Die Bilanz McLaren-Hondas des Formel-1-Saisonstarts 2017 liest sich wie das Drehbuch eines Horrorfilms: Fernando Alonso weist nach vier Rennwochenenden noch immer keine Zielankunft auf, Stoffel Vandoorne kassierte zuletzt in Russland bereits die erste Strafversetzung im Grid. Die Ingenieure hatten sich genötigt gesehen, bereits beim vierten von 20 Grands Prix zwei der fünften Power-Unit-Elemente verbauen zu müssen. Insgesamt sind nur vier Bauteile jeder Art für die gesamte Saison gestattet, will man straffrei bleiben.

Übersicht der bereits genutzten Honda-PU-Komponenten

Fette Ziffer = Über dem erlaubten Kontingent

ICETCMGU-HMGU-KESCE
Fernando Alonso233211
Stoffel Vandoorne355333

ICE - Internal Combustion Engine, Verbrennungsmotor
TC - Turbo Charger, Turbolader
MGU-K - Motor Generation Unit - Kinetic
MGU-H - Motor Generation Unit - Heat
ES - Energy Store, Batterie
CE - Control Electronics, Steuergeräte

Noch dazu konnten sowohl Alonso (Russland) als auch Vandoorne (Bahrain) wegen Defekten je einen GP nicht einmal starten, McLaren steht bislang neben Sauber als einziges Team ohne jeden WM-Punkt mit der roten Laterne da. Ausgerechnet jenes Sauber, das jüngst einen Motorendeal mit Honda ab der Saison 201 verkündete. Eine Meldung, die in puncto McLaren sofort ein altes Gerücht zurückbrachte:

Neue, alte Gerüchte um McLaren-Rückkehr zu Mercedes

Geht Honda nur zu Sauber, weil es schon bald von McLaren gegangen wird - weil McLaren mit angeblichen Gesprächen mit Mercedes über eine Rückkehr zu Silberpfeil-Motoren erfolgreich gewesen ist?

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Zumindest gab es dieses Gerücht bereits nicht nur nach den schon desaströsen Testfahrten McLaren-Hondas, sondern auch während und nach dem nicht minder blamablen Saisonauftakt in Australien. Teils heizte McLaren die Spekulationen sogar selbst noch an, etwa durch Aussagen von Renndirektor Eric Boullier, McLaren würde mit einem Mercedes-Motor sofort Rennen gewinnen. Oder auch durch die Verpflichtung von Mika Häkkinen als Markenbotschafter - feierte der Finne seine größten Erfolge bei McLaren doch mit Mercedes-Power, blieb dem Hersteller auch später in der DTM treu.

Noch dazu hieß es plötzlich sogar, bereits in der laufenden Saison stehe eine Trennung von Honda zum Vorteil einer Mercedes-Rückkehr zur Debatte. Gerüchte, die Boullier zumindest nicht dementierte. Einige Wochen zuvor hatte sich der Renndirektor noch klar zu Honda bekannt - McLaren werde seinen Vertrag mit den Japanern erfüllen. Immerhin sei es ein langfristig angelegtes Projekt.

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Klares Dementi von McLaren-Boss Zak Brown

Doch jetzt also die neuen Spekulationen um Mercedes und McLaren. Gerüchte, angesichts derer sich nun McLarens Executive Director Zak Brown höchstpersönlich zu Klartext genötigt sieht. "Unser Auto bekommt keinen Mercedes ins Heck", stellt Brown bei Sky Sports News HQ auf die Frage, ob es zu einer Rückkehr zu dem deutschen Hersteller kommen könne, klar.

Mercedes hatte McLaren zwischen 1995 und 2014 bereits knapp zwei Jahrzehnte mit Motoren beliefert. Als McLaren-Mercedes feierte das Team unter anderem das WM-Doppel 1998/99 mit Mika Häkkinen, den ersten WM-Titel Lewis Hamiltons 2007 und schrammte mit Kimi Räikkönen weitere zwei Mal (2003/05) nur knapp am Championat vorbei.

Wirklich dominieren aber könne McLaren mit Mercedes nicht, schon gar nicht wenn es parallel ein Silberpfeil-Werksteam gebe. Das sei nur als Werksteam möglich, oder zumindest mit diesem Status wie aktuell mit Honda praktiziert, hatte Brown bereits im März erklärt.

Lässt sich Honda endlich helfen?

Eineinhalb Monate und jede Menge Frust später hat sich daran nicht viel geändert. Brown bleibt bei seinem klaren Bekenntnis zu Power-Unit-Partner Honda. "Natürlich sind die Formel-1-Ergebnisse gerade frustrierend, aber die Unternehmenskultur ist große Klasse, die Leute sind großartig und was die Dinge angeht, die wir tun: Wir sind mutig und treffen einige große Entscheidungen", sagt ein optimistischer Brown zu Sky. "Es ist großartige Arbeit mit dem Führungsgremium, die tolle Führungsarbeit für das ganze Unternehmen leisten."

Soweit könne McLaren also bereits gegenwärtig zufrieden sein. "Aber wir sind frustriert, dass wir keine Formel-1-Rennen gewinnen - und das wird sich über Nacht nicht ändern", beschreibt Brown die aktuell latenten, von Sauber-Teamchefin Monisha Kaltenborn im Interview mit Motorsport-Magazin.com als 'Momentaufnahme' bezeichneten, Probleme mit Honda realistisch. "Aber wir arbeiten hart und so wird es sich nur noch süßer anfühlen wenn wir wieder gewinnen", ergänzt Brown. Dabei helfen soll Spekulationen der vergangenen Wochen zufolge, dass Honda nun offenbar doch externe Hilfe - etwa von Mercedes und Ilmor-Spezialisten - annimmt. Bislang hatten sich die stolzen Japaner das noch immer konsquent verboten - angesichts der anhaltend unbefriedigenden Lage zum Unmut McLarens.

Stoffel Vandoorne im Interview - und auf der Strecke: (16:47 Min.)