abstoßen. Der Testtag ist für alle Rookies im Indycar vorgeschrieben, um überhaupt am Rennen teilnehmen zu können.

Reaktionen: Alonso pfeift auf Monaco - Indy 500 here we come! (01:50 Min.)

Und Alonso war von der ersten Ausfahrt an schwer begeistert. "Das hat Spaß gemacht. Es war eine gute Art und Weise, um Speed aufzubauen", schwärmte er nach dem ROP. Zwar musste sich der Spanier zunächst auf das gänzlich unterschiedliche Umfeld anpassen, fand sich mit dem neuen Boliden aber schnell zurecht. Seine schnellste Runde fuhr Alonso mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 358,156 km/h. Damit fehlten ihm etwas mehr als vier Stundenkilometer auf den schnellsten Umlauf des letztjährigen Indy-500-Siegers Alexander Rossi.

Alonso hat in den Vereinigten Staaten also allein schon beim Test wieder Blut geleckt. Doch ob sich das positiv auf seine Motivation in der Königsklasse des Motorsports auswirken wird? Wohl eher im Gegenteil. Denn beim Spanien GP wird der Lokalheld wieder auf dem harten Boden der Tatsachen aufprallen. Nach dem Indy-500-Rennen wird sich der Unmut Alonsos über die Situation bei McLaren-Honda nur noch mehr verstärken. Gerüchte um einen vorzeitigen Teamwechsel oder gar einem endgültigen Abschied aus der Königsklasse halten sich hartnäckig. Alternativen gibt es mehrere. Ein Start für Porsche bei den 24 Stunden von Le Mans zum Beispiel. Weitere Indy-500-Teilnahmen will Alonso selbst nicht ausschließen. "Warten wir das Rennen ab. Am Montag nach dem Rennen werden wir sehen, wie sehr ich die Erfahrung genossen habe, wie konkurrenzfähig ich mich gefühlt habe und ob ich Spaß hatte, was für mich Priorität hat", so Alonso.